HLTau 76
Variable Weiße Zwerge sind ein faszinierendes Thema.
Wie kann es sein, dass eine frei stehende Sternleiche
die ohne Kernfusion langsam auskühlt
in der Helligkeit schwankt?
Sowas würde doch niemand erwarten... daher
wurde der erste variable weiße Zwerg
auch relativ spät entdeckt. Als Prototyp der Klasse
gilt ZZ-Ceti. Doch interessanter ist HLTau 76.
HLTau 76 ist ein
15mag Sternchen mit sehr kleinen
und sehr schnellen Helligkeitsschwankungen.
Bei ihm
überlagern sich 43 Perioden im Bereich von
10 Sekunden, einigen Minuten und mehreren Stunden.
Zudem soll es eine 2,2 tägige-Rotation geben.
Was die Schwingungen anregt und warum
sie nicht in Reibung aufgelöst werden, scheint
noch unklar zu sein.
Einen ersten Nachweißversuch wurde
2006 mit der Watec gestartet. Doch trotz
des münchener 80cm Spiegels, kräftiger
Datenquälerei und der Unterstützung
durch die Sternfreunde Harald Tomsik
und Andreas Eberle war aus den ersten Messungen
nichts vorzeigbares herauszuquetschen.
Mit einer neu angeschafften DSI-Kamera
wurde der weiße Zwerg jetzt nochmal
aufs Korn genommen.
Es entstanden 2 Serien zu je 30 min
mit 5,7 sek Aufnahmen und mit 30 sek Aufnahmen.
Die Schwingungen im Sekundenbereich gehen noch im
Rauschen unter, doch im Minutenbereich ist
ein klarer Nachweis möglich!
Bei den 30 sek Bildern schwankt das
Signal eines konstanten Vergleichsterns in einem Bereich von 0,05 mag
Bei HLTau76 gab es 3 gut definierte Maxima mit einem Schwankungsbereich
von 0,2 mag. Die ersten beiden Ausschläge haben die gleiche Amplitude,
das dritte Maximum ist signifikant schwächer.
Auch auf der 5,7sek-Serie sind die 4 Maxima sichtbar.
Die Aneinanderreihung der beiden Serien zeigt wie unregelmäßig
die Schwingungen sind.
Das kürzeste Intervall hat ca. 400 sek
das direkt darauf folgende längste Intervall dauert fast 700 sek.
Die durchschnittliche Intervalllänge lag bei etwa 560 sek.
Die Flanken können sehr steil sein. Änderungen von 0,1mag in
nur 30 Sekunden sind normal.
Bei Gelegenheit wird HLTau 76 nochmal
eine komplette Nacht fotometriert
um noch exaktere Aussagen zu machen.
Hans-Günter Diederich hat sich auch schon mal
mit HL Tau 76 beschäftigt und dazu auf
der Deepskyliste eine umfangreiche e-mail
veröffentlicht.
Auch er hatte Schwankungen im Bereich von 0,2 mag gemessen
und kam auf einem mittleren Abstand von 470 sek.