Merkurtransit 7.5.2003


Die Planeten Merkur und Venus laufen innerhalb der Erdbahn um die Sonne. Deshalb kann es vorkommen, dass diese beiden Himmelskörper von der Erde aus gesehen vor der Sonnenscheibe herziehen. Derartige Ereignisse sind allerdings sehr selten. Bei Merkur liegt der zeitliche Abstand bei einigen Jahrzehnten. Bei der Venus können sogar einige Jahrhunderte vergehen. Am 7.5.2003 war von Deutschland aus ein Merkurdurchgang komplett sichtbar. Das letzte mal war dies in den 70´er Jahren der Fall. In weiten Teilen Mitteleuropas war der Himmel wolkenfrei. Auch an dem von mir gewählten Plätzchen etwa 30 km südöstlich von München herrschten recht gute Bedingungen. Der Aufbau der Instrumente erfolgte schon um 4:00 Uhr morgens. Um diese Zeit war es noch möglich die Montierung am Polarstern auszurichten und die Webcam an einem zenithnahen Stern ohne Seeingprobleme zu fokusieren. Zur Fotografie sollte ein 120mm FH-Refraktor verwendet werden. Um das Ereignis parallel visuell verfolgen zu können wurde ein 6 Zoll Newton aufgebaut. Um kurz nach 7 Uhr wurde es spannend. Ein gedankenverlorener Griff zum Fokusierknopf machte die mühevolle Scharfstellung am Stern zunichte. Grrrrr&´§$%&$....rrr!! So blieb nicht anderes übrig als noch einmal am Sonnenrand scharfzustellen. Wegen der starken Luftunruhe in Horizontnähe gelang dies allerdings nicht ganz zufriedenstellend. Um 7:10 Uhr war wieder alles im Lot. Ein Hechtsprung zum 6 Zöller zeigte das noch nichts verpaßt war. Der erste Kontakt erfolgte genau an der erwarteten Stelle. Ein fliegender Wechsel zurück an den Computer ermöglichte folgende Fotos.
mertr1ca.jpg

In den folgenden 4 Stunden sollte alle 20 min eine neue Aufnahme entstehen. Um die Wartezeiten zu überbrücken hatte ich extra ein Buch eingepackt. Doch irgendwie verging die Zeit wie im Fluge. Durchziehende Cirren und das wechselnde Seeing machten die Beobachtung immer wieder spannend.

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Der Merkurtransit-Sammelaufnahme. Die einzelnen Bilder entstanden im zeitlichen Abstand von jeweils ca. 40 min.

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Bei diesen beiden Animationen entstanden die Einzelbilder im Abstand von jeweils ca. 20 min. Schön ist die Wanderung relativ zum zentralen Sonnenfleck zu erkennen.

Zudem nahmen auch zusätzlich erstellte Sonnenmosaike und Einzelaufnahmen der Fleckengruppen viel Zeit in Anspruch. Einmal kam auch ein neugieriger Besucher vorbei, um einen Blick durchs Teleskop zu werfen. Am Ende konnten nur 10 Seiten gelesen werden.

Während der ersten 2 Stunden war die Luftruhe eher mäßig. Leichte Schleierwolken trübten gelegentlich das Bild. Um kurz nach 10 war dann der Himmel blitzblank. Ein leichter Wind kam auf und die laminare Luftströmung zerstörte die vertikalen Seeingblasen. Die Bedingungen wurden immer besser. In der Penumbra des zentralen Sonnenflecks waren radiale Strukturen und 2 helle Zonen sichtbar. Die Umbra hatte eine deutlich fransige Struktur. Etwas nördlich war eine winzige schwarze Pore zu erkennen. Zwei Fleckengruppen mit hellen Fackeln standen am Südrand. Schade, das der Merkur nicht hier vorbei gezogen ist. So war lediglich ein aus 2 Kernen bestehendes Minifleckchen die merkurnächste Gruppe. Bei 1000 mm Brennweite war es zeitweise möglich Merkur und den zentralen Sonnenfleck auf dem Webcamchip zu vereinigen. So hatte man einen Bezugspunkt um die Wanderung besser verfolgen zu können.
mertrsf1.jpg
mertrsf3.jpg

Am Rand waren 2 kleinere Fleckengruppen sichtbar. Sie waren von zahlreichen Fackeln umgeben. Dank des ordentlichen Seeings konnten sie recht gut abgebildet werden.
mertrsf2.jpg


Das nachfolgende Mosaik zeigt die Lage der einzelnen Fleckengruppen. Durch anklicken kann das Sonnenbild vergrößert werden. Dann sind auch einige kleinere gestreute Flecken sichtbar. Erst bei diesem Komplettbild wird die Winzigkeit des Merkuscheibchens deutlich. metrmos.jpg

Das Highlight des Tages war der Austritt des Planeten um kurz nach halb eins. Dank guten Seeings konnte die Brennweite auf 4 Meter hochgeschraubt werden. Jedes der nachfolgenden Bilder wurde aus 20% von 250 Webcamaufnahmen gemittelt die jeweils in einem 10-Sekundenintervall entstanden sind.
mertr3cb.jpg.

Daraus ließ sich auch eine schöne Animation erstellen.
(Durch Anklicken kann eine größere Version geladen werden)
mertr3cc.gif
Auf einigen Aufnahmen des 3. Kontakts waren die Granulation gut sichtbar. Nachfolgend eine kleine Animation die mein Bild mit einem ESO-Foto von den Kanaren vergleicht. Trotz mehrerer Tausend Kilometer Distanz ist kaum eine Parallaxe zu erkennen. Dadurch läßt sich schön verdeutlichen, warum weltweit die Kontaktzeiten kaum differierten und der Merkur zur Bestimmung der AE eher ungeeignet ist.
mertrpar.gif mertrpar2.jpg


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