Bedeckung
Eta Leo am 9.5.22
2000 Jahre lang glaubten die Menschen das leichte Dinge langsamer
fallen als schwere Dinge,
bis Galileo Galilei seine Kanonenkugeln vom Schiefen Turm in Pisa warf
und diese trotz unterschiedlichen Gewichts unten gleichzeitig
aufschlugen.
....Es lohnt also manchmal Dinge die ganz selbstverständlich
erscheinen und gut erforscht sind, für sich selbst
nachzuvollziehen und sei es nur für den eigenen
Erkenntnisgewinn.
Wenn ein Hauptreihenstern vom Mond bedeckt wird, erscheint er durch
seine große Distanz punktförmig. Da der Mond keine
Atmosphäre hat ist die Bedeckung schlagartig. Es gibt jedoch
unmittelbar am Mondrand Beugungseffekte. Diese Beugungseffekte sind
sehr kurz und es wird
zur Messung eine sehr hohe Bildrate und ein gutes Seeing
benötigt.
Um eine hohe Bildrate zu erreichen braucht man:
-eine empfindliche Kamera
-ein schnelle Kamera
-viel Licht:
.also ein großes Teleskop
.und einen hellen Stern
Für gutes Seeing sollte zudem der Mond hoch am Himmel stehen.
Wenn der Mond hoch am Himmel steht
hat er i.d.R eine Phase>40%. Damit der Stern nicht
überstrahlt wird muss die Bedeckung an der dunklen Mondseite
erfolgen.
All diese Bedingungen waren bei der Bedeckung des 3,5mag Sterns Eta-Leo
am 9.5.22 gegeben.
Die Bedeckung erfolgte bei Halbmond in der Dämmerung nahe dem
Meridian.
Sie wurde bei guten Seeing an der VSW München mit dem 80cm
Teleskop aufgezeichnet.
Verwendet wurde eine ASI290 die bei einer ROI von nur 320x200 Pixeln
und Bin-2
eine Bildrate von 520fps erreichte.
Die Beugungseffekte haben je nach Wellenlänge eine
unterschiedliche Schwingungsfrequenz.
Im Kontinuum überlagern sich die Schwingungen und
löschen sich teilweise aus.
Hilfreich ist daher ein Linienfilter. Im Astrobereich bieten sich ein
H-Alpha oder
ein OIII-Filter an. Beide Linien zugleich kann man mit einen
Dual-Band-Filter und
einer Farbkamera abdecken. Für das Experiment wurde ein
Optolong-L-Enhence verwendet.
Der Stern
wurde etwas unscharf gestellt um Seeingeffekte zu reduzieren.
In Originalgeschwindigkeit sind die Beugungseffekte nicht sichtbar aber
mit dem Zeitlupenfaktor 52x ist das Schwingen des Sterns
kurz vor der Bedeckung zu erkennen. Es hilft das Video mehrfach zu
betrachten.
Für
die Auswertung wurde das Farbbild in die RGB Kanäle zerlegt
und die Farben getrennt ausgewertet.
Eta Leo ist ein A0-Stern. Der Rotkanal ist daher viel
schwächer als der Grünkanal.
Im Grün sind die Schwingungen des Sternsignals gut zu erkennen
und ließen sich gut ausmessen.
Die
Auswertung des Rotkanals ist weniger eindeutig.
Möglicherweise sind die roten Pixelfilter auch noch etwas
grünempfindlich so das hier ein Mischsignal vorliegt.
Markant ist lediglich der letzte Helligkeitsanstieg vor der Bedeckung
was auch im Kontinuum stets gut sichtbar ist.
Die Software Tangra gibt Helligkeitswerte auch als Zeitstrahl aus.
Das Schwingen im Grün ist hier noch
besser sichtbar als in der
Messung.
Insgesamt gibt es bis zu 5 Minima. Im Rot sind es nur 2 oder 3.
Es ist auch ein Einfluss der Frequenz sichtbar.
Bei letzten Maxima gibt es einen Zeitversatz zwischen Rot und Grün (blau markiert)
und das vorherige rote Minimum liegt genau da wo im Grün ein Maximum liegt (rote Linie).
Es lässt sich zusammenfassen,
dass sich der beugungsbedingte Messfehler bei Sternbedeckungen von
Hauptreihensternen
bei den üblichen 25fps auf 1 Bild
beschränkt. Bei flächigem roten Riesen kann
die Sachlage im Einzelfall anders sein.
Daneben gibt es ein beugungsbedingtes Fading von max. 0,03 Sekunden was
ebenfalls etwa einem Bild entspricht.
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