ESOP 2019
Die ESOP ist die Tagung der
europäischen Sektion der ´International Organisation
Timing Association´
(IOTA-ES). Die IOTA beschäftigt sich primär mit der
Messung von Sternbedeckungen durch den Mond und
Kleinplaneten. Es gibt aber auch Schnittpunkte zu Sonnenfinsternissen
oder Exoplaneten.
Der Tagungsort wechselt durch die verschiedenen europäischen
Staaten. 2019 gab es einen besonders
interessanten Standort im historischen Observatorium von Paris. An
diesem Ort wirkten zahlreiche
bedeutende Astronomen wie Cassini, Arago, LeVerrier und Camille
Flammarion der gleich gegenüber der
Sternwarte seine Wohnung hatte. Die Straßen im Umfeld der
Sternwarte sind nach diesen
Astro-Pionieren benannt.
Das Observatoire de Paris wurde 1667 von
Ludwig XIV. gegründet und
gehört seit dem 17. Jahrhundert zu den renommiertesten
Forschungsstätten der Astronomie.
Heute arbeiten in Paris etwa 300 Mitarbeiter und es ist die größte astronomische Forschungseinrichtung der Welt. Weltweit sind etwa 800 Mitarbeiter für das Observatorium aktiv.
Die bahnbrechende Architektur des Hauptgebäudes wurde von Claude Perrault konzipiert und 1671 abgeschlossen.
Zum Programm gehörte auch eine Kuppelbesichtigung mit dem historischen Refraktor aus dem 19.Jh.Der Unterbau des Refraktors ist eine eigenwillige Konstruktion die vom darunterliegenden Kuppelsaal entkoppelt ist..
Der Boden der Kuppel ist vom Teleskop getrennt unfd kann mit der Kuppel gedreht werden.
Auf dem Dach ist auch ein Meridianinstrument untergebracht
Im Observatorium wird noch heute die offizielle Zeit für Frankreich festgelegt:
Das Mittagessen war für ein Kantinenesssen ungewöhnlich gut!Durch den historischen Cassini-Saal läuft der Pariser Meridian der im 18ten und 19ten Jh. in vielen kontinentalen Kartenwerken als 0-Meridian verwendet wurde. Dort fanden auch die meisten Vorträge statt.
Im Programm gab es Beobachtungsberichte Infos über neue Softwarefeatures, Tipps zum Timing und technische Details zu neuen Kameras.
Wichtig waren wie immer die Hinweise zu den Bedeckungen im nächsten Jahr. Dabei viel auf, das sich unsere algerischen Sternfreunde diesmal über besonders viele Ereignisse freuen dürfen.
In
der Mittagszeit war gut zu verfolgen, wie das Licht der Sonne durch
ein Loch
an der Südwand auf den Meridian fiel. Die Bewegung der Sonne
war durch den langen Projektionsweg gut
mit freien Auge zu erkennen. Mit Fotos wurde versucht die
Berührungspunkte der Sonnenränder festzuhalten.
Zwischen den Aufnahmen lagen 144 Sekunden. Die Erde dreht sich einmal
in 24 Stunden um ihre Achse
und der Meridian überstreicht 360 Grad, das sind 21600
Bogenminuten.
In 144 Sekunden wurden 36
Bogenminuten zurückgelegt, das ist schon ein recht genaues
Ergebnis.
Der Tagungsausflug ging zu Schloss Fontainebleau.
Fontainebleau ist vor allem berühmt für seine Innenausstattung aus der Zeit der Renaissance, an der zahlreiche italienische Künstler arbeiteten, und wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das Schloss gilt als erster Renaissancebau auf französischem Boden. Es wurde in der Zeit der Könige Heinrich IV., Ludwig XIII. und Ludwig XIV. mehrfach umgebaut. Schloss Fontainebleau hat fünf Höfe, eine Kapelle, Prunkräume, Fresken und Stuckaturen. Die Arbeiten für das Schloss wurden ab 1530 von italienischen Künstlern wie Rosso Fiorentino ausgeführt. Diese brachten manieristische Stilelemente und italienisches Formen-gut nach Frankreich.
Ludwig XIV. ließ in den Gärten ein neues Parterre im Stil des Barocks, einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. Die geschwungene Treppe musste schon im 17. Jhd. durch die heutige Treppe ersetzt werden. Zu sehen sind Merkurstäbe mit 2 schlangen die den vom König geförderten Handel symbolisieren.
Im Schloss ist ein chinesische Museum untergebracht, das jedoch nur aus 3 Räumen besteht. Die Gegenstände darin wurden auf Betreiben der Kaiserin Eugénie, der Gemahlin von Napoleon III, gesammelt.
Dinge chinesischer und japanischer Herkunft waren im 19. Jhd. große Mode.
Was im Inneren des Schlosses sofort in die Augen fällt, sind die vielen Malereien, die in Hülle und Fülle die Wände und auch die Plafonds zieren. Auch wenn viele der Möbel und Accessoires authentisch sind, muss man das Wort mit "vom 19. Jhd. an" verstehen. Böden, Decken, Bilder, etc. sind jedoch oft älteren Datums. Diese Figurengruppe wurde zwischen 1541 und 1544 von Primaticcio erschaffen. Die Galerie von Franz I ist ganze sechzig Meter lang. Auf den Täfelungen aus Nussbaumholz gibt es abwechselnd das "F" des Königs und sein Wappentier, den Salamander. Darüber gibt es Fresken und Stuckarbeiten, die sich oft an Begebenheiten der Antike orientieren. Die meisten Räume sind aus dem 16Jh.
Als Napoleon hier residierte hat er jedoch einige Räume um-dekoriert. Das Schlafzimmer des Königs wurde sein Thronsaal.
Die
Standarten sind mit einem ´N´ geschmückt.
Während unter den Königen die Polster mit einer Lilie
bestickt waren, wählte
Napoleon für sich das Symbol der Biene. Er wollte wie die
Biene zugleich fleißig und wehrhaft sein.
Das Zimmer in dem Napoleon seine
Abdankung
unterzeichnete, befindet
sich gleich nebenan.
Am Abend wurde das Observatorium von Buthiers besichtigt. Es befindet sich in einem Freizeitpark der mit einem Landschulheim kombiniert ist.
Die Anlage ist großzügig und wir konnten dort günstig übernachten.
Die Sternwarte verfügt über ein 60cm Spiegelteleskop. Der Himmel vor Ort ist durch Paris im Norden deutlich aufgehellt, doch nach Süden recht dunkel. Er entspricht etwa einem mittleren Landhimmel. Die Milchstraße war gut sichtbar.
Das 60cm Teleskop zeigte eindrucksvoll M27, den Ringnebel und den Kugelsternhaufen M71. Eine in der Nacht probierte Kleinplanetensternbedeckung war leider negativ. Auf der Plattform waren zahlreiche kleinere Teleskope aufgebaut mit denen zunächst die Sonne beobachtet wurde. Später wurden Jupiter und Saturn eingestellt. Mit einem Fernglas wurden Mizar, HΧ, und M8 beobachtet. Am nächsten Tag wurde das Wohnhaus von Camille Flammarion besucht.
Flammarion veröffentlichte etwa 50 populärwissenschaftliche Werke. Das 1879 erschienene L’astronomie Populaire erreichte eine Auflage von 100.000. Er glaubte an die Existenz der Marskanäle die von einer hochentwickelten Kultur erbaut worden seien, und ermutigte Amateurastronomen zu eigenen Beobachtungen. Daneben schrieb er auch phantastische Erzählungen. Flammarion gilt als Begründer der Amateurastronomie in Frankreich. Einer seiner Förderer schenkte ihm das Wohnhaus in dem er ein Observatorium mit einem 9 Zoll Refraktor erbaute.
Parallel montiert ist eine nur wenig kleinere Plattenkamera. Zudem sind auf dem Dach bauliche Reste eines Meridianinstrumentes zu erkennen.
Im
Garten ist
Flammarion mit seinen beiden Ehefrauen begraben.