L-R-GB Farbverfahren mit grün-blauen Mischkanal



Wenn man im Internet einige Bilder von Standartobjekten wie z.B. M27 betrachtet, fällt auf, dass es kaum 2 Aufnahmen mit identischen Farbverlauf gibt. Die Frage 'Was sind die richtigen Farben' hat in der Amateurastronomie immer wieder zu kontroversen Diskussionen geführt. Je nachdem mit welchem Film oder welcher Technik man arbeitet, gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Die Einführung der CCDs hat die Probleme noch vergrößert. Unterschiedliche Chips, Betriebstemperaturen, Belichtungszeiten und Filtersätze können zu Abweichungen führen. Während die Eichung bei Kontinuum-Strahlung noch relativ einfach ist, gibt es bei der Linienstrahlung einiger Planetarischer Nebel spezielle Probleme. So liegen die grüne OIII-Linie und die blaue H-Beta-Linie so dicht beisammen, das sie von einigen RGB-Filtern nicht sauber getrennt werden können. Hier besteht die Gefahr einer doppelten Gewichtung. Filtersätze die beide Linien klar trennen sind auch keine perfekte Lösung. Bei ihnen können unterschiedliche Farbtöne wie z.B. Hell- und Dunkelblau nicht mehr unterschieden werden. Zudem haben manche Filter mehrere Transmissionsfenster. Wenn z.B. ein Grünfilter ebenfalls im UV- oder IR- Bereich durchlässig ist, so wird der Grünanteil zu stark gewichtet. Halbwertsbreite und Transmissionsmaximum der Filter haben ebenfalls einen Einfluß. Die Linienintensitäten schwanken zudem von Objekt zu Objekt, so dass eigentlich bei jeder Aufnahme neu geeicht werden müßte. Sämtliche Fehlerquellen auszumerzen übersteigt die Möglichkeiten der meisten Amateure. Viele haben sich darum entschieden pragmatisch zu sein und mit den Farbfehlern zu leben. Jedes Foto wird einfach als schönes 'Falschfarbenbild' betrachtet. Im Universum dominieren 2 Farben, das Rot der Wasserstoffnebel und das Blau der jungen Sterne. Falls man in den Farb-Fotos zwischen diesen beiden Extremen eine Linie ziehen kann, so ist schon einiges gewonnen. Dies ist u.a. möglich, indem man die Filter einer 3D-Brille verwendet. Sie müssen deutlich zwischen Rot und Nicht-Rot unterscheiden, weil es sonst bei der Betrachtung der 3D-Bilder zu irritierenden Rändern kommen kann. Die Mintron-Farbaufnahmen sind mit einer 3-D-Rot-Blau-Brille entstanden. Der Blaufilter ist auch gründurchlässig und deckt beide Farben ab. Die Transmission dieser Folienfilter ist eher mäßig. Wegen der limitierten Belichtungszeit der Mintron ist ein sauberes RGB-Bild so nicht zu erhalten. Darum wird ein filterloser Luminanz-Kanal extra aufgenommen dem später GB- und R- Auszug als Pseudo-RGB aufgeprägt werden. Ein erfreulicher Nebeneffekt der Folienfilter ist, daß wegen der geringen Dicke keine erneute Scharfstellung notwendig ist. Die eher mangelhafte optische Qualität ist irrelevant, da die Strukturinformationen sowieso aus dem Luminanz-Kanal kommen. Die gängigen Programme können einen undifferenzierten GB-Kanal nicht verarbeiten. Blau und Grün müssen also irgendwie getrennt werden. Um halbwegs passendende Verhältnisse von R:G und R:B zu bestimmen, kann man sich an Tageslichtaufnahmen orientieren. Die dabei ermittelten Parameter für den Weißabgleich sind später analog bei den Astrobildern zu verwenden. Ein mit diesem Weißabgleich erstelltes Pseudo-L-R-GB wird allerdings nur das Licht eines G2-Sterns halbwegs korrekt abbilden. Farblich gut getroffen werden vermutlich HII-Regionen, Kugelsternhaufen und elliptische Galaxien. Blaue Spiral- und Reflektionsnebel werden dagegen zu grünlich und einige PN zu bläulich dargestellt. Objekte mit einem Infrarot-Exzess können die R:GB Verhältnisse nachteilig verschieben.


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