Zwerggalaxien in Namibia 2003

Die Lokale Gruppe besitzt 2 Hauptgalaxien und mehrere Zwerggalaxien. Nach einer Arbeit von V.G. Gurzadyan mit dem Titel ´On the motion of the Local Group and its substructures´ kann man die Zwerggalaxien in 3 Untergruppen gliedern. Zwerge im Umfeld von M31, Zwerge im Umfeld der Milchstraße und gestreute Zwerge im Umkreis von 2 Megaparsec was etwa 6 Lichtjahren entspricht.

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Die größten Zwerggalaxien des Südhimmels sind die beiden Magellanschen Wolken. Sie sind zugleich die einzigen Zwerggalaxien die mit freien Auge gesehen werden können. 1987 erstrahlte in der Großen Magellanschen Wolke eine helle Supernova. Sie erreichte damals etwa 2mag. Mittlerweile hat sich ein Supernovarest gebildet der nur noch eine Helligkeit von etwa 17 mag aufweist. Für die Aufnahme wurde ein 5,5 Zoll Comet-Catcher und eine Mintronkamera verwendet. Trotz des bescheidenen Equipments konnte der SNR während der Namibiareise 2003 noch abgebildet werden. Durch die Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium steigt die Helligkeit zur Zeit leicht an. Der Durchmesser des SNR liegt momentan bei etwa 1´´. Eine Auflösung mit Amateurmitteln ist bislang unmöglich.


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Das Bild oben zeigt links die Supernova im Jahre 1987 und in der Mitte im Jahre 1994. Beides sind Aufnahmen aus dem Internet. Rechts ist das eigene Foto mit der Mintronkamera zu sehen. Zwischen 1994 und 2003 gibt es kaum noch eine Helligkeitsänderung.



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Durch Blinken der Aufnahmen von 1987 und 2003 läßt sich die Position und die Helligkeitsänderung gut dokumentieren.



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Die Supernova erstrahlte in unmittelbarer Nähe zum Tarantelnebel. Der Tarantelnebel ist die größte HII-Region in der LMC.



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Neben dem Tarantelnebel gibt es noch etwa ein Duzend weiterer, heller Wasserstoff-Nebel in der Großen Magellanschen Wolke. Einer davon ist NGC2040.



Anders als die LMC ist der Fornax-Dwarf ein sphäroides System mit geringer Flächenhelligkeit. Dank des dunklen Wüstenhimmels war die Beobachtung in Namibia jedoch kein Problem. Bei 50-fach war im 17-Zöller ohne Schwierigkeiten ein diffuser Glow zu erkennen.

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Die hellsten Einzelsterne des Fornax-Dwarf liegen bei etwa 18 mag. Ein genauer Vergleich mit dem POSS zeigt, dass zumindest einige von ihnen abgebildet werden konnten (Das Bild läßt sich durch anklicken vergrößern). Die grünen Kreise markieren die Lage der Kugelsternhaufen, die nachfolgend herausvergrößert wurden.



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Im Fornax-Dwarf stehen 4 Kugelsternhaufen mit ca. 13 mag. Einer von ihnen hat eine eigene NGC-Nummer. NGC1049 ist bei 200-fach deutlich diffus. Einzelsterne waren am 17-Zöller visuell nicht sicher zu identifizieren, doch er scheint leicht gemotteld zu sein. Es wäre interessant diesen GC gelegentlich noch einmal mit etwas mehr öffnung zu testen.


NGC6822 ist eine irreguläre Zwerggalaxie. Sie steht im Grenzgebiet zwischen Schütze und Steinbock. Trotzdem soll die galaktische Extinktion lediglich 1 mag betragen. Das Objekt ist schon im Sucher als schwache Aufhellung zu sehen.

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Die hellsten Einzelsterne sollen etwa 17 mag besitzen.



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NGC6822 ist auch von Deutschland aus zu beobachten. Das linke obere Bild ist mit einem 12-Zöller und einer Mintron entstanden. Rechts ist zum Vergleich ein POSS-Auszug eingefügt. Anders als bei der Namibia-Aufnahme sind diesmal Einzelsterne kaum zu sehen, doch am Nordrand sind 2 hellere Knoten zu erkennen.



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Die Knoten reagieren stark auf OIII. Offensichtlich handelt es sich um extragalaktische Sternentstehungsgebiete. Die mittlere HII-Region ist am konzentriertesten und hat eine eigene IC-Nummer. Der östliche Knoten ist ähnlich hell, während der außerhalb des Bildfeldes liegende westliche Nebel etwa 1 mag schwächer ist.


Zu den irregulären Zwergen gehört IC5152. Bei dieser Galaxie ist nicht ganz sicher ob sie wirklich zur Lokalen Gruppe zählt oder nur zufällig deren Bereich kreuzt. Unmittelbar neben einem sehr störenden Stern gelegen, war mit 11-Zoll nur eine schwache Ellipse ohne Kern und Strukturen zu beobachten. Durch den Vordergrundstern ergab sich ein Effekt ähnlich wie beim ´Blinking Planetary´ NGC2537. Nur mit indirekten Sehen war die Galaxie gut zu erkennen.

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Mit einer Entfernung von 1,51 Mpc steht IC5152 am Rand der lokalen Gruppe. Es ist eine Spirale in Auflösung und gehört zur Klasse IA(s)m. Die hohe Flächenhelligkeit des irregulären Systems ermöglichte die Fotografie einiger heller Sternenwolken. IC5152 ist der einzige Zwerg der mit einem C11 aufgenommen wurde. Alle anderen Bilder entstanden mit dem 5,5-Zoll Comet-Catcher.


Auf halben Wege zur Sculptor-Gruppe steht NGC55. Trotzdem wird dieses System noch zu den Zwergen der Lokalen Gruppe gerechnet. Die Bezeichnung Zwerg erscheint angesichts der Größe des Systems untertrieben. NGC55 gehört zu den hellsten und schönsten Galaxien des südlichen Sternenhimmels. NGC55 ist ein langgezogenes diffuses Band mit einem helleren und einem dunkleren Abschnitt. Im helleren Bereich sind im Teleskop 2 diffuse Konzentrationen zu sehen, dazwischen stehen 2 stellare Punkte. Einer der Punkte markiert wohl das galaktische Zentrum.

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Die Galaxie wurde mehrfach aufs Korn genommen, einmal mit und einmal ohne Digi-Zoom. Obwohl der Comet-Catcher lediglich 500mm Brennweite besitzt, passte mit Zoom nicht mehr das komplette System auf den Mintron-Chip.
Auf der gezoomten Aufnahme sind etwas mehr Strukturen zu erkennen.


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Bei der Auswertung der Aufnahmen fanden sich in der Fachliteratur 2 Arbeiten von G.S. Da Costa (´Globular clusters in the sculptor group Galaxy NGC 55´) und W.Liller (´A search for globular clusters around the edge-on spiral galaxy NGC 55´) mit denen in NGC55 einige Kugelsternhaufen identifiziert werden konnten.


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Die identifizierten Kugelsternhaufen besitzen etwa 16 mag und sind nur die hellsten Exemplare eines sehr reichen Halosystems.



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