ISS vor der H-Alpha-Sonne am 24.7.2006


Auf der Internetseite www.calsky.de ist es möglich sich Transitpunkte für die Passage der ISS vor Sonne und Mond errechnen zu lassen. Am 24.7.2006 sollte eine derartige Sonnenpassage nahe Wangen im Allgäu stattfinden.
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Im Vorfeld wurden einige Überlegungen angestellt wie das Ereignis am besten abzulichten wäre. Da die weiße Sonne etwas langweilig ist, sollten die Aufnahmen im H-Alpha-Licht entstehen. Die in diesem Frequenzbereich sichtbaren Strukturen sind ausreichend groß und kontrastreich um sie auch schon bei niedrigen Brennweiten fotografieren zu können. Als Instrument war ein 5 Zoll f/8 FH-Refraktor geplant. Mit der Webcam lassen sich an diesem Instrument fokal etwa 10% der Sonnenscheibe aufnehmen. Leider ergaben erste Experimente das im H-Alpha mit der Webcam die Belichtungszeiten viel zu lang sind. Um die Bewegungsunschärfe unter 1 Bogensekunde zu drücken darf die Belichtung nur 1/2000sek betragen! Für die viel empfindlichere Mintron ist 1/2000sek jedoch kein Problem. Es war sogar so, das der Shutter bei 1/12000 sek noch ein viel zu helles Bild lieferte. Um das Dilemma zu beseitigen wurde vor den Chip noch ein doppeltes Polfilter geschraubt.

Die Chipdiagonale der Mintron liegt bei etwa 1cm. Der Blockfilter des PST besitzt jedoch nur 5mm Durchmesser. Die Mintron sollte daher mit einer Barlow kombiniert werden um das Bildfeld effektiver zu nutzen. Kurz vor dem Transit wurde dann doch die Barlow wieder rausgeschraubt, da sich bei der kürzerer Brennweite trotz Vignetierung und Bildfehlern die Sonnenmitte leichter bestimmen ließ. Meine schon etwas ältere Grabberkarte schaft nur etwa 25 Bilder pro Sekunde. Die Mintron kann jedoch jede fünfzigstel Sekunde ein Bild aufnehmen. Über das Interlace-Signal läßt sich 1/50 sek nachträglich rekonstruieren. Wenn man die Addition der Kamera auf 2-fach erhöht, werden intern zwei Bilder je 1/50 sek zu einer Aufnahme mit 1/25 sek kombiniert. Durch das De-Interlace in Giotto lassen sich nachträglich die Bilder mit 1/50 sek auseinanderdividieren und so die Zahl der ISS-Aufnahmen rückwirkend verdoppeln.

Die gute Vorbereitung zahlte sich aus. Im entscheidenden Augenblick klappte alles wie am Schnürchen. Die ISS-Passage wurde parallel auch visuell beobachtet. Im 6-Zoll Newton raste ds winzige Pünktchen in weniger als 0,5 Sekunden über die Sonne. Der Mittelpunkt der Scheibe wurde dabei fast genau getroffen. Im Nachhinein kann man sagen, das der Einsatz der Barlow doch sinnvoll gewesen wäre um die Details besser herauszuarbeiten. Aber auch ohne Brennweitenverlängerung waren auf den Bildern Sonnensegel und Module schon gut zu erkennen. Im Hintergrund sind reale Sonnenstrukturen zu sehen. Ein helles Flaregebiet oder eine Protuberanz wären natürlich das Optimum gewesen, - doch wenig ist besser als nichts.

Die Verarbeitung der Rohbilder erfolgte mit Giotto. Da das Programm nur auf helle Strukturen ´kumulieren´ kann, wurden die Aufnahmen vor der Verarbeitung invertiert. Die ISS stand nun als helle Struktur vor der dunklen Sonne. Nach der Addition wurde dann zurückinvertiert. Auf diese Weise entstand das folgende Summenbild.
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Dadurch das der Mintronchip größer ist als der Blockfilter des PST sind trotz Flatfield am Rand Bildfehler zu sehen. Die beste Einzelaufnahme liegt genau in der Mitte
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Der Abstand der Einzelaufnahmen liegt bei 75 Bogensekunden. Die Sonnensegel haben 26 Bogensekunden Durchmesser.
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Aus den Einzelbildern konnte eine kleine Animation erstellt werden.
Die Addition der Einzelbilder brachte keinen Gewinn. Das SNR ist bei der hellen Sonne auch im Einzelbild schon gut genug.
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