Sonnenfinsternis 2019 XIII - Petroglyphen und eine Nacht im Kaktuswald



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Auf der Rückreise machten wir nochmal Station in LaSerena. Bei einem Spaziergang sahen wir zahlreiche Infoschilder zur Sonnenfinsternis. Die Stadt hatte ihre Bürger auf das Ereignis besten vorbereitet. Am Hauptplatz zeigten riesige Schautafeln den zeitlichen Verlauf. Hunderte von Plakaten hingen an den Laternen und machen Werbung für eine Großveranstaltung im Stadion von LaSerena wo sich mehr als 10.000 Menschen zusammenfanden. 

Pläne mit zahlreichen weiteren Plätzen entlang des Elqui-Tals wurden für das Publik-Viewing ausgewiesen.

 

Der Reiseführer zählt dort das Museo Arqueologico zu den Sehenswürdigkeiten und wir nutzten die Gelegenheit um es zu besichtigen. Trotz beeindruckender Fassade war die Ausstellung eher bescheiden. Möglicherweise war wegen Umbauten nicht alles zu sehen. Es gab nur eine handvoll Vitrinen mit Keramik und 2 große Steinplatten mit Petroglyphen. 

Die nahen Anden entwässern sich über kleine Flüsschen die in der trockenen Atacama Flussoasen bilden. In den Flusstälern siedelten verschiedene Stämme die eine bescheidene Landwirtschaft betrieben. Jedes Tal hatte seine eigenen Volksgruppe und seine eigene Kultur. 

Die Molle-Kultur war ab Christi Geburt im Valle de Encanto aktiv und wurde in 7 Jh. von den künstlerisch weitere entwickelten Diaguitas abgelöst. 

Der Encanto ist ein bescheidenes Rinnsal. Dennoch haben die Bewohner des kleinen Tals die bedeutendsten Steinritzungen in Nordchile hinterlassen. Die Steinplatten in LaSerena weckten unsere Neugier und da die Sehenswürdigkeit auf dem Weg lag nahmen wir sie mit. 

Die Ritzungen sind von eher bescheidener künstlerischer Qualität. Sehr häufig sind runde Löcher mit unklarer Funktion. Vielleicht wurde hier Mehl gestampft oder Wasser aufgefangen. In dem Fall waren sie sowas wie antike Getränkehalter. 

Es gibt auch figürliche Darstellungen an denen Alien-Gläubige ihre Freude hätten. Tatsächlich werden einige der Figuren wegen ihrer Antennen als ´Extraterrestical´ und ´Astronaut´ bezeichnet. Dazu gibt es weitere Petroglyphen die wie Satellitenschüsseln aussehen. 

Wer jedoch etwas genauer hinschaut erkennt, dass die Satellitenschüsseln stilisierter Federschmuck sind. Federkronen waren bei allen Indianerkulturen weit verbreitet.

Die Petroglyphen sind teilweise stark verwittert und im Felsenmeer nur schwer zu finden. Wir haben nur etwa die Hälfte der in den Plänen eingezeichneten Steinritzungen gefunden. Die nach der Molle-Kultur aktive Diaguitas-Kultur hinterließ hochwertige Keramik die im Museum von Ovalle besichtigt werden kann. Im dortigen ´Museo de Limari´ gibt es keine einzige Beschriftung in englischer Sprache. Dennoch ist es möglich aus den spanischen Texten einiges zu schließen und zu lernen. 

Die Keramik in den Vitrinen ist nicht nur nach ihrem Alter unterteilt sondern auch nach dem was sie darstellt. Die Glasuren haben zumeist einen rötlichen oder weißen Untergrund. Die Zeichnung wurde in schwarzer Farbe ausgeführt. 

Beliebt waren Gefäße als Tierdarstellungen. Deutlich kann man Lamas und Jaguare zuordnen. 

Aus Ton wurden auch Flöten und Pfeifen gefertigt. Die Pfeifen dienten den Hirten zur Steuerung der Herden. 

Auch menschliche Gesichter lassen sich in den Keramiken häufig wiederfinden. Einige Figuren haben Tränenspuren im Gesicht. 

Besonders berührte eine Keramik bei der der Künstler offensichtlich eine schwangere Frau abgebildet hat. Tränenspuren gehörten aber wohl auch zur Bemalung der Männer. Ein Grafik zeigte einen Töpfer bei der Arbeit. Die Indianer kannten keine Töpferscheibe und schufen ihre Kunstwerke direkt aus dem Lehm. Sie erreichten trotzdem eine erstaunliche Qualität und Symmetrie bei den Gefäßen. Eigentlich ist die Keramik der neuen Welt spannender und vielfältiger als die der alten Welt, weil es keine Bevorzugung runder Formen gegeben hat. 

Von Ovalle aus fuhren wir weiter in den Süden. Unser Plan war auf halben Wege eine letzte Beobachtungsnacht einzulegen Die PanAmercana verließen wir um eine Seitenstraße zum Dorf Canela Baja zu fahren. Die Lichtverschmutzungskarten zeigten hinter dem Dorf eine Region mit perfekten Bedingungen. 

Der Mond hatte sein erstes Viertel inzwischen überschritten und so konnten wir mit mehreren Zwischenstopps ohne Zeitdruck ganz entspannt einen guten Standort suchen. Von der Hauptstraße aus fuhren rechts ab einen Hang hinauf. Die Schotterpiste war teilweise sehr schlecht und zwischendurch gab es Zweifel ob die Wahl dieser Route eine gute Idee gewesen ist. In einer Haarnadelkurve auf fast 600m gab es einen kleinen Wendeparkplatz mit einem tollen Blick auf das tiefer liegende Tal. Um dem Parkplatz herum standen zahlreiche Kakteen in allen Größen so dass man von einem Kaktuswald sprechen kann. 

Der Mond ging erst nach Mitternacht unter und es war genug Zeit um in Ruhe aufzubauen. Für die Serienaufnahmen war der Mond kein Nachteil. Er beleuchtete die Landschaft und schuf eine schöne Stimmung. 

Auch ein Mondfoto mit dem Dobson wurde probiert. Es entstand ohne besonderen Ehrgeiz. Ansonsten wurde mit dem Dobson eher visuell beobachtet.

Die ersten 5 Tage nach der Sonnenfinsternis wurde jeden Abend der Mond mit einem 180mm Teleobjektiv aufgenommen.




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