Spanien und Polymele

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(15094) Polymele ist ein Asteroid aus der Gruppe der Trojaner. Polymele ist gemäß dem Namenspatron des Mondkraters Hyginus, Gaius Iulius Hyginus (* um 60 v. Chr.; † nach 4 n. Chr.) nach der Gemahlin von Menoitios aus der Griechischen Mythologie benannt, mit dem sie den Krieger Patroklos zeugte. Patroklos ist eine der Schlüsselfiguren der Ilias. Sein enger Freund Achilles kehrte nach dem Tod des Patroklos auf das Schlachtfeld zurück um Rache zu nehmen. Das war ein entscheidender Moment im Trojanischen Krieg. Der Tod des Patroklos ist ein häufiges Motiv auf antiken Vasen. 

Eine passende Vase wurde wenige Tage zuvor in Agrigent gesehen. Sie zeigt den toten Patroklus liegend mit nach hinten geneigten Kopf.

Am 4. Januar 2017 wurde von der NASA die Entsendung der Raumsonde Lucy beschlossen, die am 16. Oktober 2021 gestartet ist und Polymele im September 2027 erreicht. Das Missionsziel ist eine genauere Bestimmung der Form und Größe sowie der Rotation und der spektroskopischen Eigenschaften des Asteroiden.

Im Vorfeld der Mission war die NASA  an einer genauen Bahn des Kleinplaneten interessiert. Es wurde daher ein Aufruf gestartet eine Sternbedeckung am 1.10.2021 in Spanien zu beobachten. 

Dieser Aufruf wurde auf der Tagung der der ESOP in Bialystok verbreitet und die Sache sah interessant aus. Es bot sich an eine schon länger geplante Reise nach Sizilien zu verlängern und die Sternbedeckung als Zusatzstopp mitzunehmen. Der Stern hatte leider nur bescheidene 14,2 mag. Für eine brauchbare zeitliche Auflösung wurde schon eine große Optik benötigt. Konrad Guhl hatte zugesagt von Deutschland aus einen 40cm Newton nach Spanien zu fahren. Mit ihm wurde eine Treffen am Flughafen in Toulouse vereinbart. 

Durch die Pyrenäen ging es zum Treffpunkt in Almenar de Soria. Dort hatte man ein Ferienhaus angemietet und es trafen sich ca. 20 Personen mit Ihren Instrumenten.

Beobachter ohne eigenes Instrument wurden vor Ort mit zwei 14-Zoll SCs versorgt. 

Der Schattenpfad des Kleinplaneten war sehr unsicher. Polymele ist als Trojaner fast doppelt so weit entfernt wie ein Hauptgürtelasteroid und mit etwa 20 Kilometern Durchmesser ein kleines Objekt. Es wurde versucht die Unsicherheit durch eine Neubestimmung der Bahn einzugrenzen. Dabei kamen 2 Teams zu unterschiedlichen Ergebnissen. Über Mike Kretlow gab es einen Kontakt zum Team um José Luis Ortiz. 

Mit José Luis Ortiz gab es schon vorher e-mail-Kontakt und es war interessant diesen international bekannten Astronomen einmal persönlich kennen zu lernen.

Nach dem Eintreffen gab es erstmal ein ´Hallo´ und ein gemeinsames Mittagessen. Im Restaurant hing ein Fernseher in dem vom Vulkanausbruch auf LaPalma berichtet wurde.

Am Nachmittag wurde die Leihausrüstung im Hof aufgebaut. Die Station von Mike Kretlow und mir wurde mit einem C14 auf einer alten CGE Montierung ausgerüstet.

José Luis Ortiz. vermutete einen eher nördlich gelegenen Pfad. Das NASA-Team sah den Pfad eher südlich. Beide Teams ergänzten sich so und verteilten ihre Stationen relativ gut über den 1 Sigma-Bereich. 

Leider stand das NASA Team in Nordwest-Spanien unter Wolken und daher wurde die Ortiz-Gruppe kurzfristig gebeten auch einige Beobachter weiter südlich zu positionieren.
Die Wahl fiel auf die Teams Guhl und Kretlow/Gährken. Daher machten wir uns am Abend schon recht früh auf den Weg um ein passendes Plätzchen zu suchen. 

Wir landeten nahe der Stadt Sigüenza bei 41.088373 n.B. -2.605627 ö.L.. Die Station von Konrad Guhl lag etwa 10 km weiter nördlich.

Da der Pfad sehr unsicher war, lag die Chance auf eine positive Bedeckung je Station bei nur etwa 5%. Es war daher von vorneherein klar, dass in dieser Nacht das Teamwork zählte und man nur gemeinsam auf einen Treffer bei einer der vielen Stationen hoffen konnte. Nach dem gemeinsamen Aufbau übernahm ich die Suche nach unserem Zielstern. Er wurde rechtzeitig gefunden und Mike übernahm dann die Einrichtung der Kamera. 

Das Video zeigt das die Bedingungen nicht konstant waren. Immer wieder zogen Wolken durch. Während der Bedeckung war es aber klar.

Wir hatten vorher nichts geübt und so gab es einige Hürden bei denen eine Lösung improvisiert werden musste. Das die Beobachtung gelang war auch Glück. Das größte Problem war der Tau-beschlag der Frontplatte des C14. Immer wieder verschwand der Stern auf dem Bildschirm. Regelmäßiges Putzen war nötig. Die Messung zeigte für unseren Standort eindeutig keine Bedeckung. Die Ausschläge auf der Grafik sind nur durch das Putzen verursacht. 

Obwohl negativ können wir mit der Messung zufrieden sein.

Auch Konrad Guhl hat bei der Nachbarstation nichts gesehen.

Vor Ort beobachtete ich auch noch mit einem stark dejustierten und beim Transport verbeulten 8 Zoll Newton. Die Optik war aber zu klein um eine gute zeitliche Auflösung zu liefern. Das Video zeigte ebenfalls keine Bedeckung.

Da unsere Station am weitesten im Süden lag, war der Rückweg besonders lang. Wir kamen als Letzte im Hauptquartier an und erfuhren dort, dass die Kollegen nördlich einen Treffer eingefahren hatten! 

Die Berechnungen von José Luis Ortiz hatten sich also bestätigt und das Team durfte als Ganzes zufrieden sein. 



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