Beobachtungsbericht 30.3.2011
Beim Abarbeiten des
Messiermarathons 2011 viel auf, das mit M94, M95 und M96
drei Galaxien hintereinander schwache Außenbereiche besitzen, die bei kurzer Belichtungszeit an einen
Ring erinnern.
In der Folge fiel die Entscheidung diese 3 Galaxien genauer zu untersuchen. Wie immer wurde visuell
mit einem 13 Zoll Dobson beobachtet und parallel mit einem 6 Zoll f/Newton und einer DSI-3 fotografiert.
In der gleichen Nacht wurden auch noch die zur M81-Gruppe gehörende Zwerggalaxie Holmberg-II und
di winzige Starburstgalaxie NGC4194
beobachtet.
M94, Durchmesser ca. 11', Typ Sb, Helligkeit 8,5 mag
Besonders M94 besitzt eine
ausgeprägte Ringstruktur:
Auf dem Foto scheint es mehrere Bereiche zu geben. Eine innere Spirale die in
eine strukturärmere Scheibe ausläuft. Diese Scheibe ist in der Längsachse gegen
die Spirale gedreht. Weiter außen gibt es den Ring der wiederum die gleiche Achsrichtung
wie die Spirale besitzt.
Die unterschiedliche Achslage der inneren Spirale und der äußeren Scheibe kann man
auch visuell erkennen. Am 13 Zoll Dobson war zusätzlich im Halo auf einer Seite eine
Verdunkelung zu sehen. Auf den Fotos blickt man an dieser Stelle in die Staubbänder
der Spirale.
Am interessantesten ist jedoch der äußere Ring. Galaxienringe entstehen entweder durch
Galaxienkollisionen oder durch einen Starburst infolge eines Resonanzeffektes. Lange
wurde bei M94 letzteres vermutet, da es im Ring viele blaue Sterne
gibt. Literatur dazu gibt es unter
http://iopscience.iop.org/1538-3881/121/3/1395/pdf/200183.web.pdf
und
http://iopscience.iop.org/1538-3881/127/1/58/pdf/203164.web.pdf.
Seit etwa 10 Jahren hat sich jedoch die Interpretation geändert. Nach aktueller Auffassung
ist der Ring kein Ring sondern ein der verbundene Spirallarm einer Balkenspirale.
http://cdsbib.u-strasbg.fr/cgi-bin/cdsbib?2009ApJ...704..618T.
Das es sich tatsächlich um eine sehr ungewöhnlichen Balkenspirale handelt
wird klar, wenn man die Galaxie streckt. Dort wo der Balken in den Ring läuft
ist im Ring eine charakteristische Aufhellung zu erkennen.
Völlig klar wird die Natur des Rings als Spiralarm auf tiefbelichteten Aufnahmen
und in anderen Sprektralbereichen:
http://www.cosmotography.com/images/small_new_m94.html
M95, Durchmesser ca. 7', Typ Sbb, Helligkeit 9,7 mag
M95 ist ein typische Balkenspirale. Wärend der Aufnahme im Frühjahr 2011
zog zufällig der Kleinplanet (36496) 2000 CE1 durch das Kameragesichtsfeld.
Er konnte mit dem Minor-Planet-Checker einwandfrei identifiziert werden und
hatte zu der Zeit etwa 18 mag.
Visuell bot die Galaxie einen eher unerwarteten Anblick. Zu sehen war ein Ring
der wohl auf die zusammenlaufenden Spiralarme zurückzuführen ist.
Der Ring war auf einer Seite etwas heller, und genau in dieser Richtung
war auch der Kern leicht außermittig versetzt.
Der Ring und die Aufhellung auf einer Seite, läßt sich im Vergleich mit dem Foto gut wiederfinden.
M96, Durchmesser ca. 9', Typ Sab, Helligkeit 9,2 mag
Beim Blick auf ein Foto von M96 fallen die zahlreichen hellen Hintergrundgalaxien ins Auge.
Im Frühjahr 2011 wurde versucht diese mit einem 13 Zoll Dobson aufzuspüren.
Dies erschien durchaus möglich, denn laut Sky-map.org sollten einige 14 mag erreichen
und noch in der Reichweite meines 13 Zoll Dobsons liegen.
Als besonders interessant erschien eine Edge-On-Galaxie die durch die Spiralarme
von M96 hindurchscheint. Sie ist jedoch mit nur 16,8mag gelistet.
Leider verlief die Suche nach den Hintergrundglaxien unerwartet erfolglos.
Von den 5 anvisierten Objekten war nur das hellste Exemplar zu erkennen.
USNOA2 0975-06569153 soll zwar 12,3 mag besitzen, war aber dennoch nur
indirekt zu sehen. 3 Kanditaten mit 14 mag waren nicht sicher zu identifizieren.
Etwas enttäuscht wurde nun M96 selbst etwas genauer untersucht.
Sichtbar war ein diffuses, leicht elliptisches Halo mit hellen Zentralbereich.
Auf der kurzen Achse des Halos sah man oben und unten jeweils einen hellen Knoten.
Die Knoten waren etwa gleichhell, dagegen gab es bei den Flanken einen
Helligkeitsunterschied.
Holmberg2/UGC 4305, Durchmesser ca. 9', Typ SBb, Helligkeit 11,1 mag
Holmberg II ist eine irreguläre Zwerggalaxie im Großen Bären. Sie gehört zur M81-Gruppe
und ist ca. 9,8 Mio LJ von uns entfernt. Der Wert konnte mit Cepheiden
gut bestimmt werden (http://iopscience.iop.org/1538-3881/115/2/573/pdf/970285.web.pdf)
Leider gelang es nicht die veränderlichen Sterne direkt nachzuweisen.
Hier kommt das vorhandene Equipment an seine Grenze. Generel sollte aber mit
größerer öffnung, unter guten Himmel und mit einer gekühlten CCD der Nachweis
mit Amateurmitteln grade noch machbar sein.
Auf dem Foto sind einige hellere Regionen zu erkennen. Dabei handelt es sich um Sternentstehungsgebiete
mit HII-Emmissionen.
(http://iopscience.iop.org/0004-637X/529/1/201/pdf/40058.web.pdf). Die Lage der HII-Gebiete kann man gut nachvollziehen.
Visuell erkennt man mit 13 Zoll nur einen schwachen Nebel
um 3 Sterne. Er wird deutlicher, wenn man die Sterne unscharf stellt und so die
Überstrahlung etwas mindert.
NGC4194, Durchmesser ca. 2', Typ Irr, Helligkeit 13,3 mag
Die winzige Galaxie NGC4194 wurde in den letzten Jahren
von der Wissenschaft genauer untersucht und auch vom HST aufgenommen.
Sie hat als Medusa-Merger sogar einen Eigennamen bekommen.
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um eine Galaxienverschmelzung im Endstadium.
Dabei gibt es einen intensiven Starburst.
Visuell stand das Objekt im März 2011 auf der Zielliste.
Im 13 Zoll Dobson war aber nur ein unscheinbarer, sehr kleiner länglicher Kern
mit einem Halo zu sehen.
Fotografisch ist das Objekt interessanter. Auf den HST Fotos wurden
etwa 3 Dutzend junge Sternhaufen identifiziert, von denen einige als
Vorstufe von Kugelsternhaufen gelten. Im genauen Vergleich
mit dem eigenen Foto kann man einige der Riesenstarcluster am Randbereich
der Galaxie auf meinem
Bild wiederfinden. Eine schöne Arbeit zu dem Thema gibt
es unter:
http://iopscience.iop.org/1538-3881/127/3/1360/pdf/202377.web.pdf
In der Nacht sind auch noch ein paar Strichspuraufnahmen entstanden:
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