Skorpion und Zugspitze


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In der Literatur ist häufig zu lesen dass das Sternbild Skorpion von Deutschland aus nicht komplett beobachtet werden kann. Doch stimmt das wirklich? Im Osten des Sternbildes ragt der Stachel über den Horizont um im Westen sind Antares und die Scheren gut zu erkennen. Zwischen den beiden Teilen des Sternenmusters gib es eine Sternen-kette deren südlichstes Mitglied ein 3,4mag helles Sternchen mit -43:14´ Grad ist. Gleich darauf folgt der 2mag Stern Sargas mit -42:59. 

Sargas wäre also bei einem Breitengrad von 47:01´ noch sichtbar während das südlichste Skorpionsternchen 46:46 Grad benötigen würde. Der südlichste Punkt Deutschlands liegt unweit von Oberstdorf bei 47:16´ aber auch die Zugspitze kommt auf erstaunliche 47:25´. 

Nun gibt es am Horizont das bekannte Phänomen der Refraktion. Sie beträgt etwa 0,5 Grad, also einen Mond- oder Sonnendurchmesser. Auf einem hohen Berg lässt sich die Sicht über die Kimm nocheinmal optimieren. Mit etwas Glück könnte es so vielleicht gelingen, nicht nur die 24´ bis zur Sichtung von Sargas, sondern 39 Bogenminuten bis zur Sichtung der kompletten Sternenkette zu kompensieren. Das freie Planetariumsprogramm HelloNorthernSky (HNS) wurde zum Test der Überlegungen herangezogen. Wie vermutet liegen hier auf der Breite der Zugspitze die südlichsten Sterne des Skorpions exakt auf der Horizontlinie.

Was noch fehlte, war der Test in der Praxis. Nun ist der Weg auf die Zugspitze mühsam und teuer. Freundlicherweise gibt es seit April 2016 auf dem Zugspitzplatt eine langzeittaugliche Webcam die in den Süden blickt. Die Aufnahmen werden unter http://www.foto-webcam.eu/webcam/zugspitze-sued/ im 10 Minutentakt gespeichert. Nun galt es nur noch ein passendes Bild herauszusuchen. Dies war schwieriger als erwartet. Grade durch die exzellente Horizontsicht wird ein mehr als 1000 km großes Gebiet überblickt. Die Alpen sind eine Wetterscheide. Gesucht wurde ein Bild bei dem es zugleich auf der Nord- und Südseite gutes Wetter gegeben hat. Als passend erwies sich der 6. Mai 2016. 

Die Aufnahme aus der Realität wurde mir der Simulation überlagert und geblinkt. 


Wie man sieht, hat es leider nicht geklappt. Die beiden Zielsterne stehen stehen hinter den Bergen des Hauptkamms, der etwa 1km höher ist als die Zugspitze. Für eine sichere Sichtung müsste ein alter Sponti-Spruch in die Tat umgesetzt werden: ´Weg mit den Alpen - freie Sicht aufs Mittelmeer!´. Auch wenn es auf der Zugspitze nicht klappt, ist die Sache dennoch nicht entschieden. Die Grenze zwischen Bayern und Österreich verläuft weitgehend über den Nordkamm. Südlich von Oberstdorf wäre vielleicht eine ausreichend hohe Stelle zu erwandern an der eine Sichtung möglich sein könnte. Der 2599 hohe Bieberkopf liegt 10 Bogenminuten südlicher als die Zugspitze. Es wäre jedoch ratsam eine genaue Karte und ein GPS mitzunehmen, um einen versehentlichen Grenzübertritt zu vermeiden. Den kompletten Skorpion in Österreich zu beobachten, wäre keine besondere Leistung.



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