Reise nach Libyen im Januar 2010
Reise nach Libyen im Januar 2010
Im Januar 2010 gab es eine Dienstreise nach Libyen die
um einen kleinen Urlaub erweitert werden sollte. Die Ankunft
erfolgte in Tripolis. Es gibt einen täglichen Linienflug der Lufthansa von Frankfurt.
Die nationale libysche Airline hat in Frankfurt keine Landerechte.
Menue des Hinflugs und des Rückflugs
Gleich am Eingang des Flughafens von Tripolis gab es
eines von unzähligen Bildern des Saatschefs Gadafi.
Um Gadafi wird ein beispielloser Personenkult betrieben. Bei der Fahrt
durch Tripolis ist er auf fast jeder Hauswand und auf zahllosen
Plakaten zu sehen. Der durchschnittlicher Abstand zwischen 2 Propagandaplakaten
liegt bei max. 20m.....- Zumindest soweit wird Libyen dem Anspruch gerecht,
voll in der sozialistischen Tradition zu stehen. Ganz wie früher in Osteuropa
ist Gadafi als Parteichef allmächtig ohne in der Regierung ein Amt zu bekleiden.
Er ist formell weder Regierungschef noch Staatsoberhaupt.
Auch auf den Geldscheinen ist er zu sehen. Auf dem 20 Dinarschein steht er im Mittelpunkt
einer Runde afrikanischer Staatschefs
In Libyen gibt es kaum Münzen. Eine Ausnahme ist der Halbe Dinar. Man beachte das Datum!
In Libyen gilt der um etwa 700 Jahre versetzte islamische Kalender.
Während der Fahrt waren in den Vororten die typischen Häuser
der Libyer zu sehen. Eher schlicht, doch offenes Elend scheint
es Dank des ölreichtums nicht zu geben. Alles wirkte trotzdem sehr dreckig.
Weil es in Libyen keine Müllabfuhr gibt, ist der Müll allgegenwärtig
und vermittelt einen verslumten Eindruck.
Diese Baugrube in Tripolis wird gleich als Müllplatz missbraucht.
Logische Konsequenz des Mülls ist eine Rattenplage. Hier eine der überall offen
stehen Köderboxen.
Selbst in den besseren Vierteln gibt es keine ordentlichen Straßen.
Kurz nach der Ankunft gab es den stärksten Regen seit 18 Jahren.
Das Land verwandelte sich in ein Schlammfeld.
Teilweise glich die Straße eher einem Wasserweg und man hatte den
Eindruck das die Häuser am Strand stehen.
In Libyen regnet es selten. Doch schlechtes Wetter kommt doch oft
genug vor, das die Libyer über eine eigene traditionelle Regenbekleidung verfügen.
Am Abend gab es einen kleinen Ausflug in die Innenstadt von Tripolis.
Von 1911 bis 1945 war Libyen italienische Kolonie und in der
Architektur ist dies noch an einigen Orten zu spüren. Dieser Platz
ist in der Kolonialzeit erbaut worden.
An diesem Platz gibt es eines der zahlreichen Teelokale. Zum Tee
werden hier als Snack Mandeln serviert. Die Mandeln werden in
Libyen selbst angebaut. Das Bild zeigt meine libyschen Gastgeber
Günter Ascher und Abdul Maschid.
Die 3 Hauptsehenswürdigkeiten der Region waren auf den Zuckertütchen des Teelokals zu finden.
Die Altstadt von Tripolis stand als erstes auf dem Programm
Am Rand der Altstadt gibt es einige hohe Bürotürme die eine Aussichtsplattform besitzen.
Von der Plattform aus hat man einen guten Blick auf Altstadt und Hafen. In den Hotellobbys
hängt der allgegenwärtige Gadafi.
Zu den Hauptsehenswürdigkeiten zählt der geschlossene Mauerring
Typisch sind ungepflasterten, engen Gassen und der allgegenwärtige Müll.
Origineller Türklopfer in Form einer Hand.
Mitten in der Innenstadt
befindet sich die Gurgi Moschee
Tripolis hieß in der römischen Zeit Oea und war eine der 3 Städte die bei den Römern
zur Provinz Tripolitanien zusammengefasst wurden. Nach dem Verfall
von Sabrata und Leptis ging der Name der Provinz auf die
einzige erhaltene Stadt über.
Bedeutendes Zeugnis der Römerzeit in Tripolis ist der
Triumphbogen des Kaisers Marcus Aurelius (Marc Aurel) aus dem
2. Jahrhundert. Auf dem Bogen sind Streitwagen zu sehen, was als ein Hinweiß
für einen Sieg über die Garamanten gedeutet werden könnte.
Die Garamanten waren eine Streitwagenkultur in den Oasen und Wadis einige
Hundert Kilometer südlich von Tripolis. Die Römer unternahmen 2 Feldzüge
gegen die Garamanten deren Kultur die lange Zeit von etwa 2000 v.Chr. bis etwa 400 n.Chr.
existierte. In der 2. Zwischenzeit reichte der Einfluß der Garamanten bis nach ägypten
und sie konnten sogar einige Pharaonen stellen.
Römische Reste finden sich auch in der Altstadt. Hier sind z.B. einige
alte Säulen als Ecksteine verbaut worden sind.
Im Basar werden zahllose Waren angeboten. Viele Falsche Uhren und echte(?) Raubkatzenfelle.
Typisch sind die kleinen Backstuben in denen Fladenbrot (Hobsa Tenur) gebacken wird.
Eher ungewöhnlich ist dagegen ein Kupferschmied der sich auf die Halbmonddarstellungen
für die Spitzen von Minaretten spezialisiert hat.
Jede Branche hat in der Stadt Ihre ´Ecke´ an der sie zu finden ist. Das gilt auch für die
Schuhputzer. Dabei handelt es sich meist um Gastarbeiter aus Schwarzafrika. Diese
Gruppe kommt aus dem Niger. Schuheputzen kostet umgerechnet nur wenige Cent.
Für 2 Euro gab es eine Komplettüberholung mit neuen Einlagen, Schuhbändern und
Löcherflicken. Man sah den Sachverstand der Handwerker. Mit flinken Fingern war in weniger als 15min
die Arbeit erledigt. Die Schuhbänder waren etwas zu lang und wurden mit einem Feuerzeug gekürzt.
Für die wartenden Kunden wurden Sandalen bereitgestellt.
Am grünen Platz befindet sich die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, eine große
Festung die seit 2000 Jahren den Mittelpunkt bildet. Die heutige Bausubstanz
ist zum größten Teil aus dem 18ten Jahrhundert als die Festung der Sitz
des osmanischen Gouverneurs gewesen ist. Heute befindet sich in der Festung das
libysche Nationalmuseum. Ausgestellt wird ein breites Spektrum von Fundstücken
von der Steinzeit über die Garamanten und Römer bis in die islamische Zeit.
Im Rahmen des allg. Gadafi-Kults ist sogar der alte Volkswagendes Staatschefs
zum Museumsstück geworden. Das eigentliche
Highlight sind jedoch die römischen Mosaike.
Darstellungen aus der Orpheus-Sage (oben), Fischfang (Mitte)
und bäuerlichen Leben (unten)
Funde aus Sabrata
Tierhatz und Eroten auf einem weintransportierenden Schiff
ähnliche Gesichter findet man auch heute noch bei den Nachfahren auf den libyschen Straßen.
Funde aus der Garamantenzeit. Die Fundstätte der Kindermumie
besuchten wir eine Woche später
Libyen war immer ein Durchgangsland der Kulturen. Griechen und Phönizier hatten
schon Kolonien, bevor die Römer das Land eroberten. Hauptort der Griechen
war Cyrene im Osten des Landes. Diese Stadt wird auch in der Bibel erwähnt.
Während römische Mosaike sehr häufig sind, haben sich griechische Mosaike nur selten erhalten.
Hier eine der wenigen Ausnahmen. Typisch ist der Hang zu geometrischen Formen. Bildmosaike sind eher selten.
Unter den Römern gab es einen großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Die Kaiserdynastie der Severer kam aus Tripolitanien und förderte die Region
durch großzügige Spenden.
Leptis Magna wurde zur Großstadt mit mehr als 100000 Einwohnern ausgebaut.
Wirtschaftliche Grundlage des römischen Aufschwungs war der Handel mit Oliven und
der Afrikahandel z.B. mit Elfenbeinnadeln
Römische Funde aus Leptis.