Sonnenfinsternis 2008


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Sonnenfinsternis im Reich des Drachen / Reisebilder Tag 6 / die Oase Turfan

Von Xian aus ging es mit 2 Tage Bahnfahrt in den Wilden Westen Chinas. Diese Region wird von der Minderheit der Uiguren bewohnt. Die Provinz Xinjiang ist offiziell eine autonome Provinz dieser Minderheit. Um Unabhängigkeitsbestrebungen des islamischen Turkvolkes auszubremsen wurden von der Zentralregierung in den letzten Jahrzehnten viele Chinesen in Xinjiang angesiedelt. Das hat die Stimmung bei den Uiguren jedoch verschlechtert. Mittlerweile sind die Uiguren eine Minderheit im eigenen Land. Unser erstes Ziel war die Oasenstadt Turfan. Jahrhundertelang war Turfan Chinas westlichster Kontrollpunkt an der Seidenstraße. Der Breitengrad entspricht etwa dem von Algier oder Damaskus. Der Ort liegt in einer Senke 180m unter dem Meeresspiegel und ist nach dem Toten Meer der tiefste Punkt auf der Erde. Die Kessellage und das trockene Klima am Rande der Wüste Taklamakan machen Turfan zur heißesten Stadt Chinas. Im Sommer werden oft 50 Grad Plus erreicht.
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Turfan liegt im Wilden Westen Chinas und wird von der islamischen Minderheit bewohnt. Die Uiguren sind ein Turkvolk. Allerdings ist der Einfluß der Türken in Sprache, Religion, Kleidung und Kultur eher zu spüren als in den Gesichtern. Typisch für die Uiguren sind die runden Kopfbedeckungen.


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Der Kartenverkauf ist extrem bürokratisch geregelt - fast wie in Deutschland.


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Erstes Ziel war eine Moschee aus dem 18'ten Jahrhundert. Allerdings ist nur das Minarett aus Ziegelstein ein Original....


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...die Gebäude sind neueren Datums.


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Die Bethalle ist aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut. Sie muß daher ständig restauriert werden.

Das extreme Klima führt dazu das sich zahlreiche historische Artefakte erhalten haben. Das ehemals reiche Handelsleben an der Seidenstraße machen Turfan in China zu einer archäologischen Schatztruhe. Aus der Bronzezeit haben sich zahlreiche Mumiengräber erhalten. Die Fundstücke konnten wir später im Provinzmuseum von Umrumqi bewundern. Am Rande von Turfan befindet sich die antike Ruinenstadt von Jiaohe. Der Ort lag strategisch günstig auf einem etwa 1,5 qkm großen Hochplateau. Jiaohe war fast 3000 Jahre lang besiedelt und wurde erst im 15'ten Jahrhundert durch einen Krieg zerstört. Die Gebäude wurden aus getrocknetem Lehm hergestellt. Getrockneter Lehm ist nicht wasserfest. Jeder der extrem seltenen Wüstenregenfälle sorgt dafür das die Stadt immer mehr zu einem unförmigen Schlammgebilde zerfließt. Die bizarre Ruinenlandschaft hat jedoch ihren eigenen Reiz. Wir konnten Jiaohe ausgiebig erkunden. Mit nur etwa 35 Grad war es während unseres Besuchstages ungewöhnlich kühl. Nach der Ruinenstadt wurde noch eine Moschee aus dem 18ten Jahrhundert besichtigt sowie ein rekonstruierter Fürstensitz aus der gleichen Zeit. Viel zu sehen war dort allerdings nicht.
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Das Minarett zeigt anders als in Xian deutlich arabischen Einfluß. Doch der Aberglauben mit den geisterabweisenden Stolperschwellen ist klar chinesisch.


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Im Inneren ist die Bethalle nüchtern und ohne Figurenschmuck. Alles ist ganz anders als in Xian.


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Neben der Moschee hat man den ehemaligen Palast der Fürsten von Turfan rekonstruiert.


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Die rekonstruierten Innenräume vermitteln das Flair vergangener Tage.


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Turfan war das Ziel vieler deutscher Forschungsexpeditionen. über diese Turfan-Expeditionen wurde im Museum berichtet.


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Die meisten Hinweisschilder sind 3-sprachig. Chinesisch, Arabisch und Englisch. Es gibt aber auch Ausnahmen.


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Vor der Moschee ein Baum aus versteinerten Holz.


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Turfan ist in ganz China bekannt für seine schmackhaften Weintrauben. Die Trauben sind überall zu finden.


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Aus den Trauben werden per Lufttrocknung Rosinen gemacht.


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Die Trauben schmecken aber auch so sehr lecker!


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An diesem Saftstand gab es den besten Traubensaft den ich je getrunken habe!


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Weiter ging es zur Ruinenstadt Jiaohe.


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Jiaohe lag strategisch günstig auf einer 1,5km langen Hochebene


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Die Stadt wurde im 15'ten Jahrhundert zerstört und danach nicht mehr aufgebaut.


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Seit 500 Jahren zerlaufen die Lehmziegel bei jedem Regenguss. Dies gibt den Ruinen ihr pittoreskes Aussehen.


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Der ehemalige Sitz des Gouverneurs.


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Ein zerflossenes Kloster.


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Vom Trommelturm des Klosters ist nur noch das Fundament zu sehen.


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In diesen Nischen standen mal Budda-Figuren.



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Die beeindruckenste Sehenswürdigkeit in Turfan sind die Karez. Dabei handelt es sich um ein unterirdiches Bewässerungsystem mit einer Länge von 5000km.


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Turfan liegt in einer Talsenke und ist von 5000m hohen Bergen umgeben. Das Schmelzwasser wird durch die Karez in die Stadt geleitet.


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Der Blick zum Horizont verdeutlicht die Kessellage


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Im Museum wird gezeigt wie die Tunnel gegraben wurden.

Wesentlich beeindruckender sind Karez. Bei den Karez handelt es sich um das antike Bewässerungssystem der Oasenstadt. Turfan liegt in einer Senke, ist jedoch von zahlreichen hohen schneebedeckten Bergen umgeben. Das Schmelzwasser dieser Berge wird durch über 1100 unterirdische Tunnel auf die Felder geleitet. Einige dieser Tunnel sind bis zu 60 Kilometer lang. Die Gesamtlänge übersteigt 5000km. Der in das Bewässerungssystem investierte Arbeitsaufwand ist nur noch mit der Chinesischen Mauer zu vergleichen. Die Wassertunnel wurden in mehreren Abschnitten zugleich gebaut. Es gab ein System von Vertikalschächten die untereinander verbunden wurden. Trickreich war die Technik mit der die Gräber sich unter der Erde orientierten. über der Erde wurde das Ziel mit einem Stab angepeilt. An diesem Stab hingen zwei Fäden die durch den Vertikalschacht nach unten verlängert wurden. Unten war an den Fäden wieder ein Stab befestigt, der automatisch die gleiche Richtung anzeigte wie sein oberirdisches Gegenstück. Hinter dem Peilstab sitzend konnten die Ingenieure die richtige Grabungsrichtung kontrollieren. Diese uralte Technik ist so effizient das sie noch heute im Bergbau eingesetzt wird!
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Die Tunnel wurden an mehreren Stellen zugleich gegraben. Um die Abschnitte zu verbinden, wurde ein geniales Peilsystem entwickelt, das so auch heute noch im Bergbau verwendet wird.


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Dieser Beamte der Manschu-Zeit hat durch Opiumverbrennungen den Opiumkrieg ausgelöst. Nach der Niederlage wurde er nach Turfan strafversetzt und hat in Xingjang viel positives bewirkt. Er steht noch heute in hohen Ansehen.



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Infos zu Turfan bei Wikipedia

Sofibilder von Teamkollege Daniel Fischer
Sofibilder von Teamkollege Bernd Brinkmann
Karten und Infos zur Sofi 2008 bei: http://www.sofi-2008.de/
Tipps zur Sofibildbearbeitung mit Fitswork von Hartwig Lüthen
Die ultimativen Sofibilder von Druckmüller & Aniol
Linkpage von Teamkollege Daniel Fischer
Klima-Wetterprognoden zur Sofi 2008 bei: http://www.sofi-2008.de/