Mond am 12.12.2019


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Auf der letzten VDS-Tagung gab es einen interessanten Vortrag von Heinz Hilbrecht zum LTP-Projekt der Fachgruppe Sonne. Es geht um eine mögliche Korrelation von Sonnenpartikeln und rätselhaften LTPs auf dem Mond. Die LTPs - Lunar Transient Phenomena - sind Leuchterscheinungen auf dem Mond, die Minuten bis viele Stunden andauern. Sie treten in Teilen von Kratern auf oder in eng begrenzten Gebieten. Sie sind meist rot oder blau. Dazu kommen Verdunkelungen, als würde eine kleine Wolke über die Mondoberfläche ziehen.
LTP sind selten. Allerdings treten rund zwei Drittel aller LTP unter zwei Bedingungen auf.:
1. Der Mond befindet sich im magnetischen Schweif des Erdmagnetfelds.
2. Die Erde erlebt einen geomagnetischen Sturm, ausgelöst durch kräftigen Sonnenwind.

Die Existenz der LTPs gilt als gesichert aber ihre Ursache ist unklar. Diskutiert werden Gasausbrüche und Staubwolken. Falls es sich um Staubwolken handelt, sollte das gestreute Licht polarisiert sein. Die Polarisation des Mondes ist für einzelne Zeitpunkte gut untersucht, aber Veränderungen über die Zeit sind kaum dokumentiert.
.... - Das klingt nach einem spannenden Projekt!
Infos gibt es unter:
http://www.sonneonline.org/de/AG-LTP-Projekt.php
und
http://www.sonneonline.org/de/LTP-Projekt/LTP%20Manual%202.0.pdf

LTPs sind selten. Vermutlich gibt es nur ein-, oder zweimal pro Jahr gute Chancen auf ein LTP. Es scheint daher sinnvoll, die Überwachung des Mondes zu automatisieren.
Da der Mond komplett mit guter Auflösung abgebildet werden sollte, müssen 3 Parameter berücksichtigt werden. Brennweite, Auflösung und Chipgröße. Als Kamera steht eine ASI mit einer Chipgröße von 13,4 cm zur Verfügung. Bei 1,5m Brennweite ist der Mond etwa 1,2cm groß. Das entspricht auf dem Chip ca. 3000 Pixeln.
Der Mond hat einen Durchmesser von  1800 Bogensekunden, das sind umgerechnet 1,7 Pixel je Bogensekunde. Ein kleiner Refraktor sollte da eine ausreichende Auflösung liefern. Für erste Tests wurde ein 72/432 mm ED-Apo mit einer passenden Barlow verwendet. Die Optik sollte im Idealfall etwa 1,8" Auflösung liefern.

Zum Messen der Polarisation wurde ein Filterrad mit 4 passend gedrehten Polfiltern verwendet. Im Minutenabstand wurde je ein passendes Video erstellt und dann 10min gewartet. Die hypothetischen Staubwolken sind keine ´Sekundenobjekte´, sondern sollen durchaus über mehrere Minuten sichtbar sein.
Einen ersten Testlauf gab es am 5.12.2019. Die Ergebnisse zeigten, dass es noch einiges zu optimieren gibt. Mit der Software Iris wurde aus jeder Serie die Polarisation errechnet. Im Ergebnisbild wird die Polarisation als Grauwert dargestellt.

Über die Nacht bildete sich Tau und die Optik ist beschlagen. Dies änderte die Transmission und täuschte eine Polarisation vor, die in der Realität nicht vorhanden ist. Daher haben die folgenden Polarisationsbilder alle unterschiedliche Helligkeiten. Beim nächsten Testlauf wäre der Einsatz eines Heizbandes sinnvoll.

Das sich der Mond zwischen den Aufnahmen bewegt, und zudem die Filter wechseln sitzen die Dustdonuts nicht immer an der gleichen Stelle. Sie sind daher ebenfalls auf dem Polarisationsbild zu sehen. Beim nächsten Versuch muss für jede Filterstellung ein Flat angefertigt werden.



Bei den ersten Serien gab es noch keine beschlagene Optik, so dass sich zum Thema Polarisation doch einige Aussagen treffen lassen.
Die folgende Animation blinkt die ersten beiden Serien, wobei  Messwerte für die Polarisation in Promille angeben sind. Auffällig ist, dass die großen Krateregionen im Süden kaum polarisiert sind. In den restlichen Gebieten werden Polarisationsgrade von 5 bis 10 Prozent erreicht. Werte zwischen 0 und 5 scheint es kaum zu geben.



Wenn auch im ersten Testlauf noch nicht viel erreicht wurde, so ist doch nebenbei ein hübsches Mondpano entstanden.



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Infos zum LTP-Projekt der Fachgruppe Sonne I: http://www.sonneonline.org/de/AG-LTP-Projekt.php Infos zum LTP-Projekt der Fachgruppe Sonne II: http://www.sonneonline.org/de/LTP-Projekt/LTP%20Manual%202.0.pdf
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