Gegenseitige Uranusmondverfinsterung und Steifende Bedeckung 44-Leo
Alle 42 Jahre kommt es zu gegenseitigen Verfinsterungen der Uranusmonde.
Das bestbeobachtbare Event 2007 sollte am 30.11. stattfinden.
Der zweithellste Mond Titania verfinsterte in dieser Nacht den hellsten Mond Oberon.
Die Helligkeitsabnahme hätte 73% betragen, doch die Monde waren
mit kleinen Gerät nicht voneinander zu trennen, so das der akkumulierte Helligkeitsabfall nur
mit 33% veranschlagt werden konnte.
Leider gaben die Wettersimulationen
für Deutschland nur wenig Hoffnung auf einen klaren Himmel. Besser sollte es südlich der Alpen aussehen.
Um 12 Uhr Mittags war noch alles bestens:
Doch am Abend um 18 Uhr, nur 1 Stunde vor der Verfinsterung sah es anders aus:
Vom Norden schwappten Wolken über den
Hauptkamm. In Sterzing war es bewölkt,
in Clausen war es bewölkt, in Bozen war es bewölkt.
Erst 20km südlich von Bozen bei Egna war es zu 50% frei.
Dort baute ich zwischen einigen Rebstöcken mein Equipment auf und hoffte
auf ein passendes Wolkenloch.
Tatsächlich
gab es zum Event einige Lücken.
Der Himmel war allerdings sehr siffig.
Die Watec-Kamera entpuppte sich wieder mal als Wolkenbohrer.
Die nachfolgende Animation ist ein Mittel aus 20 Bildern
je 2,5 sek um 18:50 UT und 19:14 UT:
Es ist gut zu sehen, dass die Sternhelligkeiten identisch sind
und nur die Uranusmonde in der Helligkeit abnehmen.
Die Auswertung der Messung erfolgte mit der Software Muniwin.
Nach den eigenen Daten
war das Minimum um 18:48:50 UT
etwa eine Minute vor dem prognostizierten Minimum.
Da aber der Fehlerbalken
auch auf mind. 1 min geschätzt wird, gibt es keinen Widerspruch.
Der gemessene Helligkeitsabfall
von 0,4 mag passt noch gut zur Prognose.
Es wurden jeweils 24 Bilder zu 2,5 sec mit Registax und Giotto gemittelt.
Die Unsicherheiten sind vermutlich auf die
durchziehenden Wolken zurückzuführen.
Auch Defizite bei der Softwarebedienung
sind nicht ganz auszuschließen.
Die folgende Kurve zieht einen mittleren Weg durch die Punktwolke:
Hier noch ein zweiter Messversuch auf Basis einer Mittelung mit Registax:
Diesmal lag das Minimum bei 18:50 UT. Wegen der Breite der Messung
und der Flachheit der Kurve ist wohl eine genauere Aussage
als auf eine Minute nicht möglich. Man beachte die Magnitudenscala. -
Abgesehen von einigen Ausreißern
liegen die meisten Messwerte weniger als 1/20 mag von der Kurve entfernt.
Das ist schon erstaunlich genau. Das Delta lag bei dieser Messung bei 0,35 mag.
Die Registaxmessung ist sicher die genaueste der durchgespielten Varianten.
Etwas verblüffend ist, dass die linke
Flanke der Kurve steiler ist als die rechte Flanke.
Neben einem Messfehler währen auch andere Erklärungen denkbar:
- So könnte der wandernde Schatten während des Ereignis langsamer geworden sein.
- Es wäre auch möglich das Ein- und Austritt des Schattens unter
unterschiedlichen Winkeln erfolgte. Bei einem langsamen Anschneiden
Oberons durch den Titania-Schatten gäbe es eine flachere Kurve.
- Auch eine regional unterschiedliche Albedo Oberons wäre eine mögliche Erklärung
Um dies genauer zu untersuchen, wurde mit der Freeware Celestia
eine Simulation durchgeführt:
Blick auf das Uranussystem von der Erde aus gesehen
Blick von der Oberonrückseite zurück zur Sonne. Die Sonnenfinsternis durch Titania ist gut zu sehen.
Der Titania-Schatten über Oberon im Minutenabstand:
Aus der Simulation wurde eine Helligkeitskurve generiert, die jedoch in ihren Flanken
identisch ist.
Ein Messfehler oder Albedostrukturen sind momentan die
warscheinlichsten Erklärungsvarianten.
Eine Parallemessung von Ricard Casas am
0,5m Telescope f/4 von Sabadell hat symetrische Flanken.
Vermutlich ist es also doch ein Messfehler
der durch die durchziehenden Wolken verursacht worden sein könnnte.
Zum zweiten Ereignis um 21:36 UT war
es bewölkt. 20 min später war der Himmel
wieder bombenklar. Komet Holmes war super
mit freien Auge zu sehen und
im 20x60 Fernglas ein umwerfender Anblick.
Mind. 5 mal heller als M31, allerdings sehr flächig.
Bezogen auf die Gesamthelligkeit war zu diesem Zeitpunkt
noch eine 2 vor dem Komma zu vermuten.
Um 22 Uhr zog es wieder zu.
Um 22:08 MEZ war zenitnah eine sehr helle Feuerkugel zu beobachten.
Sie startete etwa 80 Grad über dem
Osthorizont mit Bewegungsrichtung
Nord nach Süd. Der Bolide war durch die fast geschlossene
9/10-tel Wolkendecke zu sehen!
Nach 2 Uhr wurde das Wetter immer besser.
Zur streifenden Sternbedeckung von 44 Leo um 4:47 UT
war der Himmel weitgehend wolkenfrei.
Meine Position lag direkt neben einer Eisenbahnbrücke und
war auf den Karten bei 11,235 ö.L. und 46,292 n.B. gut zu rekonstruieren.
Die Auswertung führte zu interessanten Ergebnissen.
Be- und End-Deckung verteilten sich über mehrere Bilder
so das ein Doppelstern mit 2 hellen Komponenten vermutet werden kann.
Auch ein Fading durch partielle Abdeckung kann nicht ausgeschlossen werden.
44 Leo ist ein roter Riese mit mehr als 500 Sonnendurchmessern
und könnte fürs Fading eine ausreichend Fläche besitzen.
Ein ähnlicher Fading-Effekt ist von Antares bekannt, der die
gleiche Spektralklasse besitzt.
Es war ein schöner Doppelblink
mit langer Pause. Visuell im 20x60 gut zu verfolgen.
1. Eintritt 4:44:44,64 UT
1. Austritt 4:45:29,84 UT
2. Eintritt 4:46:54,24 UT
2. Austritt 4:51:03,92 UT
2. Komponente sichtbar 4:46:56,6 - 4:46:57,16
Die sehr schwache leuchtete auf dem Originalvideo
zusätzlich kurz nach der 2. Bedeckung
für 0,56 sek durch ein Mondtal.
Leckerbissen für Finsterlinge 2008/2009
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