Beobachtungen
14-16.4.2020
In den Nächten vom 14. und 15.4. gab es in
Süddeutschland einen klaren Himmel der für
Astrobeobachtungen genutzt werden konnte.
Die erste Nacht war recht kühl mit leichten Frost, guten
Seeing und moderater Luftfeuchtigkeit.
Am Beobachtungsplatz nahe Schongau fand sich zufällig ein
weiterer Beobachter
der im ausreichenden Abstand seine Fotoausrüstung aufgebaut
hatte.
Auf der Zielliste standen die 3 Kometen Atlas-Y1 , Atlas-Y4 und
Panstarrs-T2,
die alle 3 mit ca. 8 mag am Abendhimmel gut zu sehen waren. Y1 stand
nur etwa 15 Grad hoch an der Mittelspitze
des Himmels-W, also in der Kassiopeia, zirkumpolar im Nordwesten. Trotz
der geringen Höhe
konnte im 8 Zöller bis zu 200 fach
vergrößert werden.
Der Komet war einfach zu finden, leicht elliptisch ohne Kern und
Schweif. In Richtung Sonne
war die Koma schärfer begrenzt.
Anfang April wurde
in der kleinen Galaxie NGC4277 eine
Supernova entdeckt.
Sie hat die Bezeichnung AT2020ghk erhalten
Die Galaxie steht in einem reizvollen Umfeld das auch ohne Supernova
einen Besuch wert wäre.
Bei 100x stehen hier 4 etwa gleich-helle 12mag-Galaxien beieinander die
von weiteren kleineren schwachen Galaxien umgeben sind.
Um die Gruppe zu finden, startet man am
besten
bei M61. M61 selbst war an dem Abend mit Struktur zu erkennen.
Es gibt einen hellen stellaren Kern der
von einem runden Halo umgeben ist.
Nördlich
und
südlich des Kerns gibt es helle Verdickungen die eine
Balkenspirale nahelegen. Dabei ist
die nördliche Verdickung etwas heller.
Die Spiralarme selbst, waren im 8 Zöller unsicher.
Die
Gruppe um die Supernova-Galaxie NGC4277 war im 8 Zöller
sofort sichtbar.
Im 10mm Ortho standen 4 Galaxien im gleichen Gesichtsfeld.
Um die Supernova zu finden, stellt man am
besten NGC4273 in die
Gesichtsfeldmitte. Beim raus-wandern wird am Rand ein heller
Doppelstern sichtbar.
Auf der Linie Galaxie-Doppelstern steht ein schwaches Sternchen das
sich als Vergleichsstern eignet. Etwas unterhalb (nördlich)
steht die fast gleich-helle Supernova.
Sie war am 14. und 15.
vielleicht 1 bis 2 Zehntel schwächer
als der Vergleichsstern.
Die Hostgalaxie NGC4277 war nur indirekt zu erahnen.
Auf Fotos steht die Supernova in Kernnähe und ist nur schwer
abzutrennen.
Tatsächlich war die SN AT2020ghk visuell deutlich heller als
der Kern.
Südlich der SN steht nochmal ein schwächeres
Sternchen.
Es war am 14.4.2020 nicht zu erkennen, aber unter den besseren
Bedingungen am Folgetag indirekt zu sehen. Für die SN war eine
Vergrößerung von 200x optimal.
Der am leichtesten sichtbare Komet war in dieser Nacht PanStarrs-T2 der
sich im Grenzgebiet von Cassiopeia und Giraffe befand. In der runden
Koma war bei geringer
Vergrößerung auf den ersten Blick ein False Nucleus
zu sehen der sich aber seltsamerweise bei höherer
Vergrößerung nicht bestätigte.
War wohl doch eine Täuschung. Der Öffnungswinkel des
Schweifs ist kleiner als 90 Grad und wurde auf etwa 60 Grad
geschätzt. Die Kanten schienen etwas heller zu sein.
Vielleicht waren es
auch 2 Schweife. Das schien plausibel, weil eine der beiden Kanten
genau von der Sonne wegzeigte, so wie man es von einem Gasschweif
erwarten würde.
Bei dunklen Himmel ein wirklich schöner kleiner Komet!
Auf
dem parallel entstandenen Foto
ist kein Doppelschweif zu sehen, aber
die Fächerform und der Öffnungswinkel wären
schon passend.
Am Folgetag
lies sich die Fächerform mit längerer Belichtungszeit besser
rausarbeiten.
Unweit von
Komet PanStarrs-T2, ebenfalls im
Sternbild Giraffe befindet
sich das
bekannte Fernglas-Objekt Kembles-Kaskade. Im 15x70 füllt die
Sternenkette das Gesichtsfeld vom linken zum rechten Rand. In der Mitte
steht ein einzelner hellerer Stern. Nördlich vom
östlichen Ende
steht der Sternhaufen NGC1502. Im Fernglas wirkte er unscheinbar,
bietet aber im 8 Zoll Newton einen
reivollen Anblick. Etwa 20 Sterne wurden gezählt. Davon waren
18 gleich hell. 2 signifikant hellere Sterne stehen in der Mitte und
stechen wie 2 Augen hervor.
Der letzte
Komet war Atlas-Y4. Er befindet
sich seit einigen Tagen in
Auflösung.
Im 8 Zöller war nur noch eine sehr diffuse elliptische Wolke
zu erkennen die auf einer Seite heller ist.
Bruchstücke waren keine zu sehen. Am 14. gab es jedoch einen
im Kometen stehenden schwachen
Feldstern den mal als Trümmer
hätte einordnen können.
Auf den Fotos waren der langezogene Kern mit der
Trümmerwolke gut zu erkennen.
Am Folgetag
dem 15.4.2020 konnte der Komet
am 27 Zöller eines
Sternfreundes beobachtet werden.
Hier hatte Y4 unter besten Bedingungen eine leicht faserige Struktur
und einen sehr langen
schwachen Schweif. Die Keilform war
ähnlich wie auf den Fotos.
Es waren jedoch keine Bruchstücke zu entdecken.
Auf dem
Berg war an dem Abend auch noch ein
36 Zöller. Hier war ein Blick
auf die Mäuse-Galaxie NGC 4676 möglich. Das Objekt
wurde vor Jahren auch schon mal im 13 Zöller beobachtet. Damit
waren nur die beiden Kerne zu sehen. Im 36 Zöller war es
besser als auf vielen Fotos.
Die beiden Gezeitenschweife schienen über einen Bogen
verbunden zu sein.
Nebenbei entstanden auch Serienaufnahmen mit einem Fisheye die zu
Vodeos kombiniert wurden.
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