Weimar und Erfurt


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Für den Sonntag war ein Besuch der Weimarer Klassik eingeplant. Natürlich ging es als erstes zum Goethehaus am Frauenplan. Herzog Carl-August hatte das Gebäude Goethe als seinem obersten Minister geschenkt. Da man die Bedeutung Goethes schon zu Lebzeiten erkannte ist ein Großteil der Einrichtung original erhalten und wurde vom Enkel des Dichters als letzten lebenden Nachfahren an den Staat verkauft.

Das Haus ist kein Schloss sondern bürgerlich eingerichtet. Dennoch sind die Räume repräsentativ. Das Mobiliar ist von guter Qualität und der weitläufige Treppenaufgang zeigt schon das hier jemand wohnte der seine Gäste beeindrucken wollte.  Im Erdgeschoss rechts neben dem früheren, zentralen Haupteingang liegt hinter den westlichen drei Fenstern das von Goethe neu konzipierte repräsentative Treppenhaus.

Diesem Ziel seine Besucher zu beeindrucken diente auch die umfangreiche Sammlung die Goethe angelegt hat. Goethe lernte gern aus dem Vergleich. Dadurch konnte er historische und künstlerische Entwicklungen erkennen. Allein seine grafische Sammlung umfasste mehr als 26.000 Blatt. Hinzu kamen Minerale Gemälde und Kopien klassischer Skulpturen.

Für die Standuhr war die Decke zu niedrig. Um sie stellen zu können, ließ er ein Loch in die Decke schlagen.


 Im Obergeschoss befinden sich im westlichen Teil Goethes Arbeitszimmer mit Vorzimmer, das zugleich einen Teil seiner Mineraliensammlung aufnahm, seine Privatbibliothek mit 5424 Titeln in zirka 7000 Bänden, sein Schlafraum und das Schreibzimmer. Der östliche Teil des Hinterhauses beherbergt Christianes Zimmer mit Zeichnungen seiner Kinder und Enkel, teilweise von Goethes eigener Hand.

Alle diese Räume haben einen direkten Blick auf den Garten. Von der Gartenseite her erscheint das Gebäude wie ein größerer Bauernhof.

Obwohl der Garten nicht groß ist, gibt es doch ein gemauertes doppelgeschossiges Teehaus. 

 

Zu sehen ist auch das Schlafzimmer und der Sessel in dem der Dichter gestorben ist.

Begraben wurde er als ´erweitertes Mitglied der Familie´ im Mausoleum seines Freundes des Weimarer Großherzogs.

Der Schillersarg ist heute leer. Durch Gen-Untersuchungen ist heute bekannt, das man von 200 Jahren versehentlich die falschen Knochen hineingelegt hat.

Sachsen-Weimar wurde auf dem Wiener Kongress zum Großherzogtum erhoben. Obwohl Großherzöge keine Könige sind, haben sie doch den Anspruch auf die Anrede ´Königliche Hoheit´. Darauf wurde in der Gruft wert gelegt. 
Selbst im Tode sind doch nicht alle gleich.... :-)

Bevor er an den Frauenplan zog wohnte Goethe in einem Gartenhaus im Park der Ilm. 

Das Gartenhaus war auch nach dem Umzug noch in seinem Besitz. Die Einrichtung wurde von Ihm gestaltet. Sie ist mehr praktisch als representativ. Das der Treppe gegenüberliegende Altanzimmer wurde als Salon und Empfangszimmer genutzt. 

Vom Altanzimmer gelangt man in das Arbeitszimmer, das durch das Stehpult mit Sitzbock und den Kamin dominiert wird. Wie Kaiser Wilhelm erledigte Goethe seine Korrespondenz gern in einem Reiterstuhl.  Im Gartenhaus arbeitete Goethe an zentralen Werken. Hier schuf er Teile der Prosafassung der „Iphigenie auf Tauris“, hier arbeitete er an den Dramen „Egmont“ und „Torquato Tasso“. Bekannte Gedichte wie „An den Mond“, „Rastlose Liebe“ und „Jägers Abendlied“ entstanden hier.

Geschmückt ist das Arbeitszimmer mit verschiedenen Zeichnungen Goethes: Christiane Vulpius, auf dem Sofa schlafend, Dämpfende Täler bei Ilmenau, Luisenkloster und Bergwerksaue bei Ilmenau.


Goethe legte hier den Grundstein für die am Wörlitzer Park orientierte Neugestaltung des Ilmparks. In Sichtweite liegt das von Goethe geplante Sommerhaus des Herzogs der hier seine Geliebte unterbrachte. Dieses Gebäude wird als Römisches Haus bezeichnet. Charakteristisch ist seine Anlehnung an den römischen Tempel. Die Anregung dazu brachte Goethe von seiner italienischen Reise mit. Der Baubeginn war 1791. Die Innenräume haben eine klassizistische Gestaltung.

Als nächstes ging es zu Anna-Amalia-Bibliothek Benannt wurde die Bibliothek nach Anna Amalia der Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach. Während ihrer Regentschaft erfolgte 1766 der Umzug der herzoglichen Büchersammlung. Goethe leitete sie bis zu seinem Tode 1832 als Bibliothekar 35 Jahre lang. Er führte sie zu einer der bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands jener Zeit. Sie prägte die Weimarer Klassik mit und ist bis heute eines der wichtigsten Archive dieser Epoche. Zu besichtigen ist der ovale und über drei Geschosse reichende Rokokosaal. Die Anmeldung erfolgte am Vormittag. Zu der Zeit war in den Führungen schon kein Platz mehr frei, aber es gelang ein Ticket für den Nachmittag zu ergattern. 

Im Saal gibt es zahlreiche Büsten der Weimarer Klassiker. Goethe ist 6 mal abgebildet. Schiller 4 mal. An der Wand gibt es ein Portrait von Herzog Carl-August.


Das Schillerhaus befindet sich an der heutigen Schillerstraße 12. Schiller und dessen Familie bezogen das Haus am 29. April 1802. Nach nur 3 Jahren verstarb hier der Dichter.
Dennoch hat diese kurze Zeit das Haus geprägt. Schiller ließ umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen. 

Im ersten Obergeschoss wurden die Wohnräume der Familie und die Schlafräume von Schillers Frau Charlotte sowie der Töchter eingerichtet.

Zeichnungen uns Spielzeug von Schillers Kindern

In der zweiten Etage, der Mansarde, befanden sich Schillers Arbeits- und Wohnräume. Die Einrichtung ist qualitätsvoll und gut bürgerlich. Schiller hatte als Uni-Professor eine gut dotierte Position und durch seine Veröffentlichungen stattliche Nebeneinkünfte. Bei seinem Tod hinterließ er den Besitz schuldenfrei. 

Wie bei Goethe ist auch bei Schiller das Sterbebett im Schlafzimmer erhalten.


Den Abschluss der Besichtigungstour bildete das Wittumspalais. Das Gebäude war langjähriger Witwensitz von Herzogin Anna Amalia und bildete zu ihren Lebzeiten ein Zentrum des gesellschaftlichen und literarischen Lebens in Weimar. 

Nach dem Weimarer Schlossbrand bewohnte die Herzogin Anna Amalia das Palais ab Mai 1774. Die Wohnräume bieten ein anschauliches Bild adeliger Wohnkultur. Am Runden Tisch saßen die Geistesgrößen der Deutschen Klassik.

Ein sympathisches Detail waren die Kaffeetassen, die wie zufällig auf den Tischen standen. Es handelt sich wohl um Originale! Ob sie zum Schutz vor Dieben festgeklebt sind, wurde nicht getestet.

Im Obergeschoss war auch ein Konzertsaal eingerichtet.




Am Folgetag ging es nach Erfurt. Die Thüringische Landeshauptstadt stand schon länger auf der Zielliste, doch die Zeit war immer zu knapp für einen Besuch. Erfurt ist einer der wenigen Städte die im 2. Weltkrieg nicht durch ein Flächenbombardement zerstört wurden. Es gab zwar durchaus große Zerstörungen mit über 1000 Toten aber es waren immer Einzelangriffe die nicht die komplette historische Altstadt in Brand setzten. 

Im Mittelalter war die Stadt schon bedeutend und zählte mit 20.000 Einwohnern zu den 10 größten Städten im Reich. Aus dieser Zeit hat sich viel Bausubstanz erhalten. Die Bürger waren durch den Handel mit dem Waid-Farbstoff reich geworden. Erfurt besaß hier ein Monopol. Als kurmainzische Exklave war man vom Landesherr fast unabhängig. Das Museum auf der Festung Petersberg zeigte dazu einige Grafiken.

Der Petersberg wurde erst in preußischer Zeit groß ausgebaut. In der Zeit von Kurmainz war es eher eine Zwingburg zur Durchsetzung der Landesherrlicheit, was aber nur teilweise gelang, weil immer das Geld knapp gewesen ist.

Im 16Jh. entstanden zahlreiche prachtvolle Renaissance-Häuser.

Die Stadtführung ging auch an der Krämerbrücke vorbei. Der einzigen bebauten mittelalterlichen Brücke die sich in Deutschland erhalten hat.
Auf der Brücke sieht man nur eine geschlossene Straße. Der eigentliche Aufbau ist nur von Außen zu sehen.

Direkt neben der Brücke befindet sich eine mittelalterliche Synagoge die nach der Judenverfolgung während der Pest säkularisiert wurde. 

Als Restaurant überstand das Gebäude die Jahrhunderte. Unweit des Gebäudes gab es einen Schatzfund den ein reicher Jude hier im 14.Jh. versteckt hatte. Er wird heute in der Synagoge ausgestellt.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der Dom. Seine reiche Ausstattung hat die Wirren der Zeit gut überstanden. Bei Raumgefühl, Flair und Authentizität ist in Deutschland wohl nur noch der Aachener Dom vergleichbar. 

Das Motiv der klugen und törichten Jungfrauen hat sich in ähnlicher Form auch bei anderen Kirchen der Region erhalten. Am bekanntesten ist vermutlich die Version am Magdeburger Dom.

Als ´männliches Gegenstück´ gibt es ein weiteres Portal mit Aposteln. ....Gendern im Mittelalter.

Der schmale gotische Chor ist ein Meisterwerk. Ein Großteil der Glasgemälde stammt noch aus dem Mittelalter.

Auch das Chorgestühl aus dem 14Jh. ist sehenswert.

Ein besonderes Schaustück ist ein romanischer Leuchter.


Die benachbarte Severikirche steht bei der Ausstattung dem Dom kaum nach. U.A. ist ein prachtvoller Taufstein mit gotischen Aufbau erhalten. 

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