Mondfinsternis 21.1.2019


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Die Mondfinsternis vom 21.1.2019 ist die letzte von Deutschland aus sichtbare totale Finsternis für die nächsten 10 Jahre. Da lohne es eine weitere Strecke zu fahren um dieses Ereignis zu verfolgen. Die Totalität sollte nur etwa eine Stunde dauern und nah am Horizont stattfinden. Der Austritt aus dem Kernschatten fiel in Süddeutschland mit dem Monduntergang zusammen. Die Wetterprognose war für München schlecht Im Voralpenraum sollte Staubewölkung den Blick versperren.

Besser waren die Aussichten für Oberfranken, doch hier drohte Hochnebel den freien Blick zu stören. Die Wasserkuppe in der Rhön hätte knapp über der Hochnebelgrenze liegen sollen. Etwas besser war die Prognose für die Alpensüdseite. Wegen des schönen Bergpanoramas erschien die Plose bei Brixen als vielversprechender Standort. Von dort gibt es einen freien Blick über das Eisacktal nach Südwesten.



Die Entscheidung für den Standort erwies sich als goldrichtig. Bei der Ankunft gegen 3 Uhr gab es noch genug Zeit um in Ruhe aufzubauen.
(c) Peter Slansky
Der Eintritt in den Kernschatten sollte erst um 5:41 erfolgen. Mit beginn der partiellen Phase kamen noch ein paar Mitbeobachter an. Es handelte sich um ´Nicht-Astronomen´ aus der Region die sich wunderten, dass wir extra von München aus angereist waren. Sie packten ihre Teleobjektive aus um ein Aufnahmen vom ´Blutmond´ zu schießen. Da es ´Nichtastronomen´ waren, fehlte ihnen die Ausrüstung um die Kälte durchzustehen. Die Temperaturen lagen unter -10 Grad. Das Thermometer an der Funkuhr hatte bei diesem Wert sein unteres Limit und schaltete sich ab. Wegen eingefrorener Füße verließen uns die Gäste noch vor dem Ende der Totalität und wir hatten den Berg wieder für uns allein.


Ein Ziel der Beobachtung war das Verhalten des Mondes im Infrarot auszumessen. Peter Slansky hatte dazu 2 Kameras mit einem Flip-Mirror kombiniert und an seinen 4 Zoll Refraktor angebracht. Verwendet wurden 2 Sony-7s. Die IR-Variante war ohne Sperrfilter und mit einem geeigneten Pass-Filter ausgestattet.

Schon in der partiellen Phase war das Auseinanderdriften der Kurven von Visuell und Infrarot zu verfolgen. In der Totalität gab es krasse Unterschiede die höher ausfielen als erwartet. Auf der Plose wurde der Himmel sehr dunkel und es waren viele Sterne zu sehen.


 Die Luft war sehr trocken und die Störung durch die Lichter im Eisacktal nicht gravierend. Zu Beginn der Beobachtung gab es ein paar horizontnahe Wolken, die sich aber vor dem erreichen des Mondes auflösten. Erst als beim Austritt der partiell verfinsterte Mond hinter den Bergen verschwand gab es ein paar dünne Wolkenstreifen, die jedoch nicht störten, sondern das Fotomotiv reizvoller machten.




Während der Totalität wurden mehrere Meteore gesichtet. Das hellste Exemplar fiel um 6:18 MEZ und konnte auch fotografiert werden.

(c) Peter Slansky

Um den 21.1. sind die schwachen Ströme der Gamma-Ursa-Minoriden und Delta-Cancriden aktiv. Es handelte sich bei dem fotografierten Meteor um eine Sporade, die keinem der beiden Radianten zugeordnet werden konnte.



In Nachhinein stellte sich heraus, das auch auf dem verfinsterten Mond in dieser Nacht Meteore eingeschlagen sind. Direkt zu Beginn der Totalität gab es 2 Impakte die von zahlreichen Beobachtern fotografiert wurden. Die eigenen Aufnahmen lagen leider 14s vor und 44s nach dem ersten Impakt. In der Hoffnung noch ´irgendwas´ vom Einschlag sehen zu können, wurde ein Differenzbild erstellt, auf dem jedoch keine Veränderung zu erkennen ist.

In der Animation mit dem Impaktbild aus den USA ist gut die Libration durch den Erddurchmesser zu erkennen. Jenseits des Atlantiks war etwas mehr vom rechten Mondrand zu sehen.

Die eigenen Aufnahmen entstanden mit einem 180mm Teleobjektiv.


Aus den Bildern wurde ein Video erstellt.

Daneben war ein 6,5mm Fisheye im Einsatz.


Die Fisheye-Bilder wurden entfaltet ....


...und ein weiteres Video erstellt.


Die Mondfinsternisse vom 21.1.2019 und 27.7.2018 lagen etwa ein halbes Jahr auseinander. Bei der Mofi 2018 befand sich der Mond in Erdferne und war nur etwa 29´groß. 2019 war er dagegen in Erdnähe und etwa 34´groß. Das reizt zu einem Vergleich.... In beiden Fällen wurde er mit identischer Optik aufgenommen.


Beim Vergleich der beiden Finsternisse fällt sofort auf das die Farbverläufe sehr unterschiedlich sind. Im Juli 2018 fehlte komplett der blaue Rand auf der Nordseite, der bei der Finsternis vom Januar 2019 jedoch gut zu sehen ist. Der Unterschied zwischen den beiden Finsternissen ist der unterschiedliche Eintrittswinkel. 2018 lief die Finsternis zentrisch durch den Kernschatten, während 2019 der Mond am Nordrand vorbei gelaufen ist. Logisch wäre die Vermutung, dass der Erdschatten auf der Nord-Süd-Achse eine andere Farbverteilung besitzt als in Ost-West.
Das folgende Summenbild ist ein Max.-Wert der sternzentrierten Finsternisaufnahmen. Durch die Bewegung des Mondes verschwimmen die Strukturen auf dem Mond und die Lichtverteilung im Kernschatten wird sichtbar.
Verwendet wurde die ´Kumulieren´-Funktion in Giotto und das Resultat wurde per Weichzeichner noch etwas glatt-gebügelt.


Tatsächlich ist der Farbverlauf auf der Nord-Südachse anders als in Ost-West. In Ost-West ist der Gradient flacher und es gibt kräftige Gelbtöne. Die Gelbtöne fehlen in Nord-Süd komplett, der Gradient ist steiler und es wird ein Blausaum sichtbar.
 
Eine weitere Spielerei ist die zeitgleiche Aufnahme des Mondes an 2 Standorten um die Parallaxe zu ermitteln. Dazu wurde die Aufnahme von der Plose/Südtirol mit einem Bild aus Nammen bei Minden/Westf. kombiniert. Beide Fotos entstanden um 6:18:19 MEZ. 
 

Die Mondzentren liegen 340 Bogensekunden auseinander.Damit ließe sich die Mondentfernung errechnen.


2018 wurde der Mond photometriert. Damals stand der Mars direkt neben dem Mond und eignete sich als Vergleichsgrundlage. 2019 waren die Voraussetzungen sehr viel schlechter. Der Mond stand näher am Horizont und die einzige Vergleichsgrundlage bildete die Venus, die sich horizontnah auf der entgegengesetzten Seite befand. Die Daten von 2019 sind daher mit Vorbehalt zu betrachten. 
 


Mit dem Fisheye wurde nur bis etwa 6:05 MEZ aufgezeichnet. Noch vor der Finsternismitte brach die Serie ab.  Um die Helligkeiten der Finsternisse zu vergleichen, muss bei einer identischen Eindringtiefe in den Kernschatten gemessen werden.



Auf den ersten Blick erscheint der Mond 2019 beachtliche 0,65 mag heller als im Vorjahr. Es ist jedoch zu bedenken, das 2019 der Mond näher war und die Fläche größer gewesen ist. Das hat auch Auswirkungen auf den Durchmesser des Erdschattens.


Die Daten weichen deutlich ab von den Resultaten von Elmar Schmidt, der für den Mond zu dieser Zeit -2,4 mag gemessen hat. Offenbar ist die Venus ungeeignet und es
bedarf bei Fisheyebildern doch immer eines nahen Sterns. Eine Messung gegen Kappa Gemini kommt auf -2,2 mag. Trauen darf man diesem Wert aber auch nicht. Die Helligkeitsdifferenz von
5,7 mag entspricht dem Faktor 1:200. Es schadet der Genauigkeit über so große Helligkeitsdifferenzen hinweg zu messen. 




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