87-Sylvia
verfinstert TYC1932-00469-1 am 29.10.2019
Der Kleinplanet 87-Sylvia bedeckte
am 29.10.2019 um kurz nach Mitternacht einen 10-mag Stern. Mit fast
300km Durchmesser gehört Sylvia zu den
größten Hauptgürtel-Asteroiden und hat
einen entsprechend breiten Schattenpfad.
Die Bedeckung ließ sich sicher vorhersagen. Fast ganz
Deutschland lag in der Bedeckungszone.
In Süddeutschland waren Wolken angesagt. Nördlich der Donau sollte der Himmel auflockern und in Nordbayern sollte es klar sein.
Die
Reise führte diesmal
in den Vorgarten eines Freundes
unweit von Nürnberg. Die Bedeckung
sollte etwa 20 Grad
über den Osthorizont stattfinden. Da war es für die
freie Sicht notwendig, sich auf eine Wiese
neben dem Haus aufzustellen.
Bis 23 Uhr war der Himmel
bewölkt. Dann bildeten
sich
erste
Wolkenlücken.
Leider
war das Alignment an den von der
Montierung vorgeschlagenen Sternen schwierig,
da fast alle Sterne verdeckt waren. Die
Wolkengrenze lag während der Beobachtung im Zenit. Im
Osten hatte der Himmel ein stabiles Wolkenloch. Die
Montierung konnte den
Zielstern nicht sauber anfahren und er musste per Sucher angepeilt
werden. Nach ein paar Minuten war das Zielgebiet endlich gefunden und
die Zeit wurde langsam knapp. Beim Einsetzen der Kamera fiel der
Timeinserter aus. Es waren in diesem Moment nur noch wenige Minuten bis
zu Finsternis. Das Stromkabel des Timeinserters zu reparieren,
hätte zu lange
gedauert. Daher wurde der Timeinserter einfach
überbrückt. Beim
Hin- und Her war inzwischen das Zielgebiet aus dem Gesichtsfeld
verschwunden und die Zeit lief davon. Nach
´Gefühl´ wurde das Zielgebiet erneut
eingestellt. Noch unsicher
ob alles passt, verschwand plötzlich ein Stern. Es gab also
einen Treffer und er wurde aufgezeichnet!
Die
Zeiterfassung ist wegen der schwierigen
Umstände leider ungenauer als erhofft. Ein
paar
Minuten nach der Sternbedeckung wurde eine Funkuhr abgefilmt, die dann
wieder mit dem Timeinserter geeicht wurde. Die Funkuhr ging etwa 0,25s
nach.
Wegen der hohen Bildrate gab es Dropframes die interpoliert werden mussten.
Die
Bedeckung dauerte 21 Sekunden was einem Durchmesser der Sehne von
261km entspricht. Die maximale Bedeckung war mit 23s erwartet worden.
Der Standort lag also nahe der Zentrallinie, was der Prognose
entspricht. Von den beiden jeweils 11km großen Monden war
leider
nichts zu sehen. Eine
Beobachtungszeit von +-4 min hätte den etwa 3000km messenden
Mondorbit sicher abgedeckt. Leider lässt sich nur für
den
Zeitraum
von 23:35:51,185 bis 23:41:09,575 also -3min bis + 2min eine sichere
Aussage machen.
Aufgrund der Bahnneigung der Sylvia-Achse und der Mondbahnen sollten
aber +-2min für die Mondmessung ausreichen. Mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit wurde am Standort nichts verpasst und für
den Schattenpfad können Mondbedeckungen ausgeschlossen werden.
Die Wahrscheinlichkeit
für die Sichtung eines der Monde
lag bei
etwa 8%. Im Idealfall wäre der
Stern nochmal 0,8s verschwunden.
Nach dem Einsenden der Meldung bei EURASTER kam von Eric Frappa die
Rückmeldung das ein Zeitfehler von 5 Sekunden vorliegen muss.
Offensichtlich gab es einen Fehler beim Interpolieren der Dropframes.
Anhand des PC-Timestamp wurde die Videolänge neu
abgeschätzt
und der Faktor für die Dropframes korrigiert.
Tatsächlich
rückte der Verfinsterungszeitpunkt dadurch 5 Sekunden nach
vorn.
Die Auswertung der Silvia-Bedeckung durch Eric Frappa erfolgte sehr schnell. Die Bedeckung hatte zahlreiche Beobachter und nur selten wurde bisher eine Kleinplanet so gut dokumentiert.
Die Vermutung das meine Position nahe der Zentrallinie lag, hat sich bestätigt. Mein Schattenpfad hat die Nummer 16.
Der Durchmesser wurde
mit 277x230 km bestimmt, das enspricht einem Mittelwert von 262
km.
Auf der beobachteten Achse ist 87-Sylvia also etwa 8,5% kleiner
als erwartet.
Bei den Monden hatten 4
Beobachter Glück und konten positive Meldungen einsenden!