Reise nach Libyen im Juli 2010
Nocheinmal Leptis nocheinmal Libyen im Juli 2010
Im Juli 2010 ging es nochmal zu einer Instrumenteneinweisung nach Libyen.
Der Trip war eigentlich schon im Februar geplant und verzögerte sich
immer weiter bis in die heißen Sommermonate. Der Sommer ist
wegen der extremen Temperaturen von über 50 Grad touristisch kaum nutzbar.
Es sah nach einer Reise mit 100% Stress und 0% Spass aus.
Daher wurden auch nur 3 Tage gebucht. Immerhin gelang
es doch nochmal die römische Ruinenstadt Leptis-Magna zu besuchen.
Beim letzten mal waren einige auswärts liegende Bauten nicht besichtigt worden
und das sollte diesmal nachgeholt werden.
Beim Anflug gab es den Blick auf ein ausgebranntes Land
In der Mittagszeit stand die Sonne fast im Zenit und es gab es kaum Schatten
Die Fahrt nach Leptis dauert von Tripolis aus mehr als eine Stunde
und ging an den für Libyen typischen vollgemüllten Straßen vorbei.
Ungewöhnlich waren 2 Werbetafeln die den Staatschef Gaddafi nicht zeigten
Typisch sind die überladenen Autos. Sie gehören ägyptischen Gastarbeitern
die auf dem Weg in ihre Heimat sind
Das trockene Klima begünstigt das Wachstum riesiger Kakteen
In Leptis stand zuerst das
Amphitheater auf dem Programm. Es befindet sich einige Kilometer
außerhalb des eigentlichen Ruinengeländes am Stadtrand der ehemaligen
Metropole
Auf den Sitzen antikes Graffiti. Hier hatten die alten Römer ihre Stammplätze mit
ihren Namen markiert.
Das Theater war früher komplett mit Marmor verkleidet. Teile sind immer noch zu erkennen.
Die Gewölbe der Arena sind weitgehend erhalten und man kann den Bau auch von Innen
begehen.
Teile der Anlage sind noch immer nicht ausgegraben und so verschwinden
einige Mauern einfach im Erdreich
Direkt neben dem Amphitheater befinden sich die Reste des ehemaligen Circus.
Hier fanden die Pferderennen statt. Die Außenmauer des Theaters diente zugleich als
Tribüne für den Circus. Dieser bautechnische Trick wurde in mehreren Städten
angewendet. ähnliches gibt es auch in Ephesus.
190 Grad-Pano. Der Circus liegt direkt am Meer
In der Mitte der Rennbahn ist noch die Fahrbahnbegrenzung
zu erkennen. Auch die Säulen die die Wendepunkte markierten, sind noch
als Stummel sichtbar.
Die Hitze versuchten einige Libyer durch ein Fußbad zu lindern, während am Horizont die
Schiffe vorbeizogen.
Vom Amphitheater ging es zum zentralen Ausgrabungsgelände. Auf dem Schild
sind alle wichtigen Ausgrabungsstätten genannt.
Am Rande des Ausgrabungsgeländes steht der Triumphbogen des Septimius Severinus,
erster Kaiser der Severerdynastie und der größte Sohn der Stadt.
Früher markierte dieser Bogen das Stadtzentrum und heute verdeutlicht er, dass erst
ein kleiner Teil des Geländes ausgegraben ist.
Im Fries des Bogens reichen sich die Mächtigen von Leptis und Rom die Hand.
Auf der Leptis-Seite links sind Götter und Zivilisten zu sehen, rechts stehen dagegen bei den
Römern Soldaten im Hintergrund. Ein klares Zeichen für die Machtverhältnisse.
Augusta - der Titel des römischen Kaisers
Dieser eindeutige Hinweis markierte den Weg zum antiken Rotlichtmilieu
Unter der erhaltenen Straßendecke ist noch die antike Kanalisation zu erkennen.
Der erste Weg führte zum Theater
Es wurde an nichts gespart.
Der Marmor der Säulen kam über das Meer, und die Wände des Theaters waren
mit polierten Marmor verkleidet. Am Bogen ist ein kleiner Rest zu erkennen.
Der Prachtbau wurde von einem phoenizischen Kaufmann gestiftet, daher
ist die Widmung in 2 Sprachen zu sehen.
Das Gebäude hinter dem Theater war kein Tempel sondern
diente als Aufenthaltsraum für die Schauspieler
Unweit des Theaters liegt einer von mehreren Marktplätzen
Der Eingang des Marktplatzes zeigt römische und Phoenizische Schiffe, als Sinnbild
der römischen und karthagischen Handels-Tradition.
Die heute noch sichtbaren Tische vor dem Rondell bildeten die Marktstände.
Aus diesem Bassin wurde lebender Fisch verkauft
Diese etwas seltsamen Löcher waren Hohlmaße für Getreide, Wein und Oliven.
Unten wurde ein Topf untergestellt und das Loch mit einem Schieber verschlossen.
Von oben wurde die Ware bis zum Eichstrich eingefüllt und dann unten der Schieber
herausgezogen, so dass die abgemessene Menge in den Topf fließen konnte.
Auch Längen und Flächenmaße waren normiert und der Maßstab für jeden
sichtbar ausgestellt.
Die Lage in Afrika wird auch bei den verehrten Göttern deutlich.
Serapis (auch Sarapis) war ein ägyptisch-hellenistischer Gott,
der mit den Gottheiten Osiris und Apis verbunden und so zur memphitischen Form des Osiris wurde.
In der äußeren Erscheinung war Serapis eine
ägyptische Variante des Zeus. Von seinem Tempel waren aber nur noch wenige Säulen zu sehen.
Dieses harmlose Spielbrett war eigentlich ein christliches Geheimzeichen.
Aus ihm kann man das griechische Wort für Fisch herauslesen.
Später wurde die ganze Stadt christlich. Aus der byzantinischen Zeit haben
sich einige kreuzförmige Taufbecken erhalten
Eine der beeindruckensten Bauwerke ist die kaiserliche Basilika.
die zugleich Regierungssitz, Marktplatz und später auch Bischofskirche gewesen ist.
Nach der arabischen Eroberung floh der letzte Bischof nach Rom.
Doch noch heute gibt es in der katholischen Kirche ein Titularbistum LeptisMagna.
Ein Seitenschiff der ehemaligen Basilika
Interessant sind die ägyptisch inspirierten Palmkapitelle.
Die Reliefpfeiler zeigen Darstellungen der Bachus- und der Herkules-Sagen
Vor der Basilika liegt das Forum.
Der weitgehend erhaltene Platz ist sicher das besterhaltene
bauliche Dokument seiner Art. Selbst der Marmorboden ist noch zu erkennen.
Die Medusenköpfe zierten die Wasserleitung.
Am Ende des Forums unter der Rednertribüne befinden sich die
Gewölbe des ehemaligen Zolls. Alle Waren mußten hier durch,
wurden bewertet und die veranschlagte Steuer einbehalten.
Dieses Gebäude ist ein ehemaliges Quellheiligtum. Nicht zufällig befindet es sich
direkt neben der größten Thermenanlage.
Die Becken der Thermen sind gut erhalten. Man kann noch die Reihenfolge
des Badezyklus rekonstruieren
Sogar ein Freibad ist zu sehen.
Das Abwasser der Thermen wurde für die Toiletten genutzt
Ein Highlight das beim ersten Besuch übersehen wurde, ist der ehemalige Hafen.
Am Bewuchs kann man noch heute das Hafenbecken erkennen. Auch einen Rest
des ehemaligen Leuchtturms läßt sich noch identifizieren.
Unweit des Hafens fand sich diese Eidechse. Sie war etwa 30cm lang, ohne scheu
und ließ sich prima fotografieren.
Es handelt sich um einen
Fransenfinger. Die Zehen lassen
keinen anderen Schluss zu. Bei den Acanthodactylus scheint es viele Unterarten zu geben
(http://www.cyberlizard.plus.com/lacertids_acanthodactylus.htm).
Sehr wahrscheinlich ist es ein Acanthodactylus Maculatus
Auf dem Weg zurück wäre dem Fahrer beinahe der Sprit ausgegangen.
Dennoch waren wir am Abend wieder rechtzeitig zurück um eine weitere Nacht am Fernrohr zu verbringen