Leoniden2002

Während die Aufnahmen auf
Diafilm wenig ansprechende Resultate lieferten,
zeigten die Mintronaufnahmen eine erstaunlich hohe Zahl von Sternschnuppen.
Insgesamt wurden zwischen 1:40 und 6:08 Uhr etwa 450 Meteore sicher registriert.
Wenn man die Strichspuren am Rand und die vor 1:40 MEZ aufgezeichneten Fälle
hinzuzählt, wird sogar die 500'er-Grenze überschritten.
Das Resultat ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die
Wetterbedingungen alles andere als optimal gewesen sind.
Die aufgezeichneten Meteore wurden in Zehnminutenintervalle zusammengefaßt.
Um die Aussagekraft der Meteorzählung besser beurteilen zu können,
ist es sinnvoll den Bewölkungsgrad der einzelnen Zählintervalle abzuschätzen.
Dazu wurden sämtliche Bilder eines Zählintervalls mit Giotto gemittelt und bei dem
so erstellten Summenbild mit dem Programm `Photoshop` der durchschnittliche
Grauwert ausgemessen. Nach der Ermittlung von Eichwerten für einen bewölkten
und einen wolkenfreien Himmel, konnte per Dreisatz der Prozentanteil der
einzelnen Intervalle errechnet werden. Dabei kam folgende Grafik heraus:
Bei der Betrachtung fällt auf, dass grade zum Maximumszeitpunkt um 5:00 MEZ
das Mintron-Gesichtsfeld fast wolkenfrei gewesen ist. Auch für den Gesamthimmel
lag der Bewölkungsgrad zu dieser Zeit bei nur 30%. Es war das einzige größere
Wolkenloch in der gesamten Beobachtungsnacht!
Mit dem ermittelten Bedeckungsgrad kann man errechnen wieviel Schnuppen zu sehen
gewesen wären, wenn der Himmel klar gewesen wäre.
Natürlich hat das Berechnungs-Modell einige Defizite.
Es funktioniert eigentlich nur bei blockender Cumulus-Bewölkung.
Bei einem Populationsindex ungleich 1, führen dimmende Cirren zu
Verzerrungen. - Doch letztlich ist jedes Modell das kleiner ist als die
Realität zwangsweise unvollkommen und liefert lediglich Orientierungswerte
im Rahmen seiner Möglichkeiten. -
Beim Betrachten der Statistik fällt auf, das die Bewölkung im Laufe der Nacht
abzunehmen scheint. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit steigender
Radiantenhöhe der horizontnahe Wolkenstau aus dem Bildfeld wanderte.
Auf den Gesamthimmel bezogen, war keine Verringerung feststellbar.
Während das `offizielle Maximum` bei 5:00 MEZ gelegen hat,
wurden von der Mintron zwischen 5:30 und 5:40 MEZ die meisten
Schnuppen registriert. Dies könnte daran liegen, dass 5:00 Uhr genau
auf der Grenze zwischen 2 Intervallen gelegen hat und so das sehr spitze
Maximum auf 20 min verteilt worden ist. Zudem wurde wegen einer Rauchspur
zwischen 5:24 und 5:47 Uhr das Gesichtsfeld geändert. Das neue Bildzentrum lag
etwa 30 Grad südöstlich der alten Gesichtsfeldmitte. Dadurch wurde ein größeres
Luftvolumen betrachtet. Dies könnte ebenfalls zur Steigerung der Zählrate beigetragen
haben. Der Aktivitätseinbruch zwischen 5.10 und 5:20 Uhr scheint dagegen real zu sein,
er wurde auch visuell registriert.
Wegen der ständig durchziehenden Wolken
konnte leider kein digitales Komposit der Meteore erstellt werden.
Während des Maximums war jedoch der Bewölkungsgrad so gering, dass zumindest
über einen Zeitraum von 4 Minuten sämtliche Schnuppen kumuliert werden konnten, ohne
dass die Cirren zu sehr störten.
Auf dem nachfolgenden Bild sind etwa 30 Meteore zu sehen.
Bei genauer Betrachtung ist zu erkennen, dass einige Schnuppen von kleinen
dunklen Balken unterbrochen sind. Dies kommt daher dass die Mintron
zwischen den einzelnen 0,16sec-Bildern etwas Zeit zum Auslesen der CCD benötigt.
Durch diesen Shuttereffekt kann man die Leuchtdauer und Winkelgeschwindigkeit abschätzen.
Knapp oberhalb von Gamma-Leo direkt am Löwenhals ist ein stellarer Punkt zu erkennen.
Hier gab es den seltenen Fall, eines Meteors der direkt auf die Kamera zugeflogen ist.
Das nachfolgende Gif zeigt die ungewöhnliche Schnuppe als Realtimeanimation.

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