Auf dem Weg zum eigenen Dobson

In den letzten Jahren gab es in Amateurkreisen einen nachhaltigen Trend zu Teleskopen mit immer größeren Öffnungen. Vor nur 10 Jahren war ein 10 Zoll Gerät noch einer Volkssternwarte würdig, heute gibt es schon zahlreiche Privatpersonen die Fernrohre mit 16, 18 oder 20 Zoll besitzen. Auf Teleskoptreffen sind auch schon die ersten 30-Zöller zu sehen. Ermöglicht wurde dies, durch die Entwicklung des Dobson-Fernrohrs.
Es handelt sich dabei um ein Newton-Spiegel-System das jedoch auf eine teure paralaktische Montierung verzichtet. Beim Bau werden meist preiswerte Materialien verwendet. Die wichtigste Innovation ist die Lagerung auf reibungsarmen Teflonblöcken.
Die Nachführung erfolgt gewöhnlich von Hand. Doch werden vom Handel mittlerweile auch schon computergesteuerte Dob-Driver angeboten.

Mein Dobson sollte eine Öffnung von 12 bis 14 Zoll besitzen. Ein solches Gerät bietet genug Leistung, um sich deutlich von dem schon vorhandenen 8-Zöller abzusetzen. Zudem ist es relativ einfach zu transportieren. Dies ist wichtig, weil die visuelle Astronomie stark unter der städtischen Lichtverschmutzung leidet. Man muss flexibel sein, denn selbst das größte Teleskop ist am Ende sinnlos, wenn es nicht genutzt wird!

Objektive mit etwa 14 Zoll werden leider nur von wenigen namhaften Herstellern angeboten. Pegasus und Galaxy fertigen nur noch ab 18 Zoll. Orion und University haben dagegen ihr oberes Limit bei 10 Zoll Öffnung. Die russischen Lomo Optiken haben einen sehr guten Ruf, sind aber leider auch sehr teuer, andere osteuropäische Produzenten haben teilweise extrem lange Lieferzeiten.

So fiel am Ende die Entscheidung, es mit einem Coulter-Spiegel zu versuchen. Coulter gilt als Hersteller preiswerter Massenware mit schwankender Qualität. Eine Prüfung der Optik schien daher ratsam zu sein. Sie wurde von Wolfgang Rohr aus Hassfurt vorgenommen. Er bietet z.Zt. einen interferometrischen Test für ca 150 EU an! Bei eigener Anlieferung und Abholung ist im Einzelfall ein Nachlass möglich. Der Preis ermöglicht es, auch kleinere und preiswerte Optiken, ohne unverhältnismäßig hohe Kosten, prüfen zu lassen.

Der Test besteht aus 4 Teilbereichen.

Zunächst wurde die Rotationssymmetrie überprüft. Die beiden unteren Aufnahmen zeigen, dass der Spiegel zumindest keine groben Fehler aufweist.


Als nächstes entstand eine Ronchi-Aufnahme mit einem Gitter von 12 Linien pro Millimeter. Der Ronchi-Gitter-Test dient dazu die Korrektur der Parabel selbst zu untersuchen, also ob ein Spiegel über- oder unterkorrigiert ist. Mein Spiegel ist ganz leicht unterkorrigiert. Dies ist vorteilhaft, weil sonst die Strahlungskälte aus dem Weltraum die Spiegelfläche zuerst abkühlt, und der Spiegel in eine schlechtere Hyperbel fällt. Die Striche sind fast parallel. Eine minimale Störung am Rand ist wohl auf eine leicht abgefallene Kante zurückzuführen


Der dann folgende Foucault-Test zeigt die Oberflächen-Struktur, u.a. die Rauhigkeit bzw. höher frequente feinere Flächenfehler. Bei meinem Spiegel ist eine leichte Delle in der Spiegelmitte sichtbar. Der Fehler beginnt auf halben Wege zwischen Zentrum und Kante. Interessant ist, daß die Delle im Verlauf von 2 Stunden sichtbar abgenommen hat. Laut W. Rohr lag dies vermutlich daran, dass der Spiegel während des Tests nach hinten abgeschirmt war. So entstand ein leichtes Temperaturgefälle zwischen Vorder- und Rückseite, daß nur langsam ausgeglichen werden konnte.


Das linke untere Bild zeigt die Rohversion des Interferogramms. Die rechte untere Topografie-Auswertung erlaubt die Beurteilung des Höhen- verlaufs einzelner Spiegelzonen und rechnet die Werte für PtV-wave, RMS-wave und die Energie-Konzentration(Strehl). Obwohl die Linien weitgehend parallel sind, diagnostiziert die Auswertungssoftware einen Astigmatismus. Er verläuft jedoch entlang einer zentralen Achse und könnte daher durch schwachen Druck leicht ausgeglichen werden. Man darf sich durch das Ergebnis von PV=0.43 nicht verwirren lassen. Das eingesetzte Programm mißt sehr streng! Laut Wolfgang Rohr ist der Spiegel erfahrungsgemäß eher etwas besser, die Beugungsbegrenzung wird wohl knapp erreicht.





Ein Dobson besteht üblicherweise aus Bodenplatte, Optik, Rockerbox, Stangen und Hut. Nachdem die Optik vorhanden war wurden die restlichen Teile von Björn Hamann angefertigt. Der Bau nahm einige Zeit in Anspruch, doch das Warten hat sich gelohnt. Die Konstruktion orientiert sich stark am Design der Obsession-Teleskope.

Das Teleskop läßt viel Liebe zum Detail erkennen.
Man beachte z.B. die Rundungen an den Verbindungsstücken zwischen Hut und Stangen sowie die saubere Lackierung!


Nach der Fertigstellung wurde die Optik nocheinmal am Stern getestet. Die dabei sichtbaren intra- und extrafokalen Beugungsbilder wurden mit dem Programm Aberrator30 nachgebildet. Es ist schon erstaunlich, wie gut sich das Ergebnis aus dem interferometrischen Test bestätigt. Die Optik liegt bei Lambda/3 PV bzw. Lambda/11 RMS Wave. Der Dobs ist also kein Planetenteleskop, sollte im Deep-Sky-Bereich aber schon einiges zeigen.

Interessant ist, dass die Oberflächenauswertung des Aberrators ganz anders aussieht, als die Oberflächenauswertung des Interferogramms und trotzdem ein ähnlicher PV-Wert erreicht wird.
Rechts unten im Screenshot gibt es eine Simulation des Marsbildes. Einmal der Anblick in einer perfekten Optik und einmal der Anblick mit dem getesteten Spiegel.

Unabhängig von allen Tests ist letztlich entscheidend was das Teleskop real am Sternenhimmel zeigt. Bei den ersten Beobachtungen hat das Gerät eigentlich unerwartet gut abgeschnitten. Der Spiegel benötigt allerdings eine sehr lange Auskühlphase. Trotz Lüfter zeigte die Optik während der ersten 2 Stunden eine extreme Verformung, so das eine vernünftige Justierung kaum möglich war. In den Morgenstunden war der Saturn sehr gut zu beobachten. Bei guten Seeing war die Cassiniteilung klar und deutlich zu sehen. Auf dem Planeten waren auch zarte Wolkenstrukturen gut zu erkennen. Der bekannte Spiegelschleifer Stathis Kafalis warf einen prüfenden Blick durch das Teleskop, stellte den Polarstern ein und begutachtete die intra- und extrafokalen Beugungsbilder. Seiner Meinung nach ist der Spiegel eher besser als Lambda/3. Eine Nachbearbeitung der Optik wäre nicht sinnvoll.




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