Reise nach Libyen im Januar 2010


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Beobachtungen in der Wüste.



In der südlibyschen Wüste am Rande des ca 800m hohen Akakusgebirges gab es 3 Nächte Gelegenheit unter einem fantastischen Wüstenhimmel die Sterne zu beobachten.
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Im Akakus: Beobachtungsplatz in der 1. Nacht

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Im Akakus: Beobachtungsplatz in der 2. Nacht
Da sich bei der Beobachtung etwas Lärm nicht vermeiden läßt, hatten sich die Kollegen in der 2. Nacht etwas abseits angesiedelt.


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In den Sanddünen: Beobachtungsplatz in der 3. Nacht

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Ghat liegt an der Grenze zum Niger und zu Algerien auf dem 25 Breitengrad. Von dort aus kann man schon viele Objekte des Südhimmels beobachten. Alpha Crux der südlichste Stern im Kreuz des Südens hat -63,1 Grad Deklination kommt schon 1,9 Grad über den Horizont. Da wir aber am ersten Tag schon etwa 100km nach Norden fuhren kletterte das Kreuz des Südens in der ersten Nacht nur etwa 1 Grad über die Sanddünen und war weniger als eine halbe Stunde lang komplett zu sehen. Die Zeit reichte aber für ein paar schöne Standbildaufnahmen.
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Kreuz des Südens und NGC3532. 3x30s mit 18mm 1:3,5 und EOS300 (Ausschnitt)


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Zusammen mit dem Kreuz des Südens kletterten auch Alpha und Beta Centauri über den Horizont

Zu den Beobachtungen entstanden einige Notizen und Skizzen. Neben den Südhimmelobjekten standen auch einige flächenschwache Nebel des Nordhimmels auf dem Programm.
So z.B. das Pärchen IC1848 und IC1805 im Grenzgebiet Perseus-Cassiopeia.
Mit H-Betafilter war das Pärchen schon im 8x56 grenzwertig zu erkennen. Im Teleskop waren sie mit H-Beta sehr schwer und mit UHC deutlich leichter. IC1848 war gut sichtbar IC1805 deutlich schwerer.

Als nächstes stand der Californianebel auf dem Programm. Mit H-Beta und freien Auge konnte ich ihn nicht erkennen. Im 8x56 war er klar sichtbar als langer diffuser Fleck. Er erschien als Barren ohne Struktur. Im Teleskop änderte sich dies. Wie ein ausgelegtes Handtuch stand er vor dem Auge. Die Nord- und Südgrenze waren scharf definiert. Zwischen den hellen Kanten erschien der Nebel dunkler. Im Osten und Westen sah man das Objekt diffus auslaufen.

Ein ebenfalls sehr schwacher aber großer Nordhimmelnebel ist IC405, der Flammennebel im Fuhrmann. Während sein Nachbar IC410 leicht zu beobachten ist, kann man IC405 schon als Herausforderung bezeichnen. Im 130mm Newton erschien er als schwacher Balken um 2 Sterne. Dabei war er mit UHC und H-beta etwa gleich schwer.
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Als nächstes wurde der Pferdekopfnebel eingestellt. Stathis Kafalis hatte ihn vor Jahren mal mit einem 6-Zoll Newton auf 4000m Höhe in Bolivien gesehen. Sollte es gelingen die Grenze auf 130mm herunterzudrücken? Eigentlich ist IC434 recht flächig und der Pferdekopf ein Kandidat für eine öffnungsunabhängige maximale Austrittspupille. Schon in der ersten Nacht war südlich von Zeta Orion mit H-Beta direkt ein Nebelkeil zu sehen. Er war schon mit dem Stern im Okular schwach sichtbar. Doch sobald Zeta über die Kante des Okulars gefahren wurde, sprang der IC434 gradezu heraus. Der Pferdekopf wurde in der ersten Nacht noch nicht gefunden. Erst in der 3. Nacht klappe es, als eine bessere Karte vorbereitet war.
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Nach mehreren Anläufen war der Pferdekopf klar indirekt als dunkle Beule zu sehen. IC434 hat die Form eines langgezogenen Dreiecks. Die Westkante von IC434 war deutlich diffuser als die Ostkante. Der kleine Reflektionsnebel NGC2023 war ebenfalls im H-beta zu erkennen. Ein Indiz dafür, dass auch er Emissionsanteile enthält. Der helle NGC2024 nordöstlich von Zeta war mit H-Beta praktisch unsichtbar, aber ohne Filter gut zu erkennen.

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Im Süden knallte die Wintermilchstraße bis zum Horizont ins Auge und daher wurden als nächstes einige Sternhaufen südlich vom Canis Major im Puppis näher untersucht. NGC 2451 und 2546 waren leicht mit dem freien Auge sichtbar. Dabei schien NGC2451 doppelt zu sein. NGC 2477 links unterhalb von N2451 war ebenfalls ohne Glas zu erkennen erschien aber nur als ein sehr schwacher diffuser Fleck. Im Teleskop konnte NGC2477 als ein schöner reicher Sternhaufen beobachtet werden. Mit 20mm waren schon viele Sterne sichtbar. Im 5mm Okular wirkte er fast wie ein etwas unkonzentrierter Kugelsternhaufen.

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Südliche Wintermilchstraße mit Canis Major oben rechts. Der helle Stern ist Sirius. Der rötliche Schimmer am Horizont ist Airglow.

Ein Highlight war der Rosettennebel. Mit 20mm und UHC zeigte er reiche Strukturen. Selbst bei 130mm ist er schon so detailreich, dass man ihn nicht mehr schnell beschreiben und zeichnen kann. Der Ring war fast geschlossen. Die Westseite war deutlich heller. Im Norden und Osten war der Nebel dunkler aber strukturreicher. Hin und wieder meinte ich im Ansatz die berühmten Elefantenrüssel zu sehen, doch waren sie nicht klar zu definieren.

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Strichspuraufnahme des Orion mit Barnards Loop Der rötliche Schimmer am Horizont ist Airglow.
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Eine oft unterschätzte Galaxie ist M83. Wegen ihrer südlichen Lage ist sie in Deutschland nur schwer zu beobachten. Die Spiralarme sind in mittleren Teleskopen gut sichtbar, doch mit 130mm nicht einfach. Im 20mm Okular erinnerte der Anblick ein wenig an einen Zimmermannshammer. Der zentrale Balken mit Kern war leicht zu erkennen und ein Spiralarm bildete einen kurzen Stummel mit vielleicht einem Drittel der Länge des Zentralbalkens.
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Gegen 3Uhr stand Eta Carinae im Meridian. In Südlibyen kommt der berühmte Nebel etwa 3 Grad über den Horizont und ist Dank der trockenen Wüstenluft exzellent zu beobachten.
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Eta Carinae 3x30s mit 18mm 1:3,5 und EOS300

Im Teleskop waren mit UHC 4 große Nebelgebiete zu erkennen. Drei davon südlich in einer gebogenen Reihe und einer mittig im Norden mit dem rötlichen Stern Eta Carinae. Um Eta Carina läuft ein halbrunder Nebelbogen an den sich der Hauptnebel anschließt. Das Ganze erinnert etwas an einen schwimmenden Schwan, ähnlich wie beim Omeganebel. Mit 9mm ist der Hauptnebel mehrfach geteilt und zeigt allerlei Details.
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Grobe Skizze mit den wichtigsten Strukturen.

Am Morgenhimmel wurden einige Highlights im Centaurus aufgesucht. Der Kugelsternhaufen Omega Centauri erschien deutlich oval und konnte am Rand aufgelöst werden. Trotz der geringen öffnung ein toller Anblick!

Bei der Galaxie Centaurus A war eine Zweiteilung sichtbar. Im Süden befindet sich eine kleines helles Gebiet mit stellaren Zentrum. Darüber liegt ein dunkles Staubband und weiter nördlich kommt nochmal eine breitere aber dafür schwächere Aufhellung.
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Auch Planeten wurden eingestellt. Saturn bot mit mehreren Monden bei guten Seeing einen wundervollen Anblick. Die Ringöffnung war bei 130x gut zu erkennen. Der Ring auf dem Planeten war kontrastreich zu sehen. 3 Monde waren auf der rechten Seite zu identifizieren. Nach der Simulation müßte einer davon Mimas gewesen sein, was aber bei 13,1mag kaum zu glauben ist.
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Krönendes Finale der Beobachtungsnacht war ein brandhelles Zodiakallicht das sich vom komplett sichtbaren Skorpion über die Jungfrau bis in den Löwen erstreckte.
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Polstrichspur im Akakus

Jeden Abend konnten wir den zunehmenden Mond beobachten. In der letzten Nacht war die Hygeniusrille wunderbar zu sehen. Leider war der Kameraadapter für die EOS nicht eingepackt worden. Doch mit der Digiknipse hinter dem Okular waren zumindest ein paar Schnappschüsse möglich.
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In der ersten Nacht war das sekundäre Licht mit freien Auge zu sehen und selbst in der 3. Nacht bei Halbmond im Teleskop noch gut zu beobachten.






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Infos zum Akakus