Sonnenfinsternis 2019 XI - An den Tatio-Geysiren

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Die Caldera des Riesenvulkans El Tatio befindet sich auf auf ca. 4.300 m Höhe in einer abseits gelegenen Region 60km nördlich von SanPedro. Das Gelände ist nur wenige Kilometer von der bolivianischen Grenze entfernt und wird schon zum Altiplano gezählt.



Unser Ziel war es eine Beobachtungsnacht mit dem Sonnenaufgang zu kombinieren. Daher fuhren wir die holprige Pisten-Strecke schon am Vorabend und erreichen noch vor Monduntergang unser Ziel. Auf dem Weg kamen wir an dem See ´Vado Putana´ vorbei der ebenfalls eine tolle Beobachtungslokation gewesen wäre. Dort gab es zahlreiche Wasservögel die in der Nacht kreischten. Der See war von einem fantastischen Bergpanorama mit zahlreichen Vulkanen umgeben. Wir nutzten daher die Gelegenheit im Mondlicht ein Panorama zu erstellen.


Auf der Rückfahrt entstand ein zweites Pano zum Vergleich von Tag und Nachthimmel.




Am Tag sahen wir einen der Vulkane rauchen. Es handelte sich um den 5890m hohen Stratovulkan Putana. Er hat einen Gipfelkrater mit 500 m Durchmesser, der aus zwei inneren Kratern besteht. Der eine im Zentrum mit 130 m und der andere in der Nähe der Nordostflanke mit 300 m Durchmesser. Die Fumarolenaktivität am Gipfelkrater ist seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. Die Emissionsfahnen sind bis zu 500 m hoch. Der Vulkan gilt als bisher wenig erforscht, was an der Abgelegenheit und schlechten Zugänglichkeit liegt. 


Wir beobachteten den Krater etwa eine halbe Stunde. In der Zeit nahm die Aktivität deutlich zu. Wenn es ausreichend Zeit gegeben hätte, wäre sicher spannend gewesen sich dem Berg zu nähern. Aus der ferne war eine Serpentinenstraße zu sehen die wohl erst in den letzten Jahren gebaut worden ist. Auf älteren Fotos im Internet ist sie noch nicht zu erkennen.


Am Eingangstor der Tatio-Geysire gibt es einen gut ausgeleuchteten Parkplatz, den wir selbstverständlich gemieden haben. Statt dessen suchten wir uns einige Hundert Meter entfernt ein schönes Plätzchen, das den Blick auf Geysire und Bergpanorama kombinierte. 



Die Nacht war extrem kalt. Trotz Moonboots und Daunenjacke war es frostig. Mit verwendeten Ausrüstung waren in Deutschland auch -20 Grad kein Problem doch auf 4300m Höhe reagiert der Körper anders. Obwohl das Thermometer nur -8 Grad zeigte waren die Grenzen deutlich zu spüren.

Nach dem Monduntergang wurde der Himmel sehr dunkel. Das SQM zeigte 22,1mag, das war 0,1mag besser als beim VLT. Der Standort des VLT ist aber auch 1600m niedriger. Anders als in der Nacht am Paranal gab es diesmal kein sichtbares Airglow. Der Himmel zeigte bis zum Horizont eine perfekte Transparenz. Die Sternstrichspuren enden über dem Bergpanorama das in Richtung Süden weniger als 2 Grad Höhe gehabt haben dürfte.

Fotografiert wurde nur nebenbei. Die Extinktion war extrem gering. Eta-Carina stand während des Fotos weniger als 10 Grad über dem Horizont. 


Der Untergang des Eta-Carina-Nebels erfolgte extinktionsfrei. Es wurde eine kleine Animation erstellt.

Hauptziel war in der Nacht die visuelle Beobachtung mit dem 8 Zoll Reisedobson. Auf dem Programm der Planetarische Nebel IC5150 im Kranich (Grus), Er wird gelegentlich als ´Südlicher Ringnebel´ bezeichnet. Anders als sein nördlicher Bruder ist IC5150 mit 12,5mag deutlich schwächer. Im 8 Zöller war der etwa 2 Bogenminuten große PN aber trotzdem gut zu finden. Der Ring war nur indirekt sichtbar. Auf dem ersten Blick schien der PN einen nahen Stern zu berühren. Das war jedoch eine Täuschung. Ein genaues Hinsehen zeigte zwischen Stern und PN eine klare Lücke.

Beobachtet aber nicht gezeichnet wurde der Pavo-Kugelsternhaufen. Er ist der dritthellste GC nach 47-Tuc und vor M22. Bei 41x war er schon gut aufgelöst und mit höherer Vergrößerung kaum schöner da er relativ wenige Sterne besitzt.

Ein weiterer Kugelhaufen war M4. M4 ist einer der nächsten Kugelsternhaufen und kann entsprechend leicht aufgelöst werden. Zwischen M4 und Antares steht der kleine Kugelsternhaufen NGC6144. Er ist 3,5mag schwächer als M4, ist aber trotzdem auflösbar. Bei genauen hinsehen, zeigt er eine ovale Form.

Vor ein paar Jahren wurde bei einem Besuch auf der Südhalbkugel der Fornax-Dwarf mit einem 17 Zöller beobachtet und war ohne Schwierigkeiten als diffuser Glow zu erkennen. Diesmal stand der Sculptor-Dwarf auf der Zielliste. Auch er ist ein sphäroides Zwergsystem mit geringer Flächenhelligkeit das zur Lokalen Gruppe gehört.

Trotz der idealen Bedingungen auf dem Altiplano war der Sculptor-Dwarf mit 8 Zoll kein leichtes Objekt. Sebastian sah ihn bei 46x zwar sofort, doch meine etwas schlechteren Augen mußten sich schon etwas quälen. Wir fertigten beide eine Zeichnung an.  


Beide Zeichnungen zeigen im Bereich der 3 Sterne eine Aufhellung, die auf den Foto im POSS nicht sichtbar ist. Die Aufhellung  wird durch Streulicht und 3 weitere Feldsterne im Zielgebiet verursacht worden sein. Die Sichtung des Sculptor-Dwarfs kann als eindeutig gewertet werten.

In der Nacht lief Sebastian immer wieder zu dem Geysiren um dort die Stimmung einzufangen. Der steinige Weg war nicht ungefährlich und so sparte ich mir den Geysir-Besuch bis zur Morgendämmerung. 

Anders als am Yellowstone sind die Tatio-Geysire nicht gestreut sondern stehen in einem Feld dicht beieinander. Sie befinden sich auch nicht in einem Wald sondern in einer freien Wüstenlandschaft. In Kombination mit der umliegenden Vulkanlandschaft war der Sonnenaufgang noch beeindruckender als am Yellowstone. Das Gipfelglühen in der Morgensonne schuf eine besondere Stimmung. Einige Hundert Besucher verteilten sich auf dem Gelände und dienten als Maßstab für die Höhe der Dampfwolken. 


Bei frostigen Temperaturen von bis zu -20 °C ist die aufsteigende Dampf der Geysire am deutlichsten zu sehen. Daher werden die Geysire i.d.R. am frühen Morgen besucht. Ein Eintrittsgeld wird nur bis Sonnenaufgang erhoben, danach ist der Zugang frei.  

Von 110 eruptierenden Quellen wurden mehr als 80 als echte Geysire identifiziert, davon sind über 30 andauernd aktiv. Es handelt sich um das größte Geysirfeld der Südhalbkugel und nach dem Yellowstone-Nationalpark und den Dolina Geiserow auf Kamtschatka ist es das drittgrößte der Erde. Das schwer erreichbare und erst in den 40er Jahren entdeckte Geysirfeld von Dolina Geiserow wurde am 3. Juni 2007 zu 2 Drittel von einer Schlammlawine verschüttet. Ob die Tatio-Geysire dadurch den Sprung auf Platz 2 geschafft haben ist noch unklar.

Am El Tatio befinden sich schätzungsweise 8 % der Geysire der Welt. Die Wassertemperatur liegt wegen der großen Höhe bei nur bei max. 86 °C trotzdem sind Verbrühungen möglich und Touristen sollten vorsichtig sein.

Jüngere Geysire waren eher flach, während ältere Exemplare einen Kegel aus Sedimenten abgelagert hatten.

Gleich neben den Geysiren war das Wasser schon gefroren. Feuer und Eis lagen also dicht beieinander.

Unter den Besuchern befand sich auch unser Münchener Sternfreund Statis Kafalis.

Am Rand der Geysire existiert ein natürliches Badebecken, in dem warmes und kaltes Wasser zusammenfließen. Als sich nach Sonnenaufgang die Touristen verzogen gönnten wir uns zum Abschluss der gelungenen Beobachtungsnacht ein halbes Stündchen in diesem Hotpot und genossen aus dem warmen Wasser heraus den Anblick des Vulkan-Panoramas.

Das Thermometer im Auto zeigte eine Lufttemperatur von 4 Grad. Trotzdem war es in der Sonne gut auszuhalten. Auf dem Tacho standen 2965km. Wir hatten in Santiago den Wagen mit einem Kilometerstand von 60km übernommen. Nach 2905 km erreichten wir an den Tatio-Geysiren den nördlichsten Wendepunkt unserer Reise. Vom nun an ging es wieder zurück in den Süden.



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