Besuch in Speyer und Trier zur Streifende Sternbedeckung von Asellus Borealis


gauche.gif


Am 14.9.2020 war eine Streifende Sternbedeckung von Asellus Borealis ein guter Grund das südliche Rheinland und das Saarland zu besuchen. Co-Beobachter Sebastian Voltmer wohnt etwa eine Stunde südlich der Grazeline und betreibt dort das Weltraumatelier Nohfelden: https://apollo-13.eu/

Am Wegesrand lag Speyer. Der historische Ort ist nicht nur bekannt für die größte romanische Kirche der Welt und seine Kaisergrablege sondern auch für das Technik-Museum-Speyer das über Europas größte Raumfahrtausstellung verfügen soll.


Das Museum ist tatsächlich beeindruckend. Schwerpunkte der Sammlung sind Autos, Motorräder, Flugzeuge, Schiffe und ein Flugmodel der russischen Raumfähre Buran.


Auch historische Musikautomaten nehmen einen weiten Raum ein. Einige sind noch spielbar und so kommt man in den den Hallen immer wieder in den Genuss von Live-Musik vergangener Tage.


Die Raumfahrt hat eine eigene Halle. Zu sehen sind aber nur wenige Stücke die wirklich im Weltall gewesen sind.


Vom Columbus- und D1-Labor gibt es 1:1 Modelle die ihre enge Verwandtschaft zeigen.

1:1 sind auch Modelle der Mondlandefähre. Da bekommt man schon einen guten Eindruck.


Echt ist ein Mondstein aus der Region nahe der Hadley-Rille. Nur wenige Zuschauer erkannten die Sensation die sie vor sich hatten.
Es ist neben dem Mondstein in Nördlingen das einzige Exemplar in Deutschland.



Interessant ist eine russische Miniraumfähre mit der der Wiedereintritt in die Atmosphäre getestet wurde.


Die Originalkapsel von Fliegerkosmonaut Sigmund Jähn ist ebenfalls ausgestellt.


Einige Originale gab es noch bei der Astronautenbekleidung:


Das Flugmodell der Buran hat dagegen nie die Erde verlassen. Es hatte Strahltriebwerke und diente nur zum Test der Aerodynamik. Es entspricht so der amerikanischen Enterprise.

Der Innenausbau wirkt ´rustikal´. Man spürt deutlich das es sich nur um ein vereinfachtes Modell handelt, dennoch sind die Ausmaße beeindruckend.


Beeindruckend sind auch die Ausmaße eines Jumbojets der auf Stelzen über der Landschaft schwebt.

Der Schwerlasttransporter Antonov-22 kann als Version mit 2 gegenläufigen Propellern besichtigt werden.


Eine Mig-21. Der meistgebaute Kampfjet im kommunistischen Imperium.


In der maritimen Abteilung wurde ein U-Boot besichtigt. Erstaunlich ist die Komplexität der Maschinen mit zahllosen Skalen und Hebeln. Erst bei der Besichtigung wird verständlich das in den kleinen Booten doch eine große Mannschaft untergebracht werden musste.


Aus dem WK-II sind Miniuboote zu sehen die eigentlich nur bemannte Torpedos waren.



Das Museum versucht zumindest in Modellen einen kompletten Überblick über die dt. Marinegeschichte zu geben. In einem dafür eingerichteten Gebäude gab es einige unerwartete Überraschungen zu entdecken. So gab es im WK-II einen deutschen Flugzeugträger! Der Flugzeugträger blieb jedoch unvollendet und wurde nie in Dienst gestellt.

Nach dem Erfolg der Japaner in Pearl Habour und  der Versenkung der Bismarck, wurde die Bedeutung der Flugzeugträger für die Seekriegsführung erkannt und auch in Deutschland wurden kleinere Träger auf Kiel gelegt.

Die Region um Speyer ist nicht nur die Heimat von Ex-Kanzler Kohl sondern auch vom ehemaligen Nato-Generalsekretär Manfred Wörner. Ihm hat das Museum viel zu verdanken und ist wohl der Grund warum so viele ausgediente Flugzeuge ihren Weg in diesen kleinen Ort gefunden haben. Zur Erinnerung an den ehemaligen Verteidigungsminister ist sein alter BMW ausgestellt.



Nach Schließung des Museum gab es noch einen Abstecher zum Dom von Speyer. Die Kirche wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut und so ist nur ein teil der Bausubstanz aus dem Mittelalter. Zuletzt gab es um 1900 größere Restaurierungen im neoromanischen Stil. Die Westfassade und die Kaisergruft sind aus dieser Zeit. Die mittelalterlichen Gräber waren lange verschollen. Auf der Suche nach den Kaisergräbern leitete 1900 eine Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Grabung im Königschor. Im Zuge der Grabung wurden die Kaisergräber im Speyerer Dom geöffnet. 1902 wurde die Kaisergruft über den Gräbern errichtet, die über die Krypta zugänglich ist. Verglichen mit dem spanischen Escorial oder dem französischen St. Denis ist die Grablege der dt. Herrscher daher vergleichsweise bescheiden.



Die Grabplatte Rudolfs II. findet sich in vielen Schulbüchern.




Am Folgetag wurde Trier besucht. An dem Tag herrschten nochmal 30 Grad und die alte Römerstadt verbreitete italienisches Flair. Für einen Besuch aller Sehenswürdigkeiten war die Zeit eigentlich zu knapp, - dennoch wurde es versucht. Die Kombikarte ermöglicht den Besuch von 5 römischen Sehenswürdigkeiten und des Rheinischen Landesmuseums. Der Weg führte zunächst an der ehemaligen Palastaula vorbei die heute eine Kirche ist.


Über die Jahrhunderte gab es immer wieder bauliche Veränderungen doch die römische Bautechnik aus dem 3.Jh. lässt sich immer noch gut studieren. Das unverputzte Mauerwerk besteht aus flächigen Ziegeln in einem genormten Format, das sich auch bei anderen Gebäuden aus dieser Zeit wiederfinden lässt.

Das gleiche Ziegelformat gibt es bei den Kaiserthermen . Die Anlage ist ein Highlight des römischen Trier.

Der umfangreiche unterirdische Bereich ist weitgehend erhalten und auch oberirdisch steht noch einige Bausubstanz.


In der Summe ist mehr als ein Drittel erhalten. Die geplante Abfolge der Bäder, die Heizanlagen und die Wasserversorgung sind gut nachvollziehbar.



Interessanterweise wurden die Thermen dennoch nie als Badeanlage genutzt. Nachdem der in Trier geborene Kaiser Konstantin seine Hauptstadt in die heutige Türkei verlegte, wurden die Bauarbeiten an den Thermen eingestellt. Das Gebäude wurde dann als Kaserne genutzt. Im Mittelalter wurde die Anlage zur Burg ausgebaut und ein Teil diente als Stadttor.

Es gab in der Stadt schon mehrere Thermenanlagen. Darunter mit den Barbarathermen die zweitgrößte Anlage im gesamten Römischen Reich. Echten Bedarf für den antiken Repräsentationsbau hat es wohl nie gegeben.


Etwas skurril sind die Tafeln in ´Leichter Sprache´ für geistig Behinderte. Gut gemeint, aber doch auch irgendwie diskriminierend:


Von den Barbarathermen ist nur wenig erhalten. Der Besuch ist daher kostenlos. um sich den Komplex aus den vorhandenen Ruinen im Geiste zu rekonstruieren braucht man schon sehr viel Phantasie.


Anders ist die bei den Thermen am Viehmarkt die unterirdisch freigelegt wurden.


Die Stimmung ist dort ähnlich wie beim Praetorium in Köln. Das Ausgrabungsgelände ist jedoch deutlich größer!


Die Bäderfolge ist schwieriger zu erkennen als bei den Kaiserthermen aber deutlich einfacher sichtbar als bei den bescheidenen Resten der Barbarathermen.
Die Fundamente der Außenmauern sind gut erhalten und das Ausmaß der Gesamtanlage deutlich spürbar.



Trier war in der Antike eine der größten Städte des römischen Reiches und war Hauptstadt des Nordwestlichen Reichsteils der England, Spanien, Frankreich, Benelux und Westdeutschland umfasste.

 
Bis zu 100.000 Menschen lebten hier, etwa ähnlich viele wie in der heutigen Stadt. Entlang der Mosel war die Stadt langgestreckt im Verhältnis von etwa 1:2. Die beachtliche Fläche kann man erwandern, wenn man von den Barbarathermen zum Amphitheater läuft. Dies entspricht der kurzen Achse des ummauerten Stadtgebietes und entspricht etwa 1,5 km.


Das Amphitheater hat seine antiken Sitzreihen verloren ist aber sonst gut erhalten.

Ein Teil der unterirdischen Anlagen kann besichtigt werden. Hier befindet sich eine Quelle die seit 2000 Jahren über einen römischen Kanal abgeleitet wird. Dennoch steht das Wasser etwa 30cm hoch und man muss sich über Holzstege bewegen.

Im feuchten Boden sorgte der Luftabschluss für den Erhalt einiger ungewöhnlicher Funde. So fanden sich hier Fluch-tafeln mit denen die antiken Bewohner ihre Feinde verhexten wollten. Solche Tafeln wurden bevorzugt an Orten begraben wo Menschen gewaltsam ums Leben gekommen sind. Im Amphitheater sind über die Jahrhunderte wohl Tausende von Gladiatoren umgekommen. 

Viele Funde aus dem antiken Trier befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum das in der Preußenzeit errichtet wurde. Leider gab es am Abend nur noch eine Stunde Zeit und so wurde die Sammlung im Schnelldurchgang besichtigt. Die tollen Funde aus der Keltenzeit hätten mehr Aufmerksamkeit verdient, doch natürlich standen in Trier erstmal die römischen Funde im Vordergrund.

Als Hauptstadt war Trier reich. Die Häuser dürften ähnlich aufwändig gestaltet gewesen sein wie in Pompeji. Erhalten hat sich von den Wandmalereien wenig, aber einige schöne Fußbodenmosaike wurden gefunden.


Ein sehr bekannter Fund ist das Weinschiff, das sich in vielen Schulbüchern wiederfindet. Die Römer brachten die Weinkultur an die Steilhänge der Mosel. Im 19.Jh. waren Moselweine weltweit begehrt und wurden teurer gehandelt als die französischen Spitzenprodukte aus Bordeaux.

2 ungewöhnliche römische Gefäße mit großer Kunstfertigkeit:


Das bekannteste römische Bauwerk ist die Porta Nigra. Das ehemalige Stadttor war nicht aus Ziegeln sondern aus haltbareren Naturstein errichtet, der mit Metallklammern verzahnt wurden. Das sehr massive Mauerwerk überdauerte so die Zeiten.


Das Mittelalter überlebte das Standtor als Klosterkirche.

Napoleon ließ die Kirche zurückbauen und den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Als Bauwerk der römischen Militärtechnik war das Stadttor schmucklos. Anders als bei den Griechen gab es bei den Römern keine repräsentativen Elemente. Der Reliefschmuck an den Fenstern der Innenseite stammt aus der Barock-Zeit. Aus der gleichen Zeit haben sich ein paar Grabplatten erhalten.


Das Gebäude kann über 3 Etagen begangen werden.


Das Gewölbe in der Eingangshalle stammt aus dem Mittelalter. Ebenso die romanische Zwerggalerie.

Die Gewölbe in den Wehrgängen sind noch antik.

In der Spätantike ließ sich ein Wandermönch als Eremit einmauern. Er wurde später heilig gesprochen und seine Klause war die Basis der späteren Kirche. Im Bereich der Klause befindet sich eine Videoleinwand die über das Leben des weitgereisten Mönchs berichtet.

Das direkt anschließende ehemalige Kloster ist heute das Stadtmuseum. 

Im Keller kann man den von der Porta Nigra kommenden Verlauf der Stadtmauer noch gut nachvollziehen.


Das Stadtmuseum hat eine bunt gemischte Sammlung vom Mittelalter bis zu Moderne. Die Gemäldegalerie hat einige bekannte Namen.



Einmalig ist auch die Schatzkammer der Stadtbibliothek. Angesichts der zahllosen Trierer Sehenswürdigkeiten wird dieses Highlight leicht übersehen. Dabei ist es eine eigene Reise wert! Napoleon ließ nach der Auflösung der Kirchengüter die Handschriften der umliegenden Klöster und Diözesen in Trier zusammenlegen. Die so entstandene Sammlung mit über 3000 Handschriften dürfte in ihrer Qualität für Deutschland unvergleichlich sein.

Nur der Einband des Ada-Evangeliars ist von 1499. Die Handschrift wurde als Geschenk für Karl den Großen angefertigt. Er selbst dürfte das aufwändig gestaltete Buch in der Hand gehalten haben.


 
Zum Bestand gehört auch eine Gutenberg-Bibel. Ursprünglich waren es sogar 2. Ein Exemplar wurde jedoch in den 20er Jahren verkauft.


Zum Abschluss wurde noch das Ensemble  aus Dom und Liebfrauenkirche besucht.

Der romanische Dom steht der Legende nach auf den Mauern des Privathauses der Kaiserin Helena, die den Bau gestiftet hat. Tatsächlich hat man bei Ausgrabungen die Fundamente eines römischen Privathauses gefunden. Der Trierer Dom ist die älteste Kirche Deutschlands. Den 2. Weltkrieg hat das Gebäude fast unbeschadet überstanden. Ein Modell im Stadtmuseum zeigt die Schäden:



Die Innenausstattung ist umfangreich.


Die benachbarte Liebfrauenkirche ist eigentlich das schönere Gebäude. Sie wurde nicht als Basilika sondern als Zentralbau ausgeführt, was für eine gotische Pfarr- und Bürgerkirche sehr ungewöhnlich ist. Der Grund lag wohl im beengten Bauplatz, der ein Langhaus nicht zugelassen hat. Als ´Rosenblüte aus Stein´ bietet die hochgotische Kirche ein tolles Raumerlebnis und zeigt einen engen Bezug zu französischen Baumeistern.



Als alte Stadt verfügt Trier auch über eine Reihe mittelalterlicher Häuser und Wohntürme.



Streifende Sternbedeckung von Asellus Borealis

Hauptseite

email.gif