Ganymedverfinsterung am 27.7.2011


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2010 gelang es beim Jupitermond Kallisto Halbschatteneffekte nachzuweisen und sogar den Mond im Kernschatten abzulichten. Eines der Projektziele für 2011 war zumindest letzteres auch beim Mond Ganymed zu versuchen. Eine gute Chance bot sich am 27.7.2011. Die Geometrie der Ganymedbahn war zu dieser Zeit recht günstig. Der Mond läuft in Polnähe in den Schatten was zu einer ungewöhnlich langen Eintritt und Austritt führt. Der Mond ist dabei am Kernschattenrand lange zu beobachten.
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Normalerweise bewegt sich der Mond einmal in 8 min um seinen kompletten Durchmesser. Am Jupiteräquator entspräche dies der Eintrittsdauer. Am 27.7.2011 wurde unter Verwendung eines Methanbandfilters eine Eintrittsdauer von 12,43 min gemessen
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Der Beginn des Eintritts wurde um 23:17:45 UT bestimmt. Das letzte sicher positive Bild gab es um 23.30:11, wobei sogar noch einige zusätzliche Sekunden möglich sind.
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Die zahlreichen Sterne im Hintergrund sind Feldsterne die im Methanband deutlich herauskommen, weil der sonst alles überstrahlende Jupiter stark abgeschwächt wird.



Beim Austritt wurde ohne Filter gearbeitet. Ein erste positive Bild gelang um 1:24:32 UT. Der Mond könnte durchaus schon früher sichtbar gewesen sein, doch leider behinderten Wolken die Sicht.
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Die Wolken waren auch der Grund weshalb mit verschiedenen Belichtungszeiten photometriert wurde. Die Ergebniskurve mußte aus 3 Segmenten zusammengestückelt werden.
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Die Austrittsdauer wurde mit 13,66min bestimmt.

Der Austritt konnte parallel auch von Michael Parl photometriert werden. Er hat den Austritt länger verfolgt und konnte das genaue Ende besser bestimmen. Sein Wert liegt bei 1:40:30 UT.
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1:40:30 UT minus 1:24:32 entspricht einer Austrittsdauer von 15,96 Minuten.
Um die Frage zu beantworten, ob Ganymed noch im Kernschatten fotografiert werden konnte, wurden einige Simulationen vorgenommen.

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Die Simulation verdeutlichte, das der Ein- und Austritt durchaus 16,7min hätte dauern können. Celestia sieht den Finsternisaustritt allerdings nur bei 14 min
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Der Versuch einer Ganymedfotografie im Kernschatten ist also gescheitert. Die Bedingungen bei Ganymed sind grundsätzlich anders als bei Kallisto. Durch die größere Nähe zum Jupiter ist nicht nur der Halbschatten kleiner, auch der aufgehellte Rand des Kernschattens ist sehr viel schmaler. Ein Nachweiß des Mondes im Kernschatten dürfte anders als bei Kallisto mit Amateurmitteln kaum möglich sein.
Wenn man sich die Animation einmal anschaut, fällt auf das es auf Ganymed einen hellen Krater gibt, der sich vielleicht bei der Photometrie verraten könnte. Tatsächlich kann man im Verlauf der Eintrittskurve kleine Dellen erkennen die zu Beginn recht markant sind. Zum Ende ist dagegen die Kurve sehr gleichmäßig.
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In der Hoffnung dass über den Pol vielleicht ausreichend Licht in den Kernschatten gestreut wird um Ganymed sichtbar zu machen, wurde auch während der Finsternis länger belichtet. Ganymed war zwar nicht abzubilden, aber dafür wurde der kleine Mond Amalthea erwischt. Auf dem folgenden Bild ist er unmittelbar rechts neben der Planetenkugel zu erkennen.
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Mit einer Simulation des IMCCE konnte Amalthea einwandfrei identifiziert werden.
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Etwas unerwartet war der Nachweis des Minimondes (14) Thebe. Dies war zwar auch schon mal 2009 mit einem Methanbandfilter gelungen, doch das dies auch ohne Filter möglich ist, war eine Überraschung. Auf dem folgenden Bild ist er links vom Planeten zu sehen.
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Auch bei Thebe ist die Identifikation mit den Daten des IMCCE zweifelsfrei.
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Erstes Amateurbild von (14) Thebe 2009