Kleinplanetentagung 2013 in Falera


gauche.gif


Die Kleinplanetentagung 2013 führte an den südlichen Rand des deutschen Sprachraums nach Falera in der Schweiz. Die kleine Ortschaft besitzt nur etwa 500 Einwohner, ist aber zusammen mit dem Nachbarort Laax ein Zentrum des Schweizer Tourismus. Zur Hauptsaison steigt die Einwohnerzahl auf über 3000 an. In der Nebensaison stehen die meisten Häuser leer und die Preise in den Hotels sind günstig.

Doch nicht nur wegen der günstigen Preise und der guten Infrastruktur wurde Falera gewählt. Der Tagungsort ist auch durch seine große Amateur-Sternwarte mit einem 90cm Spiegel bekannt. Die Astronomie hat in dem 1200m hohen Bergdorf eine reiche Tradition. Vor über 3000 Jahren wurde hier die größte Megalithanlage der Schweiz errichtet.

Dank Nebensaison gab es die Suite zum Einzelzimmerpreis.

Neben dem historischen Ortskern gibt es hunderte von Ferienhäusern.

Der kleine Ort leistet sich ein beachtliches Tagungszentrum....

...das reichlich Platz bietet.

Etwa 60 Teilnehmer waren vor Ort. Das attraktive Programm lockte sogar den Nobelpreisträger Alex Müller nach Falera .

Einige Sternfreunde die aus e-mail-Kontakten lange bekannt sind konnten endlich einmal persönlich begrüßt werden. Unter ihnen der durch Mondimpaktfotografie bekannte Stefano Sposetti ...

....und Gerhard Dangl, der eine selbstentworfene Testhardware für Videosysteme und Kameras vorstellte.
 

Zu den prominentesten Referenten gehörte der ESA-Wissenschaftler Detlef Koschny.


Detlef Koschny  berichtete über geplante Missionen zu erdnahen Asteroiden. Momentan wird mit Amateurhilfe nach geeigneten Zielen gesucht.

Auf einer seiner Grafiken war als kleine Einspielung ein ISS-Video von mir zu sehen.

Die Hardware des Observatoriums zur NEO-Suche wurde von APM geliefert.

Zu den Referenten gehörte auch Heiko Wilkens der das Projekt Public-Telescope vorstellte.  Sein Vortrag wird auch am 27. Juli auf dem ´Tag der offenen Tür´ bei Astroshop.de in Landsberg zu hören sein.

Neben vielen Skeptikern gibt es auch viele Befürworter für des Projekts. Die Liste der Unterstützer ist eindrucksvoll. Die Funkamateure haben gezeigt, das Bau und Start eigener Satelliten möglich ist. Bisher haben die Astroamateure immer mit 20 bis 30 Jahren Abstand  die Leistungsgrenzen der Profis erreichen können. Vielleicht ist 23 Jahre nach dem Start von Hubble ein erstes amateurgestützes Weltraumteleskop fällig.

In den letzten Jahren war Ranga Yogeshwar mehrfach Referent auf der Kleinplanetentagung. Diesmal war er mit  mit einem Beitrag über Remote-Teleskope vertreten.



Am Abend traf sich die Gruppe im Restaurant des Tagungsorganisators José de Queiroz.

Danach ging es zur Sternwarte mit ihrem beeindruckenden 90cm Teleskop.

Das Wetter war mäßig. Durch Wolkenlücken war immerhin der Ringnebel zu sehen. Beeindruckender waren jedoch das Schattenspiel der Wolkenstrahlen des Vollmonds.



Am Sonntag waren nochmal 3 Stunden Vortrag geplant. Besonders spannend war der Beitrag von Raoul Behrend der sich mit der Lichtkurvenanalyse beschäftigte.  Bisher gibt es nur von etwa 200 Kleinplaneten 3D-Modelle. Die übrigen 600.000 sind eine dankbare Aufgabe für zukünftige Generationen....

Der eigene Vortrag wurde als letzter in das Programm aufgenommen. Er beschäftigte sich mit den Kleinplaneten 2012DA14 der trotz großen Medienrummels von kaum jemanden beobachtet wurde. Das schlechte Wetter verhinderte fast im gesamten deutschen Sprachraum die Sichtung. Nur in Südtirol gab es Wolkenlücken.

Die Reaktionen waren positiv ....und zufrieden ging es zum abschließenden Sektfrühstück.


Am Nachmittag wurde die Megalithanlage besichtigt. Vor 3000 Jahren wurden in ganz Europa große Steine aufgestellt. In England ist Stonehenge die bekannteste Exemplar. Aber auch die norddeutschen Hühnengräber und das Observatorium von Falera gehören zu diesem Kulturkreis.

Die Megalithanlage von Falera war historisch nicht bekannt und wurde erst vor ein paar Jahrzehnten zufällig entdeckt. Sie konnte durch Ausgrabungen weitgehend rekonstruiert werden.



Einige Peillinien lassen den astronomischen Bezug klar erkennen (3). Andere Peillinien sind in der Interpretation umstritten.
 

Hier die Peillinie für die Sommersonnenwende (3)

Die Menhire von Falera wurden nur über einen kurzen Weg transportiert. Der Rohstoff befand sich nur 100 Meter entfernt in einem Felsenmeer nahe einer Hügelkuppe.

Einige Steine gingen über die Jahrhunderte für Haus- und Straßenbau verloren. Dazu wurden die Steine mit gefrorenen Wasser aufgesprengt. Hier ist eine gescheiterte Sprengung zu sehen.

Die Steine wurden weiträumig verteilt. Selbst im Dorf sind einige zu finden. Manches Exemplar fand sein Schicksal als Mühlstein.....

....heute sind die Anwohner gnädiger und verwenden die Steine als Sitzgelegenheit.

Die Anlage ist gut dokumentiert und es gibt einiges zu Lesen.

Es wurden mehrere Gravuren gefunden. Die bekannteste ist der ´Lachende Megalithiker´. Der Stil erinnert an eine Kinderkrakellei.


Die Funde inspirierten Künstler der Gegenwart zu einigen Holzskulpturen.

Praktisch war eine Skulptur auf der man sitzen kann.

Auf dem vorchristlichen Heiligtum wurde in karolingischer Zeit eine Kirche errichtet. Das heutige Gebäude ist aus dem 15 Jh.
 

Die barocke Innenausstattung ist aus dem 17Jh.

Der Orgelempore  ist eine eher ländlich geprägte Arbeit.

Bemerkenswert ist das Fresko des letzten Abendmahls. Es stammt aus der Zeit des 30-jährigen Krieges.
 

Vom Friedhof der Kirche hat man einen tollen Blick in das Rheintal



droite.gif