Beobachtungsbericht 15./16.2.2010




Am 14.Februar 2010 sollte eine sehr seltene Bedeckung eines 10mag Sterns durch Pluto stattfinden, die jedoch durch schlechtes Wetter vereitelt wurde. Am Folgetag klarte es auf so das zumindest noch eine kleine Alpenexkursion möglich war. Der Schwerpunkt lag auf der visuellen Beobachtung, nebenbei wurde auch etwas fotografiert.



Abell 21

Abell 21 ist auch bekannt als Medusanebel. Er gilt als der hellste flächige PN im Abellkatalog.
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Am 15/16.2.10 stand der Nebel auf der Beobachtungliste. Die Nacht war gut, leichte Restfeuchtigkeit, Voralpenqualität.
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Am 13-Zöller mit UHC bei 75x waren 2 hellere Nebelknubbel zu sehen, die mit einem schwächeren Bogen verbunden waren. Mit OIII gibt es gegenüber UHC nochmal einen deutlichen Kontrastgewinn. Der südliche Knubbel schien etwas flächiger, elongierter und minimal schwächer zu sein. Seine nördliche Kante und die Spitze ist etwas heller.
Im nördlichen Knubbel ist etwas kleiner und runder. In seiner Mitte steht ein heller Stern.



NGC1624

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NGC1624 ist ein zu unrecht wenig beobachteter Gasnebel nördlich von Capella der um ein unscheinbares Sterngrüppchen gelegen ist. Visuell sieht das Objekt ganz anders aus als auf den Fotos. Mit 13 Zoll und UHC sieht meinen einen sehr kleinen aber hellen Nebel. Etwas elongiert erstreckt er sich über 2 Sterne. Um den helleren Stern ist auch der Nebel größer und heller. Man denkt zunächst an einen Reflektionsnebel. Das ändert sich beim Einsatz eines OIII-Filters. Der Nebel gewinnt nochmal an Kontrast und wird kreisrund. Nun denkt man zuerst an einen hellen Mini-PN mit Zentralstern. Im Umfeld gibt es mit Fieldsweeping eine großflächige Aufhellung. Es gibt da aber auch einige Feldsterne. Vermulich ist es nur ein Filterartefakt.



NGC2419

Bei 160-fach erschien der Kugelsternhaufen der auch als Intergalaktischer Wanderer bekannt ist gemottlet, aber nicht aufgelöst. Der gelegentliche Eindruck einer Anlösung am Rand entsteht wohl nur durch einige hellere Feldsterne. Bei 320-fach keine weitere Verbesserung.



NGC2537

NGC2537 ist auch als Bärentatze bekannt. Mit grade mal 1,5 Bogenminuten ist die Galaxie eher klein, besitzt aber eine relativ große Flächenhelligkeit. Der Name Bärentatze deutet schon an, warum das so ist. Man könnte NGC2537 als stark gestörte Ringgalaxie mit Starburst bezeichnen. Auch visuell soll sie ab 10 Zoll schon Strukturen zeigen:
http://www.schoenball.de/astronomie/zeichnungen/ngc2537.htm
Bei 20 Zoll geht noch etwas mehr:
http://www.deepsky-visuell.de/Zeichnungen/NGC2537.htm
oder
http://www.deepskylog.be/index.php?indexAction=detail_observation&observation=18189&QobsKey=0&dalm=D
Hier noch eine Version aus eigener Produktion mit Farben aus dem POSS:
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Am 15.2.10 wurde das Objekt visuell beobachtet. Trotz 13 Zoll war es nicht leicht Strukturen zu identifizieren. Der Nebel erschien rundlich mit 2 Helligkeitskonzentrationen in Form einer '8'. In einer der Konzentrationen blitzte hin und wieder ein Stern durch.
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IC2233

Unweit von NGC2537 steht die schmale Edge-On-Galaxie IC2233 die bei der Gelegenheit auch beobachtet wurde. IC2233 zählt zu den Superthin-Galaxies die trotz Kantenlage oft eine geringe Kern- und Flächenhelligkeit besitzen. Die Galaxie war im 13-Zöller phasenweise sichtbar, ein naher Stern störte sehr. Die Galaxie wirkte leicht unsymetrisch der Kern war aus der Mitte versetzt. Ein schwacher Nebelstreif verlief bis zum störenden Stern der sich leicht östlich der Galaxienebene befindet.
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Mars

Das Planetenseeing war mittelmäßig. Bei 300-fach waren auf dem fast 14 Bogensekunden großen Scheibchen dennoch einige Details auszumachen. Die große Syrthe und Utopia ware leicht zu erkennen und blickweise waren sogar in diesen beiden Regionen weitere Substrukturen zu identifizieren.



NGC3690

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NGC3690+IC694 ist ein interessante Galaxienpärchen fast genau in der Mitte des Kastens vom großen Wagen. Das Observing Handbook von Skiff&Luginbuhl beschreibt einiges an Details. Im Januar 2010 gab es dort die Supernova 2010 O weshalb die beiden Galaxien auf die Zielliste kamen. Zum Beobachtungszeitpunt am 15.2. war die Supernova allerdings schon auf 16,7mag gefallen und war nur noch fotografisch nachzuweisen.

Visuell sah man mit 13Zoll 2 schwache, leicht elongierte Nebelchen die von einem dunkeln Bereich getrennt werden. Der Kern von IC694 wirkte etwas diffuster, der Kern von NGC3690 war absolut stellar. Die SN hätte deshalb leicht irrtümlich als gesichtet gewertet werden können.

Es dürfte sich lohnen die Galaxie nochmal genauer zu untersuchen. Wegen eines starken Starburst entstehen z.Zt. viele Supernovae. Zum Zeitpunkt des Fotos gab es zeitgleich auch noch SN2010P die jedoch nur im IR nachgewiesen werden konnte.

Im Umfeld des Galaxienpärchens gibt es viele weitere schwache Hintergrundgalaxien die auf dem folgenden Bild herausgearbeitet wurden.
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Beim Scharfstellen flog ein ungewöhnlich langsamer Satellit durchs Gesichtsfeld. Es wurde eine Geschwindigkeit von 7 Bogensekunden pro Zeitsekunde gemessen. Das ist etwa halb so schnell wie bei einem geostationären Satelliten der 15 Bogensekunden pro Zeitsekunde erreichen kann. Das Objekt könnte also deutlich weiter entfernt gewesen sein und das bei einer Deklination von +58Grad
Einen perspektivischen Effekt durch die Horizontnähe konnte man ausschließen, denn zum Aufnahmezeitpunkt war das Zielgebiet nur 10 Grad vom Zenit entfernt. Immerhin stimmt die Bewegungsrichtung. Der Satellit lief fast genau Richtung Nordost
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Zuerst wurde eine Oberstufe auf einem GTO überlegt, aber das geht nur mit hoher Geschwindigkeit bei hoher Deklination und geringer Geschwindigkeit bei niedriger Deklination. Es müßte sehr seltsame Perihelstörungen geben um das Objekt auf so eine ungewöhliche Bahn zu bringen. Einen Spionagesatelliten konnte man gut ausschließen. Die sind fast immer erdnah und daher viel zu schnell.

Nach einer Umfrage auf den Astro-e-mail-Listen handelt es sich wahrscheinlich um einen russischen Kommunikationssatelliten vom Typ Molnija. Diese haben eine sehr exzentrische Bahn, damit sie in nördlichen Breiten möglichst lange über dem Horizont zu sehen sind, in Breiten also, wo geostationäre Satelliten sehr tief stehen. Im Apogäum reichen sie an die geostationären Bahnen heran, sind dort aber erheblich langsamer als die geostationären Satelliten: http://de.wikipedia.org/wiki/Molnija_(Satellit)




NGC2797

NGC2797 war nur ein fotografisches Ziel. Sie wäre nie auf die Zielliste gekommen, wenn nicht Anfang Februar 2010 dort die Supernova 2010Z aufgeleuchtet wäre. Die Supernova hatte zwar nur 15,6 mag doch das Umfeld der Galaxie ist reich an weiteren Objekten so das ein Foto reizvoll erschien. Zum Aufnahmezeitpunkt war die SN noch mit 6 Zoll und der DSI-3 bei 92x21s gut zu identifizieren, aber sie war schon deutlich schwächer als einige Wochen zuvor.

Spannend ist das Umfeld der Galaxie. Mit der DSI-3 kann bei 750mm Brennweite ein Feld von fast 40 Bogenminuten abgelichtet werden. Die beiden eliptischen Galaxien unten rechts sind NGC2794 und NGC2795
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Im weiteren Umfeld gibt es mehr als 100 schwache Hintergrundgalaxien die auf dem unteren Foto nicht mal zur Hälfte markiert worden sind.
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