Gravitationslinse GAIA16AYE
Im Sommer 2016 zog ein enges Paar zweier Himmelkörper so dicht
an der Sichtlinie zu einem fernen Stern vorbei, dass ihre Schwerkraft
dessen Licht Richtung Erde fokussierte und ihn so heller erscheinen
ließ. Die Vordergrundobjekte wirken als Gravitationslinse,
der Vorgang wird Microlensing genannt. Den ersten Helligkeitsanstieg
entdeckte zuerst der Satellit Gaia. Auch Amateurastronomen wurden
aufgerufen, Messungen zur Lichtkurve von
„Gaia16aye“ beizusteuern, aus deren Form
später eine Menge über die linsenden Objekte gelernt
werden kann. Ein letztes scharfes Helligkeitsmaximum von nur wenigen
Stunden Dauer voraus, wurde für den Abend MEZ des 20. November
erwartet.
Von Daniel Fischer wurde bei abenteuer-astronomie.de ein
Beobachtungsaufruf gesendet.
Die Wetterbedingungen waren in München OK und so wurde eine Messung versucht. Zum Einsatz kam eine Atik 314L mit Bin4. Jedes Bild wurde mit 4s bei -20 Grad belichtet. Als Teleskop diente der 80cm Spiegel der VSW München mit Reducer f/4. Den erhofften steilen Helligkeitsanstieg gab es nicht, es wurden lediglich 14 mag gemessen.
Es war aber eine feine Veränderung zu sehen. Zwischen 17:24 und 21:03 UT wurde ein schwacher Anstieg von 0,05 mag registriert. Die Linse wurde also langsam heller.
Der
Wert ist klein, aber die Messung ist relativ sicher, da die
Vergleichssterne
untereinander konstant gewesen sind. Ein Scheineffekt durch die
Streuung in
der Erdatmosphäre wäre denkbar. Allerdings
müßte der Zielstern dann einen ungewöhnlich
späten Spektraltyp besitzen.
Auch
in den Wochen zuvor war schon ein schwacher Anstieg sichtbar.
Die
Messpunkte wurden gemittelt, um die Genauigkeit zu erhöhen.
Dabei wurde ein schwaches Submaxima gesichtet. Es liegt an der
Rauschgrenze.
Für eine sichere Aussage würde eine Vergleichsmessung
benötigt.
Parallel entstanden Bilder mit einem kleinen 72mm Refraktor und einer EOS700. 369 Bilder zu 30s mit 1600 ASA wurden addiert.
Der Zielstern ist rot. Das Bild ist interessant um passende Vergleichsterne mit ähnlichen Farbindex zu identifizieren. Rot- und Grünauszug sind etwa gleichstark. Blau ist deutlich schwächer.
Der steile Anstieg der Linsenhelligkeit verschob sich auf den 21.11.2016. Leider herrschte an diesem Tag in München schlechtes Wetter, so dass das Helligkeitsmaximum nicht aufgezeichnet werden konnte. Am 22.11.2016 gab es bei diesigen Wetter einige Wolkenlücken und es war eine erneute Messung möglich. Die Kaustik war durchgelaufen und der Stern hatte wieder seine normale Helligkeit.
Der Helligkeitsunterschied war schon in den Rohdaten deutlich zu erkennen. Er liegt bei fast 2 mag. Die Basis des Vergleichs ist jeweils ein einzelnes Rohbild mit 4s.
Die Helligkeit des Sterns wurde auf 15,9 mag gemessen. Als Vergleichshelligkeiten dienten die Sterne des UCAC4. Andere Kataloge sehen die Sterne etwas heller.
Zu dem mit der EOS700 an einem 72mm f/6 Refraktor entstandenen Farbbild gab es im Nachlauf nochmal 2 Fotos die zu Animationen verarbeitet wurden.