Oppositionseffekte bei der Jupiteropposition 2014


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Am 5.1.2014 stand der Jupiter in Opposition. Das ist diesmal ein besonderes Ereignis, denn von Jupiter aus gesehen fand ein Erdtransit statt.
Der Phasenwinkel war mit 0,03 Grad extrem klein und der Oppositionseffekt bei den Monden extrem stark. Bei den Uranusmonden war bei ähnlicher Geometrie ein Helligkeitsanstieg von 30% gemessen worden. In den Jahren 2011 und 2012 ist dadurch sogar ein Foto der Uranusringe gelungen.

Es wurde versucht die Helligkeitsentwicklung der Monde fotografisch zu dokumentieren. Verwendet wurde Die Messungen begannen erst einen Tag vor der Opposition. Daher ist hauptsächlich der Helligkeitsabstieg zu erkennen. Zur Verdeutlichung der Gesamtentwicklung wurden die Messpunkte über den Oppositionszeitpunkt gespiegelt und in einer weiteren Grafik zusammengefasst. Die Auswertung zeigt, dass bei allen 3 Monden der Oppositionseffekt bei ca. 0,3mag gelegen hat. Ein Helligkeitsanstieg von 30% liegt im erwarteten Bereich und entspricht den Werten anderer Planetenmonde. Der Vulkanmond Io hat eine sehr junge Oberfläche. Trotzdem ist auch bei ihm der Oppositionseffekt eindeutig. Obwohl es keine großen Einschlagskrater gibt, wird auf kleinen Skalen seine frische Haut ähnlich rau sein wie bei Ganymed und Kallisto.


Helligkeitsentwicklung der 3 Jupitermonde Io, Ganymed und Kallisto vom 4.1.2014 bis zum 17.1.2014 relativ zum 6,01mag Stern TYC1895-1643. Die blauen und roten Punkte unterscheiden Messungen auf der westlichen und der östlichen Seite.


Zur Verdeutlichung der Kurve wurden bei dieser Grafik die Messpunkte nach dem 5.1. gespiegelt. Die Punkte vor dem 5.1. sind also nur eine Approximation. Die 3 Monde zeigen einen Anstieg von 0,3mag. Die sauberste Kurve liefert Kallisto. Dies liegt an seiner langsamen Umlaufzeit. Er wurde zunächst nur auf der Westseite gemessen und die Rotation hat dadurch nur einen geringen Einfluss.



Die ideale Geometrie sollte auch die visuelle Sichtbarkeit der Monde beeinflussen. Es stellte sich die Frage ob eine Sichtung mit dem freien Auge möglich sein könnte.


Mit dem HORIZONS Web-Interface der NASA lassen sich Ephemeriden und Helligkeiten jedes Körpers im Sonnensystem genau berechnen. Kallisto wäre demnach in der Oppositionsnacht 5,75mag hell gewesen, wurde aber mit 5,44mag gemessen. Das ist eine Differenz von 0,31mag. Bei Ganymed lag die Prognose 4,62mag. Gemessen wurde 4,45mag. Das ist eine Differenz von 0,17mag. Ganymed und Kallisto standen sehr nah beisammen. Sie konnten mit dem freien Auge nicht getrennt werden. Die gemeinsame Helligkeit hat nach den Messungen 4,05mag betragen. Alle Monde standen auf der Westseite und der hellste Mond Ganymed hatte auch noch seine maximale Elongation. Unser Erdmond war in der Oppositionsnacht gegen 22 Uhr untergegangen und störte nicht. Besser konnten die Bedingungen für einen Test der freisichtigen Beobachtbarkeit es nicht sein. Bei 4,05mag sollte es zumindest nach Abdeckung des Planeten mit einer Hauskante klappen. Eine Doodle-Umfrage hatte 38 Teilnehmer. 6 weitere Teilnehmer meldeten sich per e-mail. Es wurde nicht nur gefragt ob die Beobachtung erfolgreich war, sondern auch die lokale Grenzgröße, die Beobachtungserfahrung und die Sehschärfe/Visus des Auges abgefragt. Im Aufruf ausdrücklich darum gebeten auch negative Resultate zu melden um eine Aussage über die Erfolgsquote machen zu können. 9 Teilnehmer konnten eine erfolgreiche Sichtung vermelden. Das entspricht einer Quote von 21%. Das diese Quote auch höher hätte ausfallen können, verdeutlicht der Abgleich mit den Beobachtungsbedingungen. 13 Teilnehmer hatten eine Grenzgröße von nur 4,x mag. Sie hatten als Stadtbeobachter von vorneherein nur geringe Chancen und haben auch alle nichts gesehen. Nur ein Teilnehmer gab eine Grenzgröße von 6,x mag an und war auch prompt erfolgreich. 28 Teilnehmer meldeten eine Grenzgröße von 5,x mag. 5 mag sind nicht optimal, dennoch gab es in dieser Gruppe 8 erfolgreiche Sichtungen. Nur einer der positiven Teilnehmer beurteilte seine Beobachtungserfahrung mit ´mittel´. Der Rest stufte sich als erfahrene Beobachter ein. - Um unter dem deutschen Landhimmel etwas sehen zu können, ist also schon etwas Beobachtungspraxis notwendig. Exzellente Augen braucht man allerdings nicht. Es gab immerhin 2 positive Sichtungen bei einer Sehschärfe von 80-100% . Die anderen erfolgreichen Teilnehmer lagen bei der Sehschärfe zwischen 100- und 120% oder machten keine Angaben. Historisch waren freisichtige Ganymedbeobachtungen auch schon vorher bekannt. Doch waren hier einzelne ausgewiesene Experten am Werk. Breiter angelegte Statistiken gab es bislang nicht. Die Oppositionsnacht vom 5.1.2014 hat gezeigt, dass in dieser optimalen Nacht wohl jeder Beobachter mit durchschnittlicher Sehschärfe und Beobachtungserfahrung an einen dunklen Beobachtungsort hätte erfolgreich sein können. Eine Hauskante wäre dazu aber notwendig gewesen. Positive Sichtungen ohne Ausblendung gab es nicht.





Hauptseite
http://en.wikipedia.org/wiki/Opposition_surge
http://www.astrode.de/oppositionseffekte.htm
http://denisdutton.com/jupiter_moons.htm
Horizons-Tool der NASA (http://ssd.jpl.nasa.gov/horizons.cgi)

Mintron & Watec Aufnahmen

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