Sonnenfinsternis 2006
Sofi im Land der Pharaonen
Sakara und Gizeh
Der Schattenpfad der Sonnenfinsternis vom 29.3.2006 sollte über Westafrika, Niger, Libyen, die Türkei, Georgien, Rußland und Kasachstan verlaufen.
Leider herrscht in Westafrika im Frühjahr Regenzeit, Mali ist von Europa aus nur schwierig zu erreichen, Libyen ist als eher ungastliches Reiseland
bekannt und im nördlichen Mittelmeerraum schätzen die Experten die Wahrscheinlichkeit für gutes Wetter auf nur etwa 30%. Als Ausweg schien
Ägypten ideal. An der ägyptischen Riviera lag die Sonnenwahrscheinlichkeit bei 70% und zudem hat das Land der Pharaonen auch touristisch einiges zu bieten.
Das Wetter spielte mit. Links der berechnete Schattenpfad. Rechts ein Satellitenfoto vom Finsternistag.
Der Himmel in der Sahara war absolut wolkenfrei. Über der Türkei waren leichte Cirren zu sehen.
Wenige Stunden vor dem Start in München war noch eine schöne Nebensonne zu sehen. Ein gutes
Omen für die Finsternis?
Unsere Reiseroute
Das OASIS unser Hotel im Kairo bestand aus zahlreichen Pavillons
Frühstück im OASIS. Neben der allgegenwärtigen Falaffel, einer Art fritierten Bohnenkompott, lag
auch ein Hörnchen auf dem Teller. Die Hörnchen leiten ihre Form von der Mondsichel ab.
Schon beim Frühstück konnte so eine Sonnenfinsternis simuliert werden.
Unsere Reise begann mit einem Nachtflug von München nach Kairo.
Nach ein paar Stunden Schlaf startete gleich das Besichtigungsprogramm.
Erstes Ziel war die ehemalige Hauptstadt Memphis. In früheren Zeiten war
Ägypten in zwei Königreiche geteilt. Oberägypten umfaßte das Flusstal und
Unterägypten den Bereich des Nildelta. Um etwa 3200 v.Chr. vereinigte der erste
Pharao Menes (Narmer) die beiden Staaten und baute die neue Hauptstadt direkt
auf der Grenze zwischen den beiden Reichen. Der Name von Memphis leitete sich
von der weißen Mauer ab mit der die antiken Metropole umgeben war. Die Stadt wurde
aus Nilschlammziegeln erbaut. Das Material ist nur begrenzt haltbar, darum ist von Mauer
und Häusern heute fast nichts mehr sehen. Lediglich die Tempel und die Totenstädte wurden
schon damals aus Stein gefertigt. Von den Tempelanlagen haben einige Sphinxen und 2 Kolossalstatuen von Ramses II die Zeiten überdauert.
Früher verwendeten die Ägypter Palmholzstämme zur Stützung ihrer Häuser. Die Säulen der Tempel zeigen daher stilisierte Palmen.
Stilelement und Vorbild im Vordergrund und Hintergrund
In seiner mehr als 60 jährigen Regierungszeit entfaltete Ramses II eine rege Bautätigkeit. Er ist für fast 50% der antiken Bauten in Ägypten verantwortlich.
Über den Fundort der Kolossalstatue des Pharaos wurde ein kleines Museum errichtet.
Der Koloss ist sehr gut erhalten. Bemerkenswert ist das stilisierte Bronzeschwert an seinem Gürtel. Ähnliche Formen sind zeitgleich auch aus Mitteleuropa bekannt.
Zwischen seinen Beinen findet sich ein kleines Relief mit einer Darstellung seiner Gattin Nefetari.
In einer Ecke steht auch ein kleines Bildnis des Geburtsgottes Bes
Memphis wurde auf der östlichen Nilseite errichtet. Während der Osten für das Reich der Lebenden stand, galt die westliche Nilseite
als das Land der Toten. In einem parallel zum Fluss verlaufenden, mehrere 100 km langen Wüstenstreifen, reihten sich die Nekropolen
aneinander. In Sichtweite von Memphis befindet sich die Totenstadt von Sakara. Hier ließen die ersten Könige der 3.Dynastie 2900 v.Chr.
ihre ersten Pyramiden errichten. Während der 1. und 2. Dynastie gab es nur in den Stein gehauene Schachtgräber, die vom Sande zugeweht
den Eindruck einer kleinen Plattform vermittelten. Diese Plattformen wurden später
mit dem arabischen Wort für Hocker als Mastaba bezeichnet.
Typisches Mastaba-Grab am Horizont
Imhotep der Baumeister
König Djosers kam auf die Idee mehrere Plattformen aufeinander zu schichten. So entstand
als erstes Steinbauwerk der Menschheitsgeschichte die Stufenpyramide von Sakara.
Die unter
dem Folgekönig Snofu entwickelte Pyramide, war lange Zeit nur den Herrschern vorbehalten.
Hohe Beamte, Minister und reiche Händler mussten sich weiterhin auf Mastabas beschränken.
Im Umfeld der Stufenpyramide sind mehrere dieser Schachtgräber bestens erhalten. So auch das
Grab des Ministers Ptahhotep das wir besichtigt haben.
Im Grab des Ptahhotep war das Fotografieren leider verboten. Nur ein kleiner verwaschener Schnappschuss
liefert einen unzreichenden Eindruck von der Qualität der Anlage
Trotz des Alters von mehr als 5500 Jahren
sind Reliefs an den Wänden bestens erhalten. Durch die trockene Wüstenluft sind teilweise sogar
noch die Originalfarben zu erkennen. Die Grabkammer zeigt die Diener des Verstorbenen bei der Jagd,
bei der Ernte, beim Fischen und beim Vogelfang. Sie sollten dafür sorgen, dass es dem Toten auch im
Jenseits an nichts mangelt. Die alten Ägypter glaubten das der Mensch aus 7 Teilen besteht. Dazu
gehörte neben der Seele, eine ´Gegenseele´, der Schatten, der Körper und das Herz. Seele und ´Gegenseele´
benötigten ungehinderten Zugang zum Grab. Deshalb wurden für sie 2 symbolische Scheintüren in die Wand gemeißelt.
Im Umfeld der Stufenpyramide sind weitere Pyramiden zu sehen. Obwohl sie später erbaut wurden, sind sie wesentlich
schlechter erhalten. Für sie wurde ein qualitativ mangelhafter, brüchiger Stein verwendet.
Einige Pyramiden sind nur noch ein Schutthaufen
Die Steine der Stufenpyramide sind sehr klein. Bei späteren Exemplaren wurden wesentlich größere Blöcke verwendet.
Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass für die ursprünglich geplante Mastaba und für die später aufgesetzte Pyramide
etwas unterschiedliche Steine verwendet wurden.
Die Stufenpyramide war ursprünglich mit glatten Steinplatten verkleidet. Am Fuß der
untersten Stufe ist davon noch ein Rest zu erkennen.
Die Pyramide war nur ein Teil einer wesentlich größeren Grabanlage die noch aus einem Tempel, einem Innenhof und einer kleinen
Totenstadt bestand. Teile davon wurden wieder aufgebaut.
Beim Tempelbau griff man auf Stilelemente aus dem täglichen Leben zurück.
Die Säulen ähneln zusammengezurrten Papyrusbündeln und die Decke besitzt ein
Muster das an nebeneinander liegende Rundhölzer erinnert.
Zur Totenstadt gehört eine kleine Rennbahn. Sie ist ein Nachbau der Strecke auf der sich König Djoser nach 30 Regierungsjahren ein
Wettrennen gegen den Apisstier lieferte. Mit dieser Demonstration konnte er eine ausreichende körperliche Fitneß für weitere
30 Regierungsjahre demonstrieren.
Der Eingang zur Stufenpyramide befindet sich auf der Nordseite. Leider
darf das Gebäude nicht betreten werden.
Neben dem Eingang gab es ein kleines Gebäude mit der Statue des Pharao.
Sie konnte durch ein winziges Guckloch betrachtet werden.
Von Sakara aus sind in der Ferne die Knickpyramide und die Rote Pyramide des König Snofu zu sehen.
Die Rote Pyramide ist nach den Pyramiden von Cheops und Chepren die größte in Ägypten.
Die Stufenpyramide liegt auf einem Hochplateau von dem aus man
einen Blick über die komplette Flußoase werfen kann. Auf der anderen Seite
beginnt erneut die Wüste.
Das Niltal ist von zahlreichen Bewässerungsgräben durchzogen.
Seit es den Assuan-Staudamm gibt, sammelt sich der Müll im Wasser.
In früheren Zeiten spülte die Nilschwemme den Müll hinweg.
Zum Abschluss des Besuches in Sakara gab es noch ein Bierchen.
Ägypten ist eines der wenigen arabischen Länder in denen Bier hergestellt wird.
Es wird von den christlichen Kopten gebraut. Sie stellen etwa 10% der Bevölkerung.
Von Sakara aus sind am Horizont die Pyramiden von Gizeh zu erkennen. Sie waren die nächste Station auf unserer Reise.
Die größte der 3 Pyramiden wurde für den Pharao Cheops erbaut. Doch wenn man vor dem Trio steht, scheint die Pyramide
seines Sohnes Chephren etwas größer zu sein. Sie wurde auf einem 10m höheren Plateau errichtet und zudem ist ihre Spitze
etwas besser erhalten. Ursprünglich waren alle Pyramiden mit einem glatten Stein verkleidet. Erst Mitte des 19´ten
Jahrhunderts ließ der erste neuzeitliche König von Ägypten Mohammed Ali Pascha die Verkleidung herunterreißen
um daraus seinen Palast zu errichten. Nur an der Spitze der Chephren-Pyramide ist ein kleiner Teil erhalten geblieben.
Zur Pyramide gehörten auch ein Totentempel und ein Tal-Tempel sowie ein Aufgangsweg, der beide Tempel miteinander
verband. Der zur Chephren-Pyramide gehörende Totentempel ist nur noch in Resten vorhanden, Tal-Tempel und
Aufgangsweg sind jedoch noch gut zu erkennen. Unmittelbar neben dem Tal-Tempel steht die Sphinx die direkt aus
einem Sandsteinsockel gehauen wurde. Ihr Gesicht zeigt die Züge des verstorbenen Königs. In späteren
Jahrhunderten wurde die Sphinx selbst als Gottheit verehrt- Zwischen ihren Pfoten fand sich eine Steintafel
auf der ein späterer Herrscher einen Traum beschreibt. Darin wurde er von der Sphinx mit den Worten
´Mein Sohn befreie mich vom Sand´ um eine Restauration gebeten. Aus der Formulierung ´Mein Sohn´ leitete
er die göttliche Legitimation ab, um den Thron gewaltsam an sich zu reißen.
Wie fotografiert man eine Pyramide, wenn man davor steht? Durch die Größe ein kaum lösbares Problem.
Cheops-Pyramide mit dem Museum für die Sonnenbarke
Blick aus dem Museum zur Stadt. Kairo ist inzwischen dicht an die Pyramiden herangewachsen.
Der Eingang zur Pyramide befindet sich auf der Nordseite.
Es sind 2 Löcher zu sehen. Oben befindet sich der alte Haupteingang. Unten rechts ist ein
Raubgräberschacht zu sehen.
Das Loch auf der Südseite ist durch Dynamid entstanden. Damit wollte sich im 19´ten Jahrhundert
ein englischer Raubgräber einen Tunnel durch die Pyramiden sprengen.
Die Chephrenpyramide mit iherer übriggebliebenen Kalkplattenverkleidung.
Von dem Totentempel des Chephren ist noch ein Rest zu sehen.
Tal-Tempel mit Aufgang zum Totentempel des Chephren
Die Sphinx
Der Taltempel des Chephren kann besichtigt werden.
Der Aufgang zu den Pyramiden ist erhalten.
Im Tal-Tempel des Chephren sind 26 Vertiefungen zu sehen. Die alten Ägypter glaubten, dass der Körper aus
26 Organen besteht, die nach der Mumifizierung mit einer Mundöffnungszeremonie zu neuen Leben erweckt
werden können. Da das nicht bei allen Organen direkt möglich ist geschah dies symbolisch mit 26 Statuen die
in die Vertiefungen eingelassen waren.
Der Eingang zu den Pyramiden befand sich auf der Nordseite. Doch bei der Cheops-Pyramide ist auch auf der
Südseite in Loch zu sehen. Hier versuchte ein englischer Schatzsucher mit Dynamit einen Tunnel durch die
Pyramide zu sprengen.
Neben der Cheops-Pyramide fanden sich im Norden, Süden, Osten und Westen 4 Löcher in denen Schiffe
vergraben waren. Es handelte sich um Sonnenbarken, die dem Pharao eine sicher Überfahrt in die Totenwelt
ermöglichen sollten. Eine dieser Barken konnte unbeschädigt geborgen werden. Am Fundort wurde ein
Museum errichtet, in dem das aus mehr als 1000 Einzelteilen bestehende Boot zusammengesetzt wurde.
Decksteine des Grabes für der Totenbarke.
Direkt über dem Schiffsgrab wurde ein Museum errichtet.
Bemerkenswert ist das Fehlen von Nägeln und Bolzen. Zur Bauzeit um 2500 v.Chr. waren Bronze und
Eisen noch unbekannt, so das nur mit Holz und Hanf gearbeitet werden konnte.
Das Werkzeug der alten Ägypter. Mit diesem primitiven Material wurde die Pyramide errichtet.
Die Totenbarke im Modell und in der Realität
Da Metall unbekannt war, wurden die Schiffsplanken nicht mit Bolzen und Nägeln sondern
mit Seilen zusammengehalten
Den Begriff ´Steuerbord´ haben wir von den Griechen übernommen, die ihre Schiffe
stets von der rechten Seite aus steuerten. Die alten Ägypter verwendeten 2 Steuerruder, eines
davon auf der Backbordseite.