Beobachtung am 4.1.2019


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In den Nächten vom 4. und 5. Januar 2019 häuften sich gleich 3 interessante astronomische Ereignisse.
-Am 4.1. gegen 4 Uhr sollten die Quadrantiden ein günstiges Maximum durchlaufen. Die Aktivität ist sehr spitz und dauert nur wenige Stunden. Oft fällt das Maximum auf den Taghimmel oder in die Abendstunden, wenn der Radiant noch ungünstig steht. Die Kombination mit dem Neumond sorgte 2019 für eine ungewöhnlich günstige Geometrie, wie sie pro Jahrzehnt nur etwa einmal vorkommt.
-Das 2. Ereignis war eine Kreuzung des Staubschweifs vom Komet Wirtanen gegen 19:30 MEZ. Es wurden zwar nur wenige Schnuppen erwartet, aber es wären die ersten ´Wirtaniden´ gewesen die jemals berechnet und aufgezeichnet wurden.
-Das 3. Ereignis sollte um 0:18 MEZ stattfinden. Der doppelte Kleinplanet (90)Antiope sollte einen Stern mit 10,8mag bedecken.


Leider war die Wettervorhersage für Süddeutschland sehr schlecht. Hoffnung auf einen klaren Himmel gab es nur südlich der Alpen. Der kürzeste Weg wäre nach Südtirol gewesen. Die Plose bei Brixen schied aber aus, weil der Schatten von (90)Antiope zu weit nördlich lag. Der Kompromiss war die Emberger Alm in Kärnten die von München in 4 Stunden erreichbar war.

Die Tour wurde zusammen mit Peter Slansky unternommen. Der Platz im Auto war sehr knapp, da diesmal Ausrüstung für mehrere Beobachtungen eingepackt werden mußte. Das Gewicht war bei den winterlichen Straßenverhältnissen jedoch kein Nachteil. Am Ende erwiesen sich Fahrzeug, Fahrer und Gepäck als optimal abgestimmt.
(Foto: Peter Slansky)
Weniger optimal war das Wetter. Zu den Quadrantiden schob sich eine Wolkenzunge über die Alpen der wir selbst mit einem Trip zur italienischen Grenze nicht mehr ausweichen konnten. Die Wolken waren niedrig und rissen immer wieder auf. In der Hoffnung auf ein Föhnloch suchten wir uns zuletzt ein Plätzchen am Gailberg nördlich vom Plöckenpass. Der Himmel war etwa zu 50% bewölkt und die Sicht durch den Wald zu fast 30% beschränkt. Dennoch zählten wir in den 2 Stunden von 3 Uhr bis 5 Uhr etwa 40 Sternschnuppen. Da wir wegen der Wolken schon alle Hoffnung aufgegeben hatten, war das ein unerwartet positives Ergebnis. Einmal wurden in 5 Sekunden 3 und einmal in 10 Sekunden 4 Meteore gesichtet. Die beiden hellsten Schnuppen hatten etwa -2 bis -3 mag. Feuerkugeln wurden nicht registriert. -
Die Aktivität war hoch. Aus 20 Schnuppen pro Stunde, 50% Wolken, 30% Obstruktion und einem Radiantenstand um 40 Grad läßt sich grob eine ZHR von 90 hochrechnen. Die IMO meldete eine ZHR von 110.
 


Fotografiert wurde wegen der bescheidenen Bedingungen nur mit bescheidener Ausrüstung. Es wurde einfach eine EOS-M aufs Autodach gelegt. Mit einem 6,5mm Fisheye gelang es in den 2 Stunden 8 Meteore einzufangen.



Die Quadrantiden haben nur eine mittlere Geschwindigkeit von 41km pro Sekunde. Dennoch gelingt es ihnen Persistent-Trains zu produzieren.



Für die nächste Nacht war die Wettervorhersage noch schlechter, doch auf der Emberger Alm öffnete sich am Abend der Himmel. Die Wirtaniden wurden leider verpasst, doch dafür konnte der Komet Wirtanen selbst gut beobachtet werden. Für die Sternbedeckung war ein 130/650mm Newton vorgesehen. Er lieferte ein schönes Bild des Kometen.
Wirtanen erschien im Teleskop rundlich. Ein Kern war nicht sichtbar, aber eine asymmetrische Aufhellung war indirekt zu erkennen. Als die Kamera angesetzt wurde, nahm der Dunst zu und so entstanden nur 37 Aufnahmen zu 30s die addiert werden konnten.



Kurz nach 23 Uhr wurde der Zielstern für die Antiope-Bedeckung eingestellt. Er war problemlos zu finden, doch leider bereiteten die zunehmenden Wolken Schwierigkeiten. Im entscheidenden Augenblick im 0:18 MEZ zog ein Wölkchen vor den Stern und verhinderte eine erfolgreiche Messung. Kurze Zeit später war der Himmel wieder klar und die zweite Nachthälfte war besser als die Erste.
40 min vor der Bedeckung waren Antiope und der Stern noch klar getrennt. Mit Hilfe des POSS gelang es den Kleinplaneten zu identifizieren.




Uli Zehnbauer war ebenfalls anwesend und beobachtete mit einem 4 Zoll Refraktor.


Der Tag wurde für ein Teamfoto genutzt. Zuletzt gab es einen Spaziergang zum zugefrorenen Weissensee.


Der Weissensee ist von der Emberger Alm aus gut sichtbar, so das umgekehrt auch die Alm vom See aus gesichtet werden konnte.


 

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