Beobachtungen am 18. und 21.11.2020


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Am 18.11.2020 wurde südlich von Schongau im Voralpenland beobachtet. Es war eine extrem transparente Nacht. Besonders in der 2. Nachthälfte sehr dunkel.

Schade das nach Mitternacht zusammengeräumt werden musste. Das Seeing war jedoch schlecht. Die Objektliste wurde den Bedingungen angepasst und es wurden einige Reflektionsnebel im Einhorn angefahren. Mit dabei war ein 12 Zoll Taurus-Dobson. 

Als erstes wurde die Supernova 2020uxz in NGC514 eingestellt. Die Luftunruhe hat die Sichtung erschwert. Die SN lag zu dem Zeitpunkt sicher unter 14 mag. Hin und wieder schien an der passenden Stelle etwas aufzublitzen. Die Identifizierung wurde jedoch als unsicher eingestuft. Ein vorgelagerter 14,5mag Stern wurde sicher erkannt.


Komet C/2020 M3 (ATLAS) war mit 12 Zoll deutlich schöner als mit 8 Zoll ein paar Tage zuvor. Länglich, mit leicht dreieckigen Innenbereich und sichtbaren Kern. Er wird umgeben von einem runden, sehr ausgedehnten Koma als schwacher Glow.

Die Region um NGC2245 ist bemerkenswert. Im einem Feld von weniger als 2 Grad stehen 4 Reflektionsnebel von denen NGC2245 am einfachsten ist. Er ist länglich um 2 Sterne, wobei der Nebel um den schwächeren Stern deutlicher ist. Beide Sterne sind im Nebel nördlich versetzt. Die Südseite des Nebels ist also größer und heller. 

-NGC2247 ist am schwierigsten. Er ist rund um einen hellen Stern und vom Streulicht kaum zu unterscheiden.
-ICC446 ist ebenfalls rund, aber größer und einfacher weil der mittige Stern schwächer ist. Im Süden ist auch dieser dieser Nebel heller. Es gibt dort einen weiteren sehr schwachen Stern. 

-Das ´Highlight´ unter den Reflektionsnebeln der Region ist der sehr ausgedehnte, aber schwache Nebel um IC447. Im Zentrum steht ein 3-eckiger Sternhaufen der aus nur einem halben Dutzend Mitgliedern besteht. Nur 2 der Sterne haben keinen Nebel. Zwischen den Sternen und drumherum ist ein schwacher Glow zu sehen. Im Südwesten ist abgesetzt nochmal etwas Nebel zu erkennen. Das ist jedoch eine Täuschung. Bei höherer Vergrößerung entpuppt es sich der abgesetzte Nebel als schwacher Hintergrundsternhaufen aus wenigen Sternen.

Als nächstes wurde der offene Sternhaufen NGC2259 eingestellt. Er besteht aus etwa 50 gleichmäßig hellen Sternen von 13 mag mit homogener Streuung. Nebel war da nicht zu sehen.

Danach wurden nur noch Standardobjekte angesteuert wie NGC772 und natürlich Orionnebel.
Es wurde auch fotografiert. Der kleine Komet C/2020 M3 (ATLAS) wanderte am 18.11.2020 an Sh2-264 vorbei. Sh2-264 ist ein sehr weitläufiger Wasserstoff Nebel um den Kopf des Orion.
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Das Bild ist ein Pano aus 4 Bildern mit 180mm Tele f/4 zusammen 297 x 30s, EOS700a.
Hier nochmal ein Einzelbild des interessantesten Bereichs mit dem Kometen C/2020-M3 (Atlas).

Auch die Region der 4 visuell beobachteten Reflektionsnebel wurde fotografiert. Der ausgedehnte IC447 ist selbst bei 180mm Brennweite augenfällig.


 

Auf den Fotos fand sich ein ungewöhnlicher Satellit. Das Bild entstand um 22:35 UT.

Laut heavens-above.com gab es zu der Zeit kein passende Objekt (https://www.heavens-above.com/AllSats.aspx?lat=47.7836&lng=11.1333&loc=Unnamed&alt=0&tz=CET)
Alle erdnahen Satelliten sind um Mitternacht im Erdschatten. Die abgeschätzte Winkelgeschwindigkeit würde aber zu einem geostationären Orbit passen. Die Satellitenbahn hat eine recht große Inklination. Er stand 10 Grad über dem Himmelsäquator. 

Zwischen den Blinks liegen 2,5 Sekunden. Die Dauer der Blinks muss unter 0,5 Sekunden gelegen haben.  Um sich auf den Bildern so gut durchzuzeichnen, muss das Blinken locker mit dem freien Auge sichtbar gewesen sein. ....Das wäre sicher beeindruckend gewesen, wenn es bemerkt worden wäre. ....
Das so weit entfernte Satelliten so hell werden können, ist erstaunlich.  Das fehlende taumeln spricht eher für eine 2-achsige Stabilisierung und eher gegen Weltraumschrott.




Bei der Untersuchung der Aufnahmen vom 18.11.2020 sind ein paar Zielobjekte aufgefallen die in der Folgenacht am 21.11.2020 angepeilt wurden. Diesmal wurde unweit von Bayrischzell auf 1000m Höhe beobachtet. Die Nacht war windstill bei angenehmen Temperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt. Es gab ein paar Zirren die durchzogen aber kaum störten. Auf dem Video dieser Nacht ist neben den Cirren auch viel rotes Airglow zu sehen.

Da der Mond nach 22 Uhr unterging wurde am frühen Abend erstmal der aktuelle Marssturm an der VSW München beobachtet. Parallel fand eine Online-Sternstunde statt und ab Minute 20 wird aus der Aufnahmesession über den Staubsturm berichtet:
https://www.youtube.com/watch?v=H0UKP5N5tvY&feature=youtu.be

Der Marssturm war nur am frühen Abend zu sehen. Der Planet ist mit 16 Bogenskunden Durchmesser gegenüber Oktober deutlich geschrumpft, was die Auflösung verringert. Daher ist schwierig zu erkennen, wo die aktuellen Sandstürme genau liegen. Neben den Bildern wurde daher eine Vergleichskarte erstellt, die den Unterschied zu den Fotos im September zeigt.


Die anschließende nächtliche Beobachtung in Bayrischzell begann mit einigen Standardobjekten, die ein aus NRW stammender Co-Beobachter noch nicht unter Alpenhimmel gesehen hatte. Nostalgische Erinerungen an die ersten eigenen Beobachtungen an diesem Standort wurden wach.
Dank der dunklen Nacht waren die Spiralarme von M33 mit dem abgesetzten NGC604 einfach zu erkennen. M31 zeigte Staubbänder und im Weihnachtsbaum-Sternhaufen war der Reflektionsnebel leicht zu identifizieren. Auch Hubbles Veränderlicher Nebel NGC2261 war schön zu sehen. Zwischen heller Spitze und Nebel gab es zu dem Zeitpunkt keine Abdunklung.


Der Affenkopfnebel NGC2174 sprang mit UHC geradezu aus dem Okular und auch der Flammennebel NGC2024 zeigte sich mit seinen 3 dunklen Staubbahnen gut strukturiert. Da ein H-Beta-Filter im Gepäck war, konnte sogar der Pferdekopfnebel recht gut erkannt werden.

Zu den ambitionierteren Objekten des Abends gehörte die Galaxiengruppe um NGC72 in der Andromeda. Vier 13 mag Galaxien sind hier in Form eines ´Y´ angeordnet.


Die Gruppe war schwierig. Dennoch war in NGC68, 70 und 72 ein Kern zusehen. Lediglich bei der mittleren Galaxie war kein Kern zu erblicken. Weitere vier 14mag-Galaxien im Umfeld waren an diesem Abend mit 12 Zoll nicht zu sehen. Alle Galaxien wirkten eher rundlich und kaum elongiert.

Bei den Aufnahmen im Kopf des Orion waren am 18.11.2020 zwei Reflektionsnebel aufgefallen, die nun in den Alpen auch visuell eingestellt werden sollten. Etwas exotisch aber überraschend einfach war RK68-25. Das Objekt war in der Datenbank des gern benutzten Planetarium-Programms ´Hello-Northern-Sky´ nicht verzeichnet und der Name wurde erst über die Simbad-Datenbank gefunden.

Im 12 Zöller war ein kleines gleichschenkliges 3-eckiges Nebelchen zu sehen. Zwei Ecken werden von Sternen gebildet. Zwischen den Sternen ist der Nebel heller. Auch auf den Fotos ist hier der hellste Bereich des Nebels zu erkennen.

Der 2 Reflektionsnebel hat die Bezeichnung SH2-263. Er befindet sich um einen 5,8mag-Stern nördlich von Bellatrix. Das Umfeld erschien im Okular etwas heller aber die Sichtung ist unsicher.


Der 8mag-Komet C/2020 M3 (Atlas) stand ebenfalls auf der Zielliste. Gegenüber der letzten Beobachtung 3 Tage zuvor, war er schwächer geworden. In der Koma saß eine längliche Aufhellung. Es gab keinen eindeutigen Kern, aber dafür war der Schweif schwach sichtbar.

SN 2020uxz in NGC514 wurde erneut nicht gesehen. Eine Sichtung dieser schwachen Supernova war nach dem bereits gescheiterten ersten Versuch vom 18.11. auch nicht erwartet worden.

NGC1788 wurde nochmal mit 12 Zoll gezeichnet. Es wurden aber nicht mehr Details erkannt als mit 8 Zoll 2 Wochen zuvor.

Fotografiert wurde nebenher mit einem 50mm Objektiv auf einer StarAdventurer. Aus 4 Bildern wurde ein Pano zusammengesetzt. 

Es lohnt sich auf Fullscreen zu schalten und mit der Maus im Pano ´herumzufliegen´.


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Wie immer lief  auch noch eine EOS-M mit einem 6,5mm Fisheye, um eine Strichspuraufnahme zu erstellen.

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