Partielle Kallisto-Verfinsterung am 12.11.2010
Im 2009 konnten wir das Jupitermondsystem exakt von der
Kante beobachten. 2010 wird der Winkel wieder größer. Das führt
dazu, dass der äußerste Jupitermond Kallisto in den nächsten Jahren nicht mehr durch den
Jupiterschatten wandert. Eine der letzten Verfinsterungen war am 21.8.2010
und konnte gut
beobachtet werden
Im Anschluss stellte sich die Frage ob es auch partielle Ereignisse
geben könnte, die in den offiziellen Listen nicht verzeichnet sind.
Beim rumsimulieren mit Celestia fand sich ein interessantes
Kallistoereignis für die Nacht vom 12. auf 13.11.2010.
Kallisto sollte ab Mitternacht mit wenigen Prozent partiell verfinstert
werden. Der Helligkeitsabfall sollte wegen des Halbschattens
aber trotzdem sichtbar sein.
Celestia rechnet mit einem unscharfen Jupiterschatten. Guide simuliert dagegen mit einer scharfen Kante.
Guide-Simulationen von Gerhard Dangl
zeigten eine Abschattung von 35%. Die Software Win-Occult registrierte keine Verfinsterung.
Der Grund für die
widersprüchlichen Angaben liegt im unscharfen Rand des Gasriesen.
Je nach verwendeten Modell kann die Verfinsterung ganz unterschiedlich ausfallen.
Die seltenen Kallistoverfinsterungen sind wegen der großen Jupiterdistanz besonders kritisch,
da sich über den Projektionsabstand die Randeffekte besonders stark bemerkbar machen.
Am einfachsten ist es, einen scharf begrenzten mittleren Kernschatten zu definieren der nach oben und unten
die Unschärfe herausmittelt. Diesen Weg geht Guide und prognostizierte für den 12.11.2010
eine Amplitude von etwa 0,45mag.
Bei der letzten Verfinsterungen vom 21.8.2010
hatte sich aber schon gezeigt, dass Guide die Amplitude etwas
zu groß angibt. Nach Guide entsprach
die Situation am 12.11.während der maximalen partiellen Phase
derjenigen vom 21.8. um 03:06 UT. Damals gab es eine Amplitude von 0,2mag.
Per Analogieschluss konnte man also für die partielle Kallistoverfinsterung etwa 0,2 mag erwarten.
In der Nacht vom 12 auf den 13 bildete
sich am Alpenrand ein Föhnloch, so dass
die mit Spannung erwartete partielle
Kallistoverfinsterung tatsächlich beobachtet werden konnte.
Allerdings kam mit dem Föhnloch zugleich ein
Föhnsturm auf. Die Bedingungen waren so schwierig
das 90% aller Bilder wegen Nachführfehlern
nicht ausgewertet werden konnten. An lange Belichtungszeiten
im Methanband war gar nicht zu denken.
Ohne Methanfilter waren am 6 Zoll Newton
mit 2xBarlow Belichtungszeiten von 0,25s möglich.
Zum Glück war der Abstand vom Planeten ausreichend um auch ohne Methanfilter
störungsfrei arbeiten zu können.
Die Rohbilder streuten über mehr als eine halbe Magnitude, doch
über die Bilderzahl gelang es die Fehler soweit
herauszumitteln das die Messung als brauchbar
eingestuft werden kann.
Die Amplitude entsprach gut
der eigenen Prognose von 0,2 mag.
Als Finsternismittelpunkt wurde 23:23 UT gemessen.
Das ist fast genau eine Punktlandung. Mit Guide
wurde 23:24 UT ermittelt.
Die gemessene
Finsternisdauer lag bei nur 24min. Nach Guide hätten es
66min sein sollen. Dies ist durch den kleinern Kernschatten
nur teilweise zu erklären. Zu Beginn und Ende der
Verfinsterung ist die Lichtabnahme generell so gering,
das dies nur sehr schwer zu messen ist.
Unter der Annahme eines scharfen
Kernschattens wurden 17% der Mondfläche abgedunkelt.
Das ist weniger als mit Guide simuliert. Danach hätte
der Wert bei etwa 35% liegen sollen.
In Kombination mit der ersten Kallistomessung vom
21.8.10 kann man sagen, dass der Radius des Jupiterschattens
in Guide am Pol etwa 600km zu groß ist. Das sind nur
0,9% des Planetendurchmessers. Eine kleine Differenz
aber eine spürbare Wirkung! Die Aussage betrifft nur den
schwierig zu bestimmenden Poldurchmesser
des Schattens. Man kann davon ausgehen das Guide
am Äquator trotzdem exakt arbeitet. Ein Fehler wäre hier wegen der häufigeren
Mondkontakte eher aufgefallen.
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