Beobachtungsbericht 8./9./11.10.2010



Der periodische Komet Hartley-2 hatte im Oktober 2010 eine besonders gute Sichtbarkeit. Während seines Perihel zog er sehr nah an der Erde vorbei und sollte unter günstigen Bedingungen 5 mag erreichen. Leider blieb der Komet 1 bis 2 Magnituden unter den Erwartungen aber seine enge Passage des Doppelsternhaufen H+Chi im Perseus bot einen spektakulären Anblick. Während in den meiste Teilen Deutschlands Wolken den Blick versperrten, herrschten in den Alpen eine Woche lang allerbeste Bedingungen. Am 8.10. standen die beiden Sternhaufen und der Komet in einer Reihe. Die Bewegung war gut zu verfolgen. Im Teleskop zeigte sich bei geringer Vergrößerung nur eine runde Koma. Bei höherer Vergrößerung änderte sich durch den Kontrastgewinn der Anblick und ab 150-fach wurde im 13 Zoll Dobson ein Schweif sichtbar, der sich über 15 bis 20 Bogenminuten erstreckte. Im 9er Nagler füllte er etwa das halbe Gesichtsfeld. Bei 250-fach war der Schweifkontrast noch etwas besser und auf der Sonnenseite war ein Bugschock zu erkennen. Der Anblick erinnerte sehr an einen schwächeren Bruder des Kometen Holmes.
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Die Bilder vom 8. und 9.10.2010 kombiniert zeigen den Bahnverlauf des Kometen
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Neben den Kometen stand eine Vielzahl weiterer Objekte auf dem Programm.
-Einige wurden nur gestreift wie z.b. der schon bekannte NGC7479 unterhalb der rechten Ecke des Pegasusquadrats. Hier waren der zentrale Balken und Ansätze der Spiralarme zu erkennen.
-Bei M82 gab es reichlich Strukturen die jeden Zeichenversuch sprengen würden. Von den Superstarclustern waren A und B ständig zu sehen und bei L schien es eine weitere Aufhellung zu geben.
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-Intensiver beobachtet wurde IC1613. Diese Galaxie gehört zu den Zwergen der lokalen Gruppe und ist visuell schwierig zu beobachten. Mit 0,64 MPC ist die Galaxie fast soweit entfernt wie die Andromedagalaxie, hat jedoch nur 2 Promille der Helligkeit von M31. Mit 13-Zoll war in den Alpen auf der Nordseite eine härtere Kante zu erkennen. Die Südseite und die Ostseite laufen diffus im Hintergrund aus. Die Südwestseite ist etwas heller.
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-Etwas besonderes war HFG-1. Auf diesen schwachen flächigen PN war ich durch die Projektseite über ´Grosse PN´ von Jens Bohle aufmerksam geworden Der Nebel ist so schwach, dass er auf den Platten des POSS kaum zu erkennen ist, dennoch kann man an der pssenden Stelle schon ab 12 Zoll Öffnung einen schwachen Glow identifizieren.
hfg1zeich2.jpg hfg1zeich1.jpg gesichtete Orientierungsterne sind eingekringelt.

-Der Himmel war durch den Nebel im Tal sehr dunkel. Die Grenzgröße dürfte bei etwa 7 mag gelegen haben. Der Gegenschein war als 10 Grad große Aufhellung direkt sichtbar und das Zodiakallicht reichte am Morgenhimmel vom Löwen über den Krebs bis hinauf in die Zwillinge. Beim Gegenschein handelt es sich um eine Phaseneffekt feiner Staubteilchen in der Ekliptik. Die feinen Staubteilchen befinden sich in Opposition zu Sonne und werden ohne Phase angeleuchtet. Durch den Oppositionseffekt sind sie bis zu 2 mag heller. Am 12.10.10 wurde eine Skizze angefertigt die zu folgender Zeichnung führte:
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Obwohl sich die Sonne auf der Ekliptik bewegt, war das Zentrum des Gegenscheins klar nördlich der Ekliptik zu identifizieren. Der Abstand zur Ekliptik wurde auf 1,5 Grad geschätzt. Die Ursache ist mir noch unklar.

-NGC1624 stand im letzten Frühjahr schon mal auf dem Programm. Es ist ein zu unrecht wenig beobachteter Gasnebel nördlich von Capella der um ein unscheinbares Sterngrüppchen gelegen ist. Nun denkt man zuerst an einen hellen Mini-PN mit Zentralstern. Der Zentralstern liegt jedoch etwas außermittig. Im Umfeld gibt es mit Fieldsweeping eine großflächige Aufhellung. Es gibt da aber auch einige Feldsterne. Vermulich ist es nur ein Filterartefakt.
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Bei der Beobachtung am 9.10.2010 entstand folgende Zeichnung:
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-NGC1333 ist ein Reflexionsnebel im Sternbild Perseus. Er besitzt eine scheinbare Helligkeit von 11 mag und eine Winkelausdehnung von circa 8'. Er ist etwa 1.000 Lichtjahre von uns entfernt. Im Teleskop waren 2 Nebelflecken zu erkennen. Der eine rund und hell mit einem zentralen Stern, der 2. Nebel war etwa 1 mag schwächer und leicht länglich
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-NGC274/275 ist ein kleines aber flächenhelles Galaxienpärchen im Walfisch. Beide Galaxien haben jeweils bei etwa 12 mag nur etwa 1,5 Bogenminuten Durchmesser. Sie standen als Fotoobjekt schon mal im letzten Jahr auf der Zielliste.
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Visuell sah man 2 kleine Nebel. Der eine ist rund mit helleren Kern und der andere länglich mit einer härteren hellen und einer schwächeren diffus auslaufenden Kante.
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-Ein prominentes Objekt ist IC5146 der Cocoon-Nebel. Am 13 Zöller war er bei 50-fach schon ohne Filter sichtbar. Er liegt am Ende eines langestreckten Dunkelnebels der visuell allein schon ein Genuss ist. Bei höheren Vergrößerungen verliert der Nebel an Kontrast. Ein UHC steigert die Sichtbarkeit, doch ein OIII brachte ihn völlig zum verschwinden. Diese Kombination zeigt oft H-Beta-Objekte an. Und tasächlich lieferte dann ein H-beta-Filter die besten Ergebnisse. Der Nebel bildet eine kleine Ellipse. Durch die Mitte verläuft auf der kurzen Achse eine hellere sichelförmige Struktur. Im Nebel gibt es mehrere Sterne. Südlich des hellstern Sterns gibt es eine Abdunklung. Der Nebel ist im Nordosten und im Westen diffuser und schwächer.
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Morgens gelangen noch einige Stimmungsaufnahmen der vernebelten Landschaft unterhalb des Beobachtungsortes.
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