Sternfreundetreffen Harz 2009


Vom 26. bis zum 29.3.2009 fand zum 7. mal das 'Sternfreundetreffen Harz' in Todtenrode statt.
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Es ist ein lokal geprägtes Treffen an dem 4 Astrovereine der Region beteiligt sind.
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'Cheforganisator' ist Jens Briesemeister der mich schon mit einem Jahr Vorlaufzeit zu einem Vortrag eingeladen hatte.
Das reizvolle harzer Umland bietet viele Sehenswürdigkeiten und dennoch ist die Region im süden Sachsen-Anhalts sicher einer der dunkelsten Standorte in Deutschland. - Kurzum die Region ist ideal für ein Teleskoptreffen.
In 2 Nächten war das Wetter gut und die Himmelsqualität war klar besser als beim ITV. Dabei hatte es erst gar nicht so ausgesehen als ob es aufreißen würde. So waren nur etwa 3 Dutzend Unerschrockene angereist. Sie hatten wegen des prognostizierten Dauerregens teilweise nur leichtes Gerät eingepackt. Der unerwartet aufklarende Himmel war wohl auf einem regionalen Lee-Effekt an der Ostseite des Harz zurückzuführen. Nach Auskunft der 'Einheimischen' scheint es dort bei Westwind häufiger stabile Wolkenlücken zu geben. Doch auch wenn das Wetter schlecht gewesen wäre, hätte sich die Reise gelohnt.
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Direkt neben der Beobachtungswiese auf 425m Höhe gab es ein schönes Gasthaus mit bequemen Betten, guten Essen und einem schönen Vortragssaal der am Samstag den ganzen Tag genutzt wurde. Das Vortragsprogramm war von guter Qualität und braucht den Vergleich mit großen VDS-Tagungen wie BoHeTa oder Würzburg nicht zu fürchten.
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Die Anreise erfolgte über Halberstadt. Dort war etwa eine Stunde Zeit den berühmten gotischen Dom zu besichtigen.
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Die Kathedrale wurde nach 250 Jahren Bauzeit im Jahre 1486 fertiggestellt. Obwohl die Stadt im 2.Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, ist in der Domkirche eine reiche Innenausstattung erhalten. Bemerkenswert sind die zahlreichen mittelalterlichen Glasfenster und ein spätgotischer Lettner.
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Der Domschatz von Halberstadt besitzt einige außergewöhnliche Stücke. Am ältesten ist eine Konsulartafel die 417 für den späteren römischen Kaiser Constantinus angefertigt wurde. Derartige Elfenbeinplatten waren in der Spätantike ein Ausweiß mit dem die Würdenträger auf Reisen ihre Legitimation beweisen konnten.
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Ein weiteres Schaustück ist eine byzantinische Weihbrotschale aus der Zeit um 1030. Sie ist als Beutestück der Kreuzzüge nach Halberstadt gekommen.
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Als Ausflugsziel stand am Freitag das 'UNESCO-Weltkulturerbe' Quedlinburg auf dem Programm. In der Stadt haben sich mehr als 1000 historische Fachwerkbauten erhalten.
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Quedlinburg war der Lieblingsort von Heinrich I. dem ersten deutschen König. Der Legende nach hat er vor 11hundert Jahren in Quedlinburg die Nachricht seiner Königswahl erhalten. In der Stiftskirche ist er zusammen mit seiner Frau begraben. Seine Enkeltochter war die erste Äbtissin des Stifts Quedlinburg.
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Um keine der zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu übersehen bekamen wir eine Stadtführung.

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In Quedlinburg steht das schmalste Fachwerkhaus Deutschlands. Es ist so schmal, dass die Betten nur längs stehen können.

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Heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Stadt.

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Direkt unterhalb der Stiftskirche steht das Geburtshaus des wichtigsten Sohns der Stadt, des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock. Es ist die Sehenswürdigkeit links im Hintergrund.
Die Sehenswürdigkeit im Vordergrund ist Odette Woost, von der die meisten der hier gezeigten Fotos stammen.

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Klopstock ist nicht der einzige bekannte Name, der Quedlinburg seinen Ursprung hatte. Von dort stammt auch Johann GutsMuths. Er gilt als Vorläufer des 'Turnvater' Jahns und prägte den den Spruch :'Frisch, fromm, fröhlich, frei'. - Er schrieb zudem als erster die Regeln des 'Baseball' nieder. Wer hätte gedacht, dass grade diese Sportart ihre Wurzeln in Deutschland hat?

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Wegen der vollständig erhaltenen mittelalterlichen Straßenzüge wurde Quedlinburg schon häufig als Kulisse für Märchenfilme verwendet.

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Typische Merkmale der Renaissance-Fachwerkarchitektur sind Bandwerk, Zahnwerk und Palmetten. Die Palmetten haben anders als die Rosetten gekrümmte Strahlen. Zur Abwehr böser Geister sind Pentagramme eingeschnitzt worden.

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Das bekannteste Fachwerkhaus ist der 'Finkenherd'. Es steht an der sagenhaften Stelle an der Heinrich der Erste über seine Königswahl informiert wurde.

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In der Stadt gibt es zahlreiche kleine Museen. In diesem Haus wird etwas zur Entstehung des Fachwerks erklärt. Der Begriff 'Wand' kommt aus der Fachwerkarchitektur. Der Ursprung liegt in den ge'wund'enen Weidenzweigen die mit Lehm beworfen wurden.

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Nach der Stadtführung gab es einen Besuch in der Braustube Lüdde wo eine lokale Bierspezialität gebraut wird. Das 'Pup-Arsch'-Bier hat nur wenige Prozente aber eine stark verdauungsfördernde Wirkung.

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Während sich die Einheimischen beim Bier regenerierten nutzte ein Teil der Truppe die Gelegenheit die romanische Stiftskirche zu besuchen. Das heutige Gebäude stammt aus der Zeit um elfhundert. Die Basilika ist nie eingewöbt worden und man hat noch das flachgedeckte Raumbild der Entstehungszeit.

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Zufällig fand grade eine Krypta-Führung statt, die wir natürlich im Doppelticket mitgenommen haben.

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In der Krypta sind neben dem Kaisergrab auch Reste gotischer Wandmalereien und einige romanische Grabplatten aus der Zeit um elfhundert zu sehen. Das Adlerkapitell auf der rechten Säule ist ein Hinweiß auf die Grabstätte des Kaisers und die Reichsunmittelbarkeit des Stifts.

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Der Quedlinburger Domschatz ist zwar klein, hat aber einige hochrangige Stücke. Originell ist ein um 700 gefertigter arabischer Elfenbeinkamm. Er hatte zeremonielle Zwecke. Vor der Krönung wurde damit dem Kaiser das Haar gekämmt.

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Der Amethyst mit Medusenkopf ist aus dem 1. Jahrhundert. Das Elfenbeinplatten des Servatiusreliquiar entstanden um 870 am fränkischen Königshof. Aus der gleichen Zeit ist die Handschrift des Samuhelevangeliar, dass unten zu sehen ist.
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Die Besichtigung des Domschatz nahm mehr Zeit in Anspruch als geplant. Um 3 Uhr wurden die 'Pup-Arsch'-Trinker aus der Gastwirtschaft vertrieben, so dass wir uns dann erst wieder zum Kaffee getroffen haben.
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Am Abend gab es den ersten Vortrag. Jens Briesemeister eröffnete die Veranstaltung und sprach gleich als erstes über die Beobachtungsobjekte der kommenden Nacht.
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NGC4361 konnte dann auch tatsächlich mit einem 14-Zöller beobachtet werden. Trotz der Horizontnähe zeigte der PN schöne Strukturen. Es waren 2 gekreuzte Ovale zu erkennen. Das waagerechte Oval schien dabei etwas heller zu sein.
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Der Abend begann mit der Beobachtung der schmalen Mondsichel
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Im Laufe der Nacht gab es immer wieder durchziehende Wolken. Doch dazwischen war der Himmel sehr dunkel und klar. So war es möglich einen Abschiedsblick auf den 8mag hellen Kometen Lulin zu werfen.
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Am Samstag stand mein Vortrag auf dem Programm. Es wurde über Planetarische Nebel mit der Mintron- und Wateckamera berichtet. Rechts ist Wilfried Tost zu sehen, der einen interessanten Vortrag über den 'Mond im Detail' beisteuerte. Die untere Mondkarte stammt jedoch aus einem Vortrag über Hevelius der vor 400 Jahren als einer der ersten einen brauchbaren Mondatlas erstellte.
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Am Abend gab es Spanferkel und einige Schwarzwald-Eisbecher.
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Trotz der Bierchen gelang es selbst noch beim 4. Eisbecher Haltung zu bewahren:
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Während das Wetter Nachts gut war, gab es am Tage Regen. Die Beobachtungswiese war so aufgeweicht, dass ein Auto stecken blieb und schon etwas ITV-Feeling aufkommen konnte.
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Zum Schluss das obligatorische Gruppenfoto:
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Links:

Lucky Imaging am NOT:
http://www.ast.cam.ac.uk/~optics/Lucky_Web_Site/index.htm

Eigene Homepage mit Planetarischen Nebeln:
http://www.astrode.de/mplaneta.htm

SFTH-Homepage mit Links zu den Veranstaltern
http://forsthaus-todtenrode.de/
http://www.harz-ausflug.de/ziele/todtenrode.htm

Danke an A&O Woost für die schönen Fotos!



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