Umbau des PST


zunächst vorweg:
Dies ist keine Empfehlung sondern nur ein Erfahrungsbericht!
Für eventuelle Schäden beim Nachbau gibt es keine Haftung!!!



Das von der Firma Coronado angebotene ´Personal Solar Telescope´ ist ein kleines H-Alpha-Sonnenfernrohr mit 40mm Öffnung. Damit ist etwa eine Auflösung von 3 Bogensekunden möglich. Die maximale Vergrößerung liegt bei 80-fach. Der Preis ist mit ca. 600 Euro sehr günstig. Andere Geräte kosten mehrere Tausend Euro. Das PST besitzt 3 Filter. Der erste Filter dient nur zur Wärmeblockung und ist im Objektiv eingebaut. Der zweite Filter ist das Etalon. Er steckt in einem kippbaren Ring hinter dem goldfarbenen Objektivrohr. Der dritte Filter ist der Blockfilter unmittelbar vor der Okularsteckhülse. Die Filterkurven ähneln einer Gaußfunktion. Die Schnittmenge liegt genau auf der H-Alpha-Linie. Der günstige Preis wird ermöglicht durch einen relativ kleinen und daher einfach herstellbaren Blockfilter mit 5mm sowie ein relativ kleines Etalon mit etwa 1,5cm. Das trotz der winzigen Filter die komplette Sonne beobachtet werden kann liegt an der geringen Brennweite des PSTs mit 400mm. Ein Umbau des PST auf eine Optik mit mehr als 600mm Brennweite zeigt zwangsweise nur noch einen Teil der Sonnenoberfläche.Wenn man jedoch einzelne Protuberanzen fotografieren möchte, kann der Umbau durchaus lohnend sein.
Bei einigen PSTs läßt sich das Goldrohr mit dem Objektiv direkt vor dem Etalon herausdrehen. Bei den meisten Exemplaren ist das Goldrohr jedoch verklebt. Hier hilft nur rohe Gewalt oder ein Absägen des Vorderteils.
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Das PST mit abgeschraubten goldfarbenen Objektivrohr

Falls sich das Goldrohr herausdrehen läßt, wird am Etalon ein Gewinde mit 50mm Durchmesser und 1mm Steigung freigelegt. Von diesem Gewinde aus muß man sich einen Adapter auf das gängige T2 Format mit 42mm Durchmesser und 0,75mm Steigung drehen lassen. Für T2 sind im Astrohandel Adapter auf 1,25 Zoll oder 2 Zoll erhältlich. Damit passt das PST dann in die gängigen Okularauszüge. Zugleich haben die Adapter frontseitig ein Filtergewinde. In dieses Filtergewinde wird als Energieschutzfilter ein H-Alpha-Pass-Filter eingeschraubt. Mein Filter stammt von Gerd Neumann. Die Kurve dieses Filters gibt es auf der Homepage von André Knöfel unter http://www.astroamateur.de/filter/.
http://www.astroamateur.de/filter/astronomik_halpha_0090004581.gif

Der Filter ist mit seinen 15 Nanometer Halbwertsbreite eigentlich für die Deepsky-Nebelfotografie gedacht. Als Interferenzfilter reflektiert er fast das gesammte Licht mit Ausnahme eines kleinen Lecks im UV. Um dieses Leck abzudichten empfielt sich ein UV-IR-Cut Filter der auch als L-Filter angeboten wird. Bei meinem PST-Umbau wurde eine Kombination aus einem Baader Kontrast-Booster und einem Astronomik IR-Sperrfilter verwendet. Diese Filterkombination erfüllt den gleichen Zweck.
Ob ein 1,25-Zoll oder ein 2-Zoll Fokaladapter verwendet werden muß, hängt von der Brennweite des Teleskops ab. Mein 5-Zöller hat 1m Brennweite. Der PST-Umbau benötigt etwa 20cm Lichtweg. Der Strahlengang ist 20 cm vor dem Brennpunkt 24mm groß. Da der Webcamchip nur 3,7mm Kantenlänge besitzt und zudem eine Barlow eingeschraubt wird, werden nur 2mm ausgeleuchtetes Feld benötigt. Die insgesamt notwendigen 26mm Durchlass sind mit einem 1,25 Zoll Filter noch knapp zu erreichen. - Soweit die Theorie. - In der Praxis wird der Durchlass durch den Durchmesser des nur etwa 16mm großen Etalons begrenzt. Durch diese unfreiwillige Blende wird mein Gerät von 5 Zoll auf 4 Zoll kastriert. Filter mit mehr als 1,25 Zoll scheinen also zunächst sinnlos zu sein. Trotzdem wäre ein 2 Zoll Filter vorzuziehen. Bei einem 1,25 Zoll Filter fällt immer Sonnenlicht auf die schwarze Filterfassung. Während der Filter selbst kalt bleibt, kann die Fassung sehr warm werden und das Tubusseeing negativ beeinflussen. Allerdings sind die 2-Zoll-Filter auch wesentlich teurer. Bei meinem Umbau wurden 1,25-Zoll Filter verwendet die zufällig schon vorhanden waren.
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Die für den Umbau notwendigen Bauteile. Links der gedrehte Adapter von 50mm x 1mm auf T2 verschraubt mit einem 1,25 Zoll Fokaladapter. Von links nach rechts ein Astronomik-H-Alpha-Pass-Filter, ein Baader-Kontrastbooster, ein Polarisationsfilter und ein IR-Sperrfilter. Der Polfilter wird verwendet um im PST Reflexe zu vermindern.


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Der komplette Umbausatz bereit zum Einsatz. Frontseitig ist die spiegelnde Oberfläche des H-Alpha-Pass-Filters zu sehen. Rechts ein Adapter von 1,25-Zoll auf 2-Zoll.


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So kommt das PST in den Okularauszug. Der massive Aluklotz des 1,25-Zoll auf 2-Zoll -Adapters dient zugleich zur Wärmeableitung für die aufgeheizte Filterfassung.


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Das Umbau-PST im Okularauszug. Die PST-Einheit benötigt etwa 20 cm Lichtweg. Um ein scharfes Bild zu erreichen, muß der Fernrohr-Tubus um diesen Betrag gekürzt werden. Da die meisten Refraktoren im OAZ ausreichend Spiel für ein Zenitprisma besitzen, reicht es meist schon 10 bis 15cm vom Rohr abzusägen.
Mein PST-Umbau wird bislang nur fotografisch genutzt, da nicht sicher ist, ob die Filterkombination im thermischen IR Leckagen haben könnte. Für den visuellen Einsatz wäre ein objektivseitiger ERF-Wärmeschutzfilter ratsam.
Bei der Fotografie hat es sich bewährt, die Webcam in Alufolie einzuwicken um sie besser gegen Streulicht zu schützen.




PST-Umbau II
Die Variante für Fortgeschrittene:


Sofern nicht weiter verklebt, läßt sich das PST noch weiter auseinaderschrauben. Nachfolgend alle Komponenten des PST.
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Manchmal ist zum Auseinanderschrauben beherzter Krafteinsatz notwendig. Hat man es geschafft, zeigt sich dass ein PST nur zwei wesentliche Bauteile besitzt: das Etalon und den Blockfilter.
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Der schwarze Kasten dient eigentlich nur zur Fokusierung und wird nach dem Umbau nicht mehr benötigt. Die Baulänge der Konstruktion läßt sich durch eine direkte Verbindung von Etalon und Blockfilter wesentlich verringern.
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Die direkte Verbindung hätte gleich mehrere Vorteile:
- Das Kürzen des Fernrohrtubus entfällt. Der PST-Umbau passt an jeden Refraktor.
- Das kleine Etalon wirkt nicht mehr als Blende. Öffnungsverhältnisse schneller als f/10 lassen sich dadurch erst effektiv nutzen.
- Das Licht das zum Blockfilter kommt, trifft nur noch auf einen kleinen Ausschnitt des Etalons. Dadurch sind (die üblichen) Ungleichmäßigkeiten in der Verarbeitung des Etalons kaum noch zu spüren.
- Die Filter sind näher am Okular. Fehler auf den (vielen) Glas-Luft-Flächen der Filter haben kaum noch eine optische Wirkung. Einige PSTs haben am Bildfeldrand eine kontrastreichere Filterung als in der Bildfeldmitte. In diesem Fall würde es sich lohnen die Achslage von Blockfilter und Etalon zu versetzen.

Der Umbau nach Variante II hat auch Nachteile. Der schwarze Kasten besitzt über den Projektionsweg eine optische Wirkung. Bei meinem Refraktoren mit f/17 gab es noch ein ausreichend gutes Bild doch ob das auch bei f/10 funktioniert, weiss ich nicht. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Rückbau auf die Originalkonfiguration mehr Zeit benötigt.



Hier noch ein paar Ergebnisse mit dem umgebauten PST:

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9so13e5.jpg

8so18ko6.jpg 8so24ob2f.jpg




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