5-Zoll Synta

Im Handel wurden in der letzten Zeit verstärkt preiswerte Refraktoren des chinesischen Herstellers Synta angeboten. Diese Geräte werden unter verschiedenen Markennamen (Bresser, Skywatcher, Antares, Dörr) vertrieben.
Das Echo auf diese Teleskope war meistens recht positiv. Besonders die Montierung ist für ein 'Billig-Fernrohr' ungewöhnlich stabil. Sie ist ein Nachbau der bekannten Vixen-GP.
Refraktoren eignen sich besonders zur Sonnen-, Mond- und Planetenbeobachtung. Dazu wird allerdings eine gute, kontrastreiche Optik benötigt. Es war daher sinnvoll meinen neuen 5-Zoll-Synta einer genauen Untersuchung unterziehen.
Ein erster Test am Sternenhimmel brachte noch keine klaren Resultate. Zwar ließ sich der 1,5'' Doppelstern 57 Cancer leicht trennen, doch war die Cassiniteilung des Saturns am selben Abend nicht sichtbar. Dies kann aber auch an der Horizontnähe des Planeten gelegen haben.
Anders als bei einer perfekten Optik waren die extra- und intrafokalen Beugungsbilder nicht identisch. Doch auch eine Optik ohne identische Beugungsbilder muss nicht zwingend schlecht sein.
Mit dem Programm Aberrator30 wurde versucht die recht unterschiedliche Beugungsbilder nachzuvollziehen. Dies war allerdings nicht ganz einfach. Mit wachsender Entfernung vom Fokus verändert das Beugungsscheibchen ständig sein Aussehen. Die linke untere Simulation bezieht sich auf einen Fokusabstand von ca. 0.5 mm. In der Mitte ist zusätzlich die Auswirkung der Chromatischen Abberation unter Angabe der Focal-Ratio berücksichtigt. Rechts schliesslich die Oberflächen-Auswertung, die mit dem Menüpunkt 'Wave' ermittelt wurde.



Bei verschiedenen Versuchen lagen die Resultate zwischen Lambda/3 und Lambda/5 PV-Wave. Ob die Optik OK ist ließ sich so nicht sicher ermitteln. Eine professionelle Prüfung des Teleskops schien daher ratsam zu sein. Sie wurde von Wolfgang Rohr aus Hassfurt vorgenommen. Er bietet z.Zt. einen interferometrischen Test für nur 100 DM an! Dieser faire Preis ermöglicht es, auch kleinere und preiswerte Optiken, ohne unverhältnismäßig hohe Kosten, prüfen zu lassen.
Das untere Interferogramm zeigt einen Test in Autokollimation für die Linie 546.1 nm. Rechts ist die zugehörige Computerauswertung zu sehen.



Die Optik liegt bei Lambda/4 PV-Wave, ist also sicher beugungsbegrenzt. Leider ist der RMS-Wert von Lambda/20 ein Beleg für eine relativ rauhe Oberfläche. (Zum Vergleich: Mein 6-Zoll Newton hat bei Lambda/5 PV-Wave einen fast doppelt so guten RMS-Wert!) Die Ursache koennte eventuell ein zu schneller Schleif- und Polierprozess sein. Die hohe Geschwindigkeit führt dazu das sich das Glas ungleichmäßig erwärmt und sich so ringförmige Zonen bilden. Bei genauer Betrachtung des Interferogramms sind die Zonen auch deutlich zu erkennen. Auch beim unten abgebildeten Ronchi-Test für die Linien Rot, Grün, und Blau sowie beim Foucault-Test (rechts) ist die Störung sichtbar.



Zwei-linsige Achromaten sind lediglich für 2 Linien farbkorrigiert. Sie besitzen deshalb einen natürlichen Farbfehler im blauen Bereich. Der 'blaue Brennpunkt' liegt 1.35 mm außerhalb des Fokus. Zwischen Rot und Grün liegen immer noch 0.2 mm. Bei Detailbeobachtungen heller Objekte wie Mond und Planeten empfiehlt sich daher stets der Einsatz eines gelben Kantenfilters.
Fazit: Der 120mm-Synta ist wohl kein 'Planetenkiller'. Der Kontrast liegt bei ca. 2/3 einer perfekten Optik. Doch sind perfekte Optiken eh sehr selten. Bei Vixen oder Zeiss würde man bessere Werte verlangen. - Doch verlangen diese Hersteller auch wesentlich mehr Geld. Der Synta kostet ohne Montierung und Stativ ca. 700 DM. Zu diesem Preis kann man bei einigen namhaften Produzenten kaum einen brauchbaren Feldstecher bekommen.




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