Reiselogbuch Leoniden 2001 Seite 3


gauche.gif

Der folgende Ruhetag endete mit einem Festessen zu Ehren unserer Gastgeber. Mit der Wirkung des 60%tigen Reisschnapses mittlerweile bestens vertraut, war bei allen Teilnehmern eine gewisse Vorsicht zu verspüren. So war die Weiterreise nach Changchun weitgehend katerfrei. In Changchun wird die chinesische Version des VW-Jetta produziert. Dieses Fahrzeug ist überall als Taxi zu sehen. Durch die häufigen Besuche des VW-Managements hatte der Fremdenführer wohl klare Vorstellungen von den Bedürfnissen seiner deutschen Gäste. Während der ersten 15 Minuten berichtete er ausführlich über die Tarife im lokalen Rotlichtmilieu. Erst am Folgetag gab es Infos zu den eigentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Changchun besitzt einen eigenen Kaiserpalast, der jedoch in seiner Pracht weit hinter den Anlagen in Peking zurücksteht. Dennoch hat der letzte Kaiser PuYi hier einige Zeit residiert. Von Changchun ging die Reise per Flugzeug zurück nach Peking. Zu den letzten Programmpunkten gehörte ein Besuch der Großen Mauer. Angeblich ist sie als einziges Gebäude vom Mond mit freien Auge sichtbar.
sf4b9.jpg
Die Busfahrt zur Mauer dauerte fast 3 Stunden. Bei diesem Ausflug waren beide Gruppen wieder vereint.


sf4b11.jpg sf4b30.jpg
Die Mauer verläuft über einen hohen Bergkamm. Rauf ging es per Seilbahn und hinunter mit einer Rodelbahn

Die heutige Befestigung entstand vor etwa 500 Jahren und ist ca. 6500 km lang. Sie ist im Mittel etwa 8m hoch und 5m breit. Sie bildet jedoch nur einen kleinen Teil eines komplexen Mauersystems von rund 25000 km Länge. Die erste Mauer entstand schon 221 v.Chr. als der erste chinesische Kaiser mehrere ältere Mauerabschnitte verbinden ließ. Die nachfolgenden Dynastien konnten ihre Herrschaft unterschiedlich weit gen Norden ausdehnen. Mit dem sich ändernden Grenzverlauf, änderte sich auch der Verlauf der großen Mauer. Einige Dynastien hatten ihren Ursprung in der mongolischen Steppe. Aus ihrer alten Heimat drohte ihnen keine Gefahr, so dass für sie die Mauer wertlos war. Deshalb gab es immer wieder Phasen in denen die Mauer zerfiel.
sf4b25.jpg
Ein zerstörter Teil der Mauer

Die seit 1644 herrschende Qing-Dynastie hatte ihre Wurzeln in der Mandschurei und daher kein Interesse am Erhalt des Bauwerks. Die heute für den Tourismus geöffneten Mauerteile sind restauriert. Im Fernglas kann man deutlich erkennen, dass die weiter entfernten Abschnitte stark beschädigt sind. Dennoch ist der Anblick beeindruckend, endlos zieht sich die Mauer von Horizont zu Horizont, sie ist immer noch das größte Gebäude der Menschheit!
sf4b14.jpg
Wegen seiner Schönheit wohl einer der am häufigsten fotografierten Mauerabschnitte. Unten im Bild einige Schneereste. Trotzdem war das Wetter während der gesamten Reise ungewöhnlich mild. In der Mandschurei war es der erste mal seit 10 Jahren, dass es zu diesem Zeitpunkt keine geschlossene Schneedecke gegeben hat!


sf4b27.jpg sf4b21.jpg
Noch 2 Mauerfotos


sf4b24.jpg sf4b20.jpg
Die auf der Mauer liegenden Kastelle und Unterstände besitzen nur einen bescheidenen Schmuck. Als Profanbauwerk hatte die Mauer nur einen geringen Status. Man beachte die 3 Dachreiter auf dem linken Bild. Drei war die niedrigste zulässige Anzahl. Die begrenzende Frontfigur ist abgebrochen.

Der letzte Tag stand der Reisegruppe zur freien Verfügung. Ein beliebtes Ziel war das Alte Observatorium. Es wurde 1437-1446 erbaut. Die heute sichtbaren Instrumente stammen aus dem Jahre 1674.
sf5b27.jpg
Die Geräte sind künstlerische Meisterwerke. Sie waren nicht nur Schmuckstücke, sondern auch technisch auf der Höhe ihrer Zeit. Die erst wenige Jahrzehnte zurückliegende Erfindung des Fernrohrs hat auf die Form kaum Auswirkungen gehabt.


sf5b24.jpg
Das Dekor ist chinesisch, doch in der Funktion orientierte man sich an europäischen Vorbildern. - Jesuitenpater standen bei der Entwicklung beratend zur Seite.


sf5b20.jpg sf5b19.jpg
Heute sind die Instrumente allerdings nur noch teilweise funktionsfähig, wie man an dem Quadranten sehen kann.

Die ausgestellten Quadranten, Himmelsgloben und Amarillarsphären haben eine wechselvolle Geschichte. So gelangten sie nach dem Boxeraufstand als Kriegsbeute nach Deutschland und wurden erst 1919 zurückgegeben. Dies führte zu einer Zweiteilung des Bestands. Einige Geräte stehen heute immer noch in der südlichen Hauptstadt Nanking.
sf5b6.jpg sf5b9.jpg
Neben der burgartigen Observatoriumsplattform gibt es noch einige Wirtschaftsgebäude in denen heute ein Museum eingerichtet ist.


sf5b12.jpg sf5b10.jpg
Berichtet wird hier u.a. über die von chinesischen Astronomen beobachteten Sonnenflecken und die Supernova von 1054.

Der letzte Abend gehörte einem unverzichtbaren Ritual für jeden Peking-Reisenden, dem Verzehr der legendären Peking-Ente. Dazu wählten wir ein besonders renommiertes Peking-Enten-Restaurant. Hier wurden schon Hunderttausende von Enten auf den Tisch gebracht und dabei so mancher Staatsgast bewirtet. Je nach Preisklasse besteht das Menü aus 5 bis 8 Gängen. Die aus den Knochen der Ente gekochte Suppe wird dabei als letztes serviert. Dieses kräftige Abschlussessen bildete die richtige Grundlage für die lange Rückreise
sf5b29.jpg sf5b32.jpg
Der Verzehr der Peking-Ente gelang erst im 2. Versuch. Schon vor der Abreise in die Mandschurei besuchten wir dazu ein Restaurant, wurden dabei allerdings mit einer 'Standardente' abgespeist die aber auch recht lecker gewesen ist.


Hauptseite
email.gif
Seite 1 des Leonidenberichts 2001
Seite 2 des Leonidenberichts 2001
Leonidenseite des Reiseteinehmers Lutz Clausnitzer
Ein Leonidenartikel vom Reiseorganisator Reinhardt Wurzel (461 kb). Trotz einiger Fehler die sich durch die redaktionelle Bearbeitung eingeschlichen haben, lesenswert!
Der Leonidensturm 1999
zurück zur Photogallerie