Was am Taghimmel so geht!



Sonne

Am 11.12. gelangen trotz schlechten Seeings ein paar interessante Bilder eines Riesenflecks. Die folgenden Bilder zeigen die Aktivitäsregion einmal im H-Alpha und einmal im visuellen Spektralbereich. Auch im Minimum ist die Sonne nicht immer fleckenlos!
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Während der Aufnahme tänzelte ein Wetterballon durch das Kameragesichtsfeld. Bei 3m Brennweite und dem winzigen Webcamchip schon ein ungewöhnlicher Zufall. Die folgende Animation zeigt die Ballonpositionen in etwa 1,6 sek Zeitabstand. Der große Sonnenfleck steht am oberen Bildrand. Die Qualität der unbearbeiteten Rohbilder verdeutlicht das schlechte Seeing.
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Die Instrumentengondel war selbst auf einem ballonzentrierten Summenbild nicht zu erkennen.
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Herr Limberger von der Wetterwarte Oberschleißheim teilte mir mit, dass der Ballon um 11:55 MEZ gestartet wurde und sich bis zum Aufnahmezeitpunkt um 12:39 MEZ etwa 42 km in südlicher Richtung entfernt hatte. Mit Azimut und Höhe der Sonne ließ sich die Sichtrichtung sehr genau bestimmen und die Entfernung von der Sternwarte abschätzen.
12so11sunpos.gif Sonnenposition zum Aufnahmezeitpunkt

Demnach befand sich der Ballon fast genau 30 km entfernt in der Nähe von Bad Tölz. Die Höhe lag bei etwa 10500m und der Durchmesser bei etwa 1,7m. Unten eine Karte. Die weiße Linie ist die Sichtlinie. Die 3 Sternchen markieren den Startplatz, die Sternwarte und die Position des Ballons.
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Bekannte Daten:
Der gemessene Winkeldurchmesser des Ballons bei 3m Brennweite beträgt 0,00295 Grad oder 10,63''
Sonnen Höhe am 11.12.2006 um 12:39 MEZ in München 18 Grad 41' oder 18,68 Grad
Sonnen Azimut am 11.12.2006 um 12:39 MEZ in München 187 Grad 55' oder 187,91 Grad

Bei einer angenommen Distanz von 42km Entfernung zu Oberschleißheim beträgt die Distanz zum Fußpunkt des Ballons von der Sternwarte aus ca. 30 km
Die Höhe des Ballons liegt bei ca. 10500m.
Die Ballonentfernung auf der Sichtlinie beträgt etwa 32km
und der Durchmesser des Ballons ca. 1,7 m



Sonne in H-Alpha

In der Regel ist in München bei der H-Alpha-Beobachtung das Seeing der begrenzende Faktor. Meist ist die Luft so schlecht das Brennweiten mit mehr als 2m kaum lohnen. Doch am 30.9. war die Luft phasenweise sehr ruhig, - da ging mal was. Große Protis gab es an dem Tag zwar nicht, doch viele kleine Ausbrüche mit schönen Strukturen.
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9so30e6.jpg 9so30d9c.jpg 9so30t6.jpg





Mond


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IR Filter Hilft!!
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Ein Bild im IR mit 200mm Teleobjektiv und Watec.
Wer kann sich denken was das ist?
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Mondsichel am 18.2.2007 um 12:10 MEZ mit einem 200mm Teleobjektiv und einer Watec-Kamera. Das blaue Himmelsstreulicht wurde mit einem RG1000 IR-Passfilter gedämpft. Das Zielgebiet wurde mit den Teilkreisen des 7-Zöllers der VSW München angesteuert und die Sonne per Kuppelspalt ausgeblendet. Auf dem Livebild war von der Mondssichel noch nichts zu sehen. Aber nach der Mittelung von 236 Aufnahmen je 0,16 sek sprang sie deutlich heraus. Natürlich ist es kein schönes Foto aber doch ein klarer Nachweiß. Die Technik hat sicher noch Ausbaupotential. Vermutlich sind auch Sicheln mit weniger als 19 Stunden möglich. Der bisherige Europarekord von Danjon mit 16:12 Stunden sollte zu knacken sein, falls im kommenden Sommer an den passenden Tagen das Wetter mitspielt.



Venus & Merkur


Am 27.6.2005 gab es eine sehr enge Begegnung von Venus und Merkur.

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Die beiden Planeten standen nur 4 Bogenminuten voneinander entfernt. Der 80cm Spiegel der VSW München hat 8 m Brennweite. Daher ließen sich die Planeten nicht mehr auf dem winzigen Webcamchip vereinen. Es wurde nochmal zur chemischen Ausrüstung gegriffen und die alte Spiegelreflex an das Teleskop geschnallt.
Im einstündigen Abstand wurden 2 Fotos geschossen und zu dem obigen Animated-Gif kombiniert. Wenn man genau hinschaut ist die Sichelform des Merkur zur erkennen. Beim ersten Bild war das Seeing besser und die Form deulicher zu sehen. Auch Strukturen auf Merkur sind bei Topbedingungen möglich. Dies ist aber nur mit digitaler Technik zu schaffen.:
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Auch Venus zeigt am Taghimmel Strukturen: Es folgt noch einmal ein Kombibild der besten Aufnahmen einer Woche im März 2007 mit sensationellen Seeing:
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Iridiumflares

Infos zu Taghimmel-Iridiumflares gibt es im Internet unter www.heavens-above.com.

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Hier ein Beispiel mit einer Webcam und einem 50mm Objektiv.
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3ir14a.avi / Iridiumflash mit 50mm 14.3.2007





Doppelsterne

Es wurde auch probiert ob sich helle Sterne am Taghimmel nachweisen lassen.
Als erstes wurde mit dem 80 cm Teleskop der 1,6 mag helle Doppelstern Castor angefahren. Zum Beobachtungszeitpunkt um 19:42 MEZ lag die Sonnenhöhe bei 4 Grad. Der Abstand zwischen Sonne und Stern hat nur 24 Grad betragen. Der Hintergrund war deutlich aufgehellt. Dennoch gab es eine Reserve von mind. 2mag. Vermutlich wären auch Sterne mit 4 mag noch sichtbar gewesen.
Als nächstes stand Mizar auf dem Programm. Durch den Sonnenabstand von 63 Grad war der Hintergrund deutlich dunkler. Mizar ist ein Doppelstern mit 2,4 und 4 mag. Aus dem deutlichen Kontrast zum Himmel ließ sich abschätzen, dass an dieser Stelle vermutlich auch noch Sterne mit 6 mag möglich gewesen wären.
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Das sich am Taghimmel durchaus 6 mag erreichen lassen zeige sich bei Epsilon Lyrae. Als dieser Doppelstern eingestellt wurde, stand die Sonne noch 1,5 Grad über dem Horizont. Trotzdem waren die Komponenten mit je 5,1 mag und 5,4 mag sowie 5,1 mag und 6 mag eindeutig zu erkennen. Wegen des Sonnenabstandes von 116 Grad war der Himmel schon recht dunkel. Vermutlich wären auch noch Sterne mit 7 mag gut machbar gewesen. Der testweise Einsatz eines Rotfilters brachte keine Verbesserung. Die Erhöhung des Kontrastes wurde wohl durch die Verringerung der Lichmenge kompensiert.
Der blaue Himmel wird durch Streuung des Lichtes an den Luftmolekühlen verursacht. Durch die Streuung ist das Licht polarisiert. Dabei gibt es ein Maximum im Sonnenabstand von 90 Grad. Eventuell könnten später einmal Experimente mit einem Polfilter lohnend sein.





Kometen

Komet 2006/P1 McNaught am 13.1.2006

Am 13.1.06 herrschten in München allerbeste Bedingungen so das der Komet McNaught von 10 Uhr morgens bis zum Untergang beobachtet werden konnte. Es gab zwar zunächst noch gelegentliche Wolkenfelder, doch die störten kaum. Es war sogar so, dass die Wolken zeitweise die Sonne abschirmten und auf diese Weise die Kometenbeobachtung optimierten. Nach Abzug der letzten Wölkchen zur Mittagszeit gab es einen perfekt blauen Himmel mit sehr guter Transparenz. Die ca. 50km entfernten Alpen waren von der Sternwartenplattform aus bestens zu sehen. Auch Gipfel mit mehr als 100km Distanz waren noch gut zu identifizieren.
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Im Teleskop war der Schweif nur im Ansatz zu erkennen. Dies lag daran, dass von der nur 6 Grad entfernten Sonne stets etwas Streulicht kam. Den besten Anblick bot der Komet im Feldstecher. Das Fernglas konnte einfach mit einer Hauskante abgeschattet werden, was den Kontrast wesentlich verbesserte. Im 20x60 stand der blendend weiße Komet zur Mittagszeit mit einem hellen Schweif vor dunkelblauen Himmel direkt neben der brennenden Sonnenscheibe. Ein unglaublicher Anblick! Zahlreichen Vereinsmitgliedern gelang es sogar den Kometen problemlos mit freien Auge zu sehen ( http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=51788 ). Am Nachmittag sank mit der Sonne auch der Komet in Richtung Horizont. Am schönsten und hellsten war der Komet am Mittag gewesen. Der Kontrastgewinn nach Sonnenuntergang wurde durch den gelben Himmelshintergrund und die steigende Extinktion aufgefressen. Der Schweif war am Taghimmel etwa so groß wie der Halbmond mit 0,5 x 0,2 Grad. Es sind zahlreiche Fotos entstanden.
Der Tag hatte insgesamt einen starken Hang zur Vollkommenheit. Auch die Technik machte keine Zicken. Von früh bis spät funktionierte alles stets sofort nach dem ersten Handgriff. Dies allein grenzte schon fast an ein Wunder und entsprach so gar nicht den sonst üblichen Erfahrungen in der Astrofotografie.
Die schönste Taghimmelaufnahme entstand um 11:45 Uhr mit dem 80cm Spiegelteleskop der VSW München. Durch die Mittelung von fast tausend Webcambilder gelang es einige Strukturen herausarbeiten. Auch auf den einzelnen Raw-Bildern war der Schweif schon gut zu sehen.
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Mit der Sternwarten-10D entstanden auch einige Farbaufnahmen. Das schlechtere SNR der EOS erlaubte jedoch keine schärffende Bildbearbeitung so das auf dem Webcambild mehr Details zu sehen sind.
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Schon im Dezember stellte mir Björn Hamann sein 200mm Zeis-Jena-Teleobjektiv zur Verfügung. Diese Optik wurde mit der Canon EOS 10D der Sternwarte kombiniert. Anders als bei den großen Teleskopen kann der Standort des Teleobjektivs problemlos geändert werden. Für die Fotografie mit dem Tele galt das gleiche, wie mit der Beobachtung durch den Feldstecher; - durch Abschattung mit einer Hauskante ließ sich der Kontrast deutlich verbessern. Allerdings war der nur 0,5 Grad messende Komet so klein, dass die folgenden Aufnahmen Ausschnittsvergrößerungen sind.
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Die Teleaufnahmen geben den Anblick im Fernglas recht gut wieder. Durch anziehen des Kontrastes konnte eine Schweiflänge von 40 Bogenminuten ausgemessen werden.
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Durch die Überstrahlung des blauen Taghimmels konnte nur ein kleiner Teil des Kometen wahrgenommen werden. Dies verdeutlicht eine Aufnahme der Raumsonde SOHO in die maßstabsgerecht ein Taghimmelfoto hineinkopiert wurde. Bei perfekt dunklen Himmel wäre der Komet so hell gewesen, dass er deutliche Schatten geworfen hätte.
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Restliche Planeten

Da am Taghimmel bereits Sterne bis 8 mag nachgewiesen werden konnten, sind vermutlich alle großen Planeten fotografisch zu erreichen. Hier ein Bild vom Saturn:
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und Uranus:
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Am 24.2.08 gab es in München eine Kombination aus guten Seeing und sehr guter Transparenz. - Diese Gelegenheit wurde genutzt um bei meinem Taghimmelprojekt eine neue Herausforderung in Angriff zu nehmen. - Diesmal ging es um den Zwergplaneten Ceres. Die Sonne stand zum Aufnahmezeitpunkt noch etwas mehr als 1 Grad über dem Horizont. Ceres befand sich genau im Süden so das bei ca. 90 Grad Sonnenabstand der Polfilter optimal eingesetzt werden konnte. Zudem wurde ein RG1000 IR-Passfilter verwendet. nach der Mittellung von 550 Bildern je 0,2 sek schälte sich der 8.8 mag helle Zwergplanet aus dem Rauschen.
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Ceres ist wohl der einzige Zwergplanet der am Taghimmel möglich ist. - Bei Pluto und Eris gibt es keine Chance. - Einige Kleinplaneten könnten noch klappen, doch der optimale Sonnenwinkel von 90 Grad wird nur einige Monate vor und nach der Opposition erreicht. Da sind die meisten leider schon zu schwach. vesta ist aber immer heller als Ceres und könnte ev. sogar nicht nur fotografisch sondern auch visuell möglich sein.

Am Abend des 5.11.2008 beruhige sich das Seeing und kurz vor Sonnenuntergang wurde ein Versuch gestartet Neptun am Taghimmel aufzunehmen. Der Sonnenabstand war ideal für den Einsatz eines Polfilters. Zudem wurde ein Grünfilter eingeschraubt. Es wurden 70 Bilder je 0,25 sek mit der DSI-3 aufgenommen und gemittelt. Nachdem Uranus soviel Probleme gemacht hatte war Neptun überraschend leicht zu identifizieren! Uranus hat wohl einfach wegen seiner blauen Farbe am Taghimmel ein Kontrastproblem.
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Nach dem erfolgreichen Nachweiß des Neptun kann man behaupten das alle Planeten am Taghimmel fotografiert werden können. Pluto hätte nicht geklappt, doch der ist ja zum Glück kein Planet mehr....



Nebel

Die Beobachtung von Deepskyobjekten am Taghimmel ist eine besondere Herausforderung. Mit dem 80cm Teleskop der VSW München sind bei guten Seeing Sterne mit 6 mag visuell durchaus erreichbar. Nebelobjekte sind jedoch nicht punktförmig sondern flächig und daher ist selbst ein 4 mag Nebel visuell unmöglich. Fotografisch sind durch die Addition mehrere Aufnahmen höhere Grenzgrößen zu erreichen. Der sportlichen Versuch erstmals ein Deepskypbjekt jenseits eines Sterns am Taghimmel abzulichten, benötigte mehrere Versuche die über mehrere Jahre verteilt waren. Der bestgeeignete Nebel für einen Taghimmelversuch ist M42. Er ist nicht nur extrem flächenhell, sondern läßt sich auch noch gut auf OIII filtern. Die bestgeeigneten Monate dazu sind März und April, da zu dieser Zeit M42 kurz vor Sonnenuntergang im Meridian steht und dabei seinen höchsten Stend erreicht.
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Situation während der Aufnahme.
Kurz vor dem Verschwinden der Sonne wurde die Aufnahmeserie abgeschlossen

Der Versuch im letzten Jahr mit einer Farbwebcam war noch gescheitert, in diesem Jahr wurde eine SW-Webcam verwendet und neben dem OIII auch noch ein Polfilter eingesetzt.
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Für das Summenbild wurden 1020 Raw-Aufnahmen je 0,2 sek addiert

Auf den Rohbildern und auf dem unbearbeiteten Summenbild ist natürlich nichts zu sehen, doch nach einer Kontrastanpassung und Tonwertkorrektur ist tatsächlich ein feiner Nebelschimmer zu erkennen! Nebenbei wurde auch noch ein neuer stellarer Tiefenrekord für ein Taghimmelbild aufgestellt. Dank exzellenten Seeings sind die E- und F-Komponente auch noch locker zu identifizieren.
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Summenbild nach der Kontrastanpassung in Giotto

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Summenbild nach der Tonwertkorrektur in Photoshop

Das der feine Nebelschleier nicht allein auf Rauschen zurückzuführen ist, beweißt eine mit gleicher Ausrüstung gewonnene Nachthimmelaufnahme:
3TA12A7.jpg 3VE11H7.jpg

Summenbild nach dem letzten Feinschliff in Photoshop und Neatimage. Rechts zum Vergleich ein Nachthimmelbild mit gleichen Equipment.
Ein weiterer Versuch im Ir am Taghimmelnebelpartien nachzuweisen war erfolglos, dafür kam im IR das Trapez besonders gut raus.
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Der schöne Erfolg am Orionnebel motivierte am folgenden Morgen zu einem weiteren Versuch. Nach Sonnenaufgang stand der helle Planetarische Nebel NGC 6572 im Meridian. NGC 6572 ist der bei weiten flächenhellste PN den ich kenne. Er ist etwa 4 mal heller als NGC 7027.
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Die schwachen Ohren von NGC6572 waren am Taghimmel nicht mehr herauszuholen, doch in der Mitte ist eine Verdunklung zu erkennen, die sich auch auf der Nachthimmelaufnahme nachweisen läßt.

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Obwohl deutlich schwächer und in der Position nicht optimal, wurde auch noch NGC7027 eingestellt. Bei diesem Objekt war die Taghimmelfotografie dann auch tatsächlich grenzwertig:
3tab12h5.jpg ngc7027d.jpg
Der Vergleich mit einer älteren Nachthimmelaufnahme zeigte immerhin, dass die Form mit dem nach links rausragenden Schwänzchen offenbar real ist.






Fazit:
Was am Taghimmel beobachtbar:
- Sonne (visuell und H-Alpha)
- Mond
- Satelliten
- Doppelsterne (fotografisch bei Top-Seeing mit Polfilter bis 8 mag / visuell bis 6 mag)
- alle Planeten (incl. Uranus & Neptun)
- Kometen
- Nebel









Infos im Internet:
http://www.astrode.de/ccd2007.htm