Mondfinsternis
am 28.9.2015

Während in München
die Prognose sehr unsicher war, gab es für den Schwarzwald die
Chance auf einen zu 100% wolkenfreien Himmel.


Als Zielpunkt diente die 1163 m
Hornisgrinde. Im Westen wird der Abhang
in etwa 900 bis 1000 m Höhe durch die
Schwarzwaldhochstraße (B 500) durchschnitten. Dort fanden wir
ein gute Plätzchen mit einer hervorragenden Aussicht auf das
Rheintal.


Um flexibel reagieren zu können und
um genug Zeit für
den Aufbau zu haben wurde schon um 18 Uhr gestartet. Am Zielort war der
Himmel komplett wolkenlos. Es war jedoch so stürmisch, dass
auf den Aufbau des windanfälligen Newtons verzichtet wurde und
nur zwei 72mm Refraktoren zum Einsatz
kamen.
Der Mond war blendend hell und erschien durch die Erdnähe
ungewöhnlich groß. Während der
Totalität wirkte der Kernschattenrand aschgrau, was die Fotos
nicht wiedergeben. Mit dem freien Auge glaubte man eine graue Sichel auf
der roten Mondscheibe zu sehen. Im 15x70 stand der Mond in einem sehr
reizvollen Sternfeld und bot eine prachtvollen Anblick.

Fotografiert
wurde auch mit einem 14mm Weitwinkel um die Bewegung des Mondes
über dem Rheintal zu dokumentieren.
448 Bilder wurden digital
zusammengesetzt, um ein Startrail zu
erstellen.

Alle Bilder hatten die gleiche
Belichtungszeit von 20 s.
Dadurch zeigt der Startrail die reale
Helligkeitsänderung.
Durch einen der 72mm Refraktoren
entstanden ein paar
´Pretty-Pictures´.


Aus den Bildern wurden 2 HDRs erstellt aus denen sich die
Größe des Erschattens ableiten
läßt.


Das Hauptziel war ein
Experiment zum Nachweis der
Mondatmosphäre. Um bei dem Kometen
ISON einen möglichen Natriumschweif nachzuweisen, war vor 2
Jahren ein enger Interferenzfilter angeschafft worden. Die
Kometenträume zerplatzen und der Filter lag seitdem ungenutzt
herum. Die Atmosphäre des Mondes ist sehr dünn und
kann normalerweise von der Erde aus nicht fotografiert werden, weil sie
vom Millionen mal helleren Mond überstrahlt wird.
Während einer Mondfinsternis wird der Mond jedoch so stark
gedämpft das von der Profiastronomie ein Nachweis
möglich war.
http://cdsads.u-strasbg.fr/abs/1995Natur.377..404M
&
http://cdsads.u-strasbg.fr//full/1995ApJ...443..371S/0000386.000.html?high=55e0ae7a6a17548
Das Problem ist jedoch die
Mond-Atmosphäre vom immer noch
starken Rest-Streulicht zu unterscheiden. Die Idee war den Mond
wechseln im Licht von NaII und OIII aufzunehmen und die Bilder von
einander zu subtrahieren. Die NAII-Linie liegt bei 589nm und die OIII
Linie bei 501nm. Bei dem geringen Abstand sollte die Streuung in der
Erdatmosphäre ähnlich sein.
Neben dem Kometenfilter mit einer Transmission von 70 %, und einer HW
von 7 nm stand noch ein ausgedienter Filter mit engerer Bandbreite zur
Verfügung (Danke Frank). Leider lag der Filter altersbedingt
nicht mehr auf der Linie. Wenige Stunden vor der Beobachtung wurde er
auf einem Toaster ein letztes mal durchgeheizt in der Hoffnung das noch
etwas zu retten ist. Es war geplant ihn vor der Fotografie ein weiteres
mal mit einer Kerze zu erwärmen und die Lage der Linie mit
Kochsalz in der Flamme zu testen. Wegen des stürmischen Windes
war dies jedoch nicht möglich und der Filter wurde ohne ein
zweites Aufbacken verwendet.
Das Streulicht des Mondes ändert seine Orientierung
während er durch den Erdschatten wandert. Ideal wäre
die zeitgleiche Parallelbeobachtung mit 2 Kameras. Es stand jedoch nur
eine Kamera mit einem Filterrad zur Verfügung. Die OIII-Bilder
vor und nach einer NaII-Aufnahme wurden gemittelt um die
Veränderung zu kompensieren. Während des Eintritts
wurde mit dem breiten 7nm Filter gearbeitet. Es stellte sich heraus das
der OIII-Filter an der hellen Mondkante stärker streut als der
NaII-Filter. Im Differenzbild ist lediglich nahe des Mondnordpols ein
Signal zu sehen.



Beim Austritt kam der alte
Schmalbandfilter
zum Einsatz. Diesmal gab es
ein Signal über dem südöstlichen Kontinent,
das andeutungsweise auch mit dem breiten Na-Filter bestätigt
werden konnte.

Das Signal könnte real sein. Um ein Filterartefakt
sicher auszuschließen zu können, würde
jedoch eine zweite Aufnahme mit einem um 90 Grad gedrehten Filter
benötigt.
So bleibt der Nachweis eine unsichere Sache, doch es wurde einiges
gelernt, was bei weiteren Experimenten nützlich sein
könnte. Leider gibt es für Europa in den
nächsten Jahren keine gut sichtbaren Mondfinsternisse.
Für einen zweiten Versuch wird eine Reise erforderlich sein.
Die Mondatmosphäre liefert in Mondnähe das
stärkste Signal. Für das Experiment wurde daher ein
kleines Teleskop mit 432mm Brennweite verwendet. Insgesamt ist die
Mondatmosphäre jedoch über mehr als 5 Mondradien
nachweisbar. Daher könnten beim nächsten mal auch
Experimente mit einem Fotoobjektiv interessant sein.

In der Morgendämmerung fand die Mofi einen fantastischen
Abschluss, als der Vollmond am Rand des Erschattens unterhalb des
Venusgürtels stand. Die Geometrie einer Mondfinsternis wurde
nocheinmal sichtbar.



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am 15.6.2011
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