Eines der faszinierensten Objekte im Radiolicht der 21cm Wellenlänge
ist die M81 Gruppe. Ein gewaltiger Gezeitenschweif zieht sich von
der Hauptgalaxie über den Zwerg Holmerg IX zu NGC3077 und
bis hinauf zu Starburstgalaxie M82.
Auf den Radiobildern lassen sich 4 Helligkeitszentren identifizieren, denen man gut sichtbare
Galaxien zuordnen kann, doch zwischen M81 und M82 gibt es einen hellen Radiofleck für
den im visuellen Bereich kein Objekt bekannt ist. Wenn man diese riesige Wolke aus neutralen
Wasserstoff nicht direkt fotografieren kann, so kann man sie doch vielleicht indirekt nachweisen.
Eventuell ist die Opazität ausreichend um das Licht dahinter liegender Feldgalaxien abzublocken.
Statistisch müßte sich dann auf einer tief belichteten Aufnahme ein Unterschied zeigen.
Viele professionelle Aufnahmen sind oft zu gut durchbelichtet um Sterne und kompakte Galaxienkerne
unterscheiden zu können. Daher wurden mit dem eigenen Equipment 114 Bilder je 30s addiert um
die Region genauer zu untersuchen.
Die folgenden Bilder zeigen ein Overlay des 21cm Bildes (links) mit einen passenden Bildausschnitt der eigenen Aufnahme (mitte) und
einem neutralen Vergleichsbildauschnitt (rechts).
Die Zählung scheint zunächst die Überlegung zu bestätigen. Doch wenn man genauer hinschaut, so
ist die Abwesenheit von Hintergrundgalaxien nicht ausreichend signifikant. Auch in der
Referenzaufnahme gibt es größere Gebiete die galaxienfrei sind.
Ein Vergleich via Aladin zeigt das eine Grenzgröße von etwa 20 mag erreicht wurde.
Der hinter Aladin liegende NED hat eine viel höhere Grenzgröße. Eine
Verringerung der Hintergrundgalaxien im Gebiet der HI-Wolke ist auch hier
oberhalb und unterhalb des linken hellen Sterns angedeutet,
aber nicht mit ausreichender Signifikanz feststellbar.
Wenn man genau hinschaut, kann man aber oberhalb und unterhalb des linken Sternes
eine Aufhellung des Hintergrundes ausmachen. Bei extremer Kontraststeigerung
scheint die HI-Wolke doch schwach zu leuchten. Mit dem folgenden extrem kontrastverstärkten Bild war
doch noch ein direkter Nachweis möglich:
Markant ist eine ´dunkle Wolke´ die in den Gezeitenschweif hinein ragt.
Bei der genauen Untersuchung der Bilder fand sich unweit der HI-Wolke ein
nebliges Objekt das an den Kern einer Edge-On-Galaxie erinnert. Es ist
mit einem Fragezeichen markiert.
Aladin sieht hier mehrere UV-Objekte und Hintergrundgalaxien.
Doch das kann nicht sein.
Interessanterweise wurde das Objekt erst sehr spät genauer untersucht.
Die bislang einzige Arbeit ist
Star formation in the H I bridge between M81 and M82 von D.F. de Mello
aus dem Jahre 2008!
De Mello et al. sehen hier 5 junge Sternhaufen. Davon wurde einer genauer untersucht und auf
die Leuchtkraft von 50 O-Sternen geschätzt. Insgesamt dürfte der zur M81-Gruppe gehörende Komplex
etwa die Leuchtkraft von 300 O-Sternen besitzen.
Das die Region tatsächlich nicht zum Hintergrund gehört, kann man an einem
aus dem POSS-II generierten Farbbild erkennen. Der Blauton gleicht
auffällig den jungen Sternen in Holmberg-IX
Das Farbbild läßt vermuten, dass es westlich mindestens 2 weitere
junge Sternhaufen gibt, die bislang falsch klassifiziert wurden.

Das Objekt bei 09:57:07,7 +69:16:59 ist keine Galaxie und
das Objekt bei 09:56:45,4 +69:16:49 ist kein Stern.
Ein derartig blauer Vordergrundstern wäre viel heller und eine derartig schwache Hintergrundgalaxie müßte
viel röter sein.
Ein weiteres Sternentstehungsgebiet des Gezeitenschweifs liegt möglicherweise bei
09:58:15,58 und +69:11:52. Dieses Objekt ist bislang
bei Aladin unbekannt und überhaupt noch nicht näher
untersucht worden. Punktquellen sind dort jedoch nicht zu entdecken, so
dass auch ein Plattenfehler nicht ausgeschlossen werden kann.
Von Arndt Latußeck erhielt ich eine sehr tiefe Aufnahme.
Bereits 1976 hatte Alan Sandage nach
Materiebrücken zwischen M81 und M82 gesucht und war dabei auf große Mengen
von galaktischem Zirrus gestoßen (Alan Sandage, „High latitude reflection
nebulosities illuminated by the galactic plane“, Astronomical Journal 81,
S.954ff (1976)).
Wenn man das Bild von Sandage auf das Radiobild kopiert ist wieder an der Stelle
des 5.Radioflecks eine Aufhellung zu sehen. Von einer darüber hinaus gehenden Materiebrücke
ist natürlich nichts zu erkennen.
Auch ein Astronomy Picture of the Day hat sich mit der Region befasst
(APOD: antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap101209.html)
und beschreibt den Bogen als galaktischen Cirrus. Doch angesichts der Strukturähnlichkeit
mit einem Teil des Radiobildes scheint ein vollständiger Zufall kaum glaubhaft.
Die tiefbelichtete Aufnahme bot sich an, auch nach Kugelsternhaufen zu suchen.
Eine schöne Arbeit zu Thema ist
´The Brightest Candidates for Globular Clusters in M81´ von T.B. Georgiev
Mit
Simbad
gelang es die Position von mehr als 3 Dutzend Kugelsternhaufen nachzuvollziehen.

Es lohnt sich das Animated-Gif länger zu betrachten und mit dem Mauszeiger die Positionen der
Kugelsternhaufen langsam abzufahren.
Zum Schluss noch die Bilder vom M81 und Holmberg IX als Pretty-Pictures aufbereitet:
Weitere Galaxien-Aufnamen
weitere Infos zu M81
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