Oppositionseffekt bei (8) Flora im Juli 2013
Fast alle festen Körper im Sonnensystem zeigen bei sehr kleinen Phasenwinkeln
einen kurzfristigen Helligkeitsanstieg der als Oppositionseffekt bezeichnet wird.
Bekannt ist der Oppositionseffekt von unserem eigenen Mond, den Saturnringen
und auch von den Monden der Gasplaneten.
Im astronomischen Bereich wurde
der Effekt erstmals von Tom Gehrels im Jahr 1956 an einem Asteroiden beobachtet.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass sich bei den Asteroiden der Effekt
leicht nachweisen läßt. Doch leider ist nicht jeder Kleinplanet geeignet.
Die meisten Kleinplaneten haben eine starke Bahnneigung. Nur selten laufen sie bei der
Opposition exakt
durch ihren Bahnknoten, meistens stehen sie mehrere Grad von
der Ekliptik entfernt.
Ein weiteres Problem sind die Rotationslichtwechsel.
Bei nur wenigen großen Asteroiden
ist die Lichtkurve ausreichend bekannt. Kleinere Objekte haben oft eine unsymmetrische Struktur
und fallen weg. Ideal für die Messung wäre ein großer Asteroid mit geringen
Rotationslichtwechsel der zufällig an seinem Oppositionstag nahe der Ekliptik steht.
Das Programm ´The Sky´ zeigt standardmäßig die Lage des Erdschattens an.
In den letzten 2 Jahren wurde zu Beginn jeder Beobachtungsnacht geprüft,
ob sich in der Nähe des Kernschattens interessante Kleinplaneten befinden. Im Juli 2013 war es soweit.
(8) Flora sollte in der Oppositionsnacht am 19.7.2013 nur etwa 1 Grad von der Ekliptik entfernt sein.
(8) Flora ist für seinen geringen Lichtwechsel von weniger als 0,1mag bekannt.
Dabei liegt die Rotationszeit etwas über 12 Stunden.
In Tagesabstand gibt es also nur einen geringen Versatz und der ohnehin geringe Lichtwechsel wird fast
vollständig kompensiert. Beste Voraussetzungen für eine Messung!
Die folgende Grafik zeigt die Bewegung an den 4 Messtagen.
Für die Messung wurde eine DSI-3 mit einem 50mm Normalobjektiv verwendet.
Die 4 Messpunkte lassen auf den ersten Blick vermuten, dass der Nachweis gelungen ist.
Beim zweiten Blick scheint der erste Messwert zu niedrig und der letzte Messwert zu hoch zu liegen.
Beim letzten Messwert lag Flora exakt auf einem Feldstern und die beiden Helligkeiten haben sich addiert.
Der Einfluss des Stör-Sterns konnte auf 0,3 mag bestimmt werden. Zugleich
muss jedoch 1 Woche nach der Opposition auch die normale Helligkeitsabnahme
berücksichtigt werden. Das waren schon 0,2mag.
Netto bleibt beim letzten Messwert
eine Korrektur von -0,1 mag übrig. Beim ersten Messwert sind +0,1mag anzusetzen.
Nach der Korrektur liegen die Werte 4 Tage vor und 7 Tage nach der
Opposition auf den gleichen Niveau.
Wenn man die Messpunkte um den Oppositionszeitpunkt spiegelt und mit einer Linie verbindet,
kommt eine ansprechende Kurve heraus:
Der Oppositionseffekt lag bei Flora im Jahr 2013 bei etwa 20% oder 0,2 mag.
Das entspricht bei 1 Grad Ekliptikabstand dem
erwarteten Wert. Exakt auf der Ekliptik hätte sich der Wert
vermutlich nocheinmal verdoppelt.