Dome und Rillen, Vulkanismus auf dem Mond
Berichte über Vulkanismus auf fremden Himmelskörpern befassen sich
zumeist mit dem Jupitermond Io oder dem Planeten Mars. Gelegentlich wird
auch über aktive Vulkane auf der Venus spekuliert, klare Beweise sind dafür bislang nicht vorhanden.
Das auch unser Mond Spuren einer vulkanischen Vergangenheit zeigt, ist fast etwas vergessen.
Dabei sind selbst mit kleinen Fernrohren einige interessante Formationen zu beobachten.
Lunare Vulkane werden als Dome bezeichnet. Sie sind sowohl einzeln, als auch in Gruppen über
die gesamte Mondoberfläche verstreut. Sie konzentrieren sich jedoch in den Maren.
Es ist daher anzunehmen, dass die heute noch sichtbaren Vulkane kurz nach dem grossen Bombardement entstanden sind und durch spätere Einschläge nicht mehr erodiert werden konnten.
Der Mond besitzt fast 1/7 der Erdoberfläche aber nur 1/50 des Erdvolumens.
Deshalb konnte unser Trabant sehr viel schneller auskühlen als unser Heimatplanet.
Die letzten Vulkanausbrüche haben schon vor ca. 4 Mrd. Jahren stattgefunden.
Während seiner kurzen Aktivitätsphase entwickelte der Mond keine Plattentektonik.
Daher entstanden nur flache Schildvulkane ähnlich wie bei den Hot-Spot-Vulkanen auf Hawaii
oder dem Olympus Mons auf dem Mars.
Wegen der geringen Hangneigung werfen die Dome nur in Terminatornähe einen sichtbaren Schatten.
Dies erschwert die Beobachtung. Die meisten Dome haben nur einen geringen Kontrast zum Boden der Mare. Ist der Lichtgrenze auch nur einen Tag entfernt, scheinen sie mit dem Untergrund zu verschmelzen.
So ist z.B. der Lunadom Kies-Pi auf Bild 1 bei einer Terminatordistanz von nur 8 Grad kaum noch wahrnehmbar.
Markant ist allderdings der Gipfel-Krater. Er gehört zu den größten Calderas des Mondes.
Eine gut sichtbare Ausnahme bei den Mondvulkanen bildet der 2,5 Tage vor Vollmond optimal sichtbare Rümker.
Er ist auch nach Vollmond noch gut zu erkennen.
Der Rümker ist wohl die bedeuternste und grösste Ansammlung von Mondvulkanen.
Sie stehen so dicht beisammen, das sie ihren eigenständigen Charakter verlieren und
als einzelnes Gebirgsmassiv erscheinen. Bei anderen Domgruppen haben die
Vulkane ihr individuelles Erscheinungsbild bewahren können. So z.B. die Dome nahe Hortensius
oder die auf Bild 2 sichtbare Gruppe südlich des Gebirges ‚Tobias Mayer'.
Die bekannteste Gruppe findet sich unweit des Kraters Hortensius.
Bei der nachfolgenden Aufnahme (Bild 3a) sind die Dome rechts oben zu sehen. Vier Stück
bilden eine kleine Raute, ein 5. Dom ist etwas oberhalb zu finden.
Diese Foto entstand mit einer Webcam an einem 20-Zoll-Dobson.
Die Belichtungszeit lag bei 1/25 Sekunde. Dadurch ergibt sich eine Bewegungsunschärfe
von ca. 0,5 Bogensekunden. Die Gipfelkrater sind deshalb nur schwer zu erkennen.
Das folgende Mosaik (3b) wurde in der gleichen Nacht erstellt. Die Hortensius-Dome stehen am
rechten Bildrand, in der Nähe des Terminators.
Am 10 Zöller der VSW München konnten mit Nachführung auch die Gipfelkrater
der Hortensiusdome fotografiert werden. Beim Vulkan links unten im Quartett ist er
am besten zu erkennen.
Bekannte frei stehende Vulkane sind z.B. der auf Bild 2
sichtbare Milichius-Pi oder Gruithuisen-Gamma auf Bild 4.
Kaum bekannt ist der winzige Dom unweit des Kraters Beer.
Auch oberhalb des Kraters Marius gibt es eine sehr gestreute Gruppe mit zahlreichen Domen. Diese
'geologisch' interessante Region war eines der Ziele der Apollomissionen.
Leider wurde der Flug wegen Geldmangels abgesagt.
Einige Dome besitzen eine Caldera, die in einem
grösseren Teleskop von der Erde aus sichtbar ist.
Bei der Beobachtungen mit einem 5-Zöller waren die Gipfelkrater von
Gruithausten-Gamma und Kies-Pi bereits zu erahnen.
Doch erst ein zeitgleich eingesetzter 20-Zöller lies sie klar erkennbar werden.
Auch bei der Mondbeobachtung gilt: Öffnung ist durch nichts zu ersetzen!
Leider entwickelt der Mond in grösseren Teleskopen eine blendende Helligkeit.
Die handelsüblichen Farbfilter reichen zur Dämpfung oft
nicht aus. Gut bewährt haben sich doppelte Polarisationsfilter, das
als Ergänzung zu fotografischen Sonnenfilterfolien angeboten wird.
Je nach Phase kann der Filter variabel eingestellt werden, zudem wird die
natürliche Farbwahrnehmung nicht
beeinträchtigt.
Zu den bekanntesten Mondvulkanen gehört der Dom bei Gambart C.
Die Aufnahme ist unter besten Bedingungen während
eines Urlaubs in Namibia entstandenen.
Die typische flache Kuppelform des Doms ist gut zu erkennen.
Neben den Domen gibt es noch weitere Zeugnisse der vulkanischen Vergangenheit.
Bei den Rillen handelt es sich um frühere Lavaflüsse, deren Decke nach dem Erkalten
eingebrochen ist.
Am markantesten ist vielleicht das
Schrötertal
, das schon mit kleinem Gerät gut gesehen werden kann. Gleiches gilt für Rupes Recta, einer Struktur die im ersten Viertel einen auffälligen
Schatten wirft.
Die oft gewählte Bezeichnung 'Lange Wand' ist irreführend,
es handelt sich um eine Furche mit vulkanischem Ursprung. Vulkanismus ist jedoch
nicht der einzige Ursache talartiger Mondformationen. Es finden sich auch
Kraterketten die vermutlich durch Reiheneinschläge zerplatzter Kometen oder Asteroiden entstanden sind.
Recht deutlich ist dies z.B. beim mehr als 200 km langen Vallis Rheita.
Sehr viel kleiner ist eine Kraterkette, die zwischen
Copernicus und Mond-Karpaten liegt. Sie ist auf Bild 5 grade noch zu erkennen.
Relativ bekannt ist die Kraterkette beim Krater Davy.
Auch oberhalb des versunkenen Kraters Stadius kann
man einige dieser seltsamen Kraterreihen finden.
Von den vulkanischen Rillen sind in einem mittleren Fernrohr
etwa ein Dutzend gut zu sehen. Bekannte Vertreter befinden sich z.B. nahe
der Krater Bond und Gassendi. Sie sind auf den Fotos 6 und 7 abgebildet.
Die Aufnahme 7 zeigt 2 Rillen in der Nähe des Kraters Cauchy. Zum Aufnahmezeitpunkt
war das Seeing nur mässig. Zudem war die Optik durch eine Hauswand
obstruiert. Trotzdem sind neben den Rillen auch 2 Dome zu erkennen.
Mit grossen Optiken sieht man bei einigen Rillen, dass die Decke nur teilweise eingestürzt ist.
Dadurch bildeten sich interessante Uebergänge zu kleinen Kraterketten. Etwas derartiges ist z.B. bei dem komplexen Rillensystem nahe Triesnecker oder bei der Hyginus Rille zu sehen. Leider liegen diese Strukturen
teilweise im Sub-Bogensekunden-Bereich und man benötigt ein exzellentes Seeing um sie erfolgreich aufsuchen zu können.
Im 5-Zöller sind die Triesneckerrillen wie folgt zu sehen.
Im 16 Zöller der VSW München war etwas mehr zu sehen:
Auch mit 6 Zoll kann diese Rillen-Region schön beobachtet werden.
Beachtenswert ist die partiell eingebrochene Decke der Hyginus-Rille.
Östlich der Hyginus-Rille schließt sich die Aridaeus-Rille an
Dazu wurde mit der Planding-Software (http://www.astrode.de/erkl3d.htm)
ein 3-D-Bild erstellt.
Die 3-D-Ansicht funktioniert sowohl mit einer Rot-Grün- als
auch mit einer Rot-Blau-Brille.
Etwas nördlich der Hyginus-Rille liegt zwischen den Mond-Apenin und der Wallebene Archimedes
der Sumpft der Fäulnis (Palus Putredinis) Neben einem poetischen Namen hat
dieses kleine lavaüberflutete Mondlandschaft auch ein paar kleine Rillen zu bieten.
Neben den Rimae Fresnel, Hadley und Bradley sind auch ein paar
Rillen ohne Eigenname markiert.
Fast zeitgleich mit dem Palus Putredinis können die unscheinbaren Rillen beim Krater Sulpicius Gallus
beobachtet werden. Sie stehen einen Tag früher am Terminator:
Auch am Mondrand gibt es einige Rillensysteme. Kurz vor Vollmond wird die Rima Krafft sichtbar.
Sie verbindet die Kraterzwillinge Krafft und Cardanus.
Durch die perspektivische Verkürzung scheinen sich zahlreiche interessante Formationen am Mondrand zu konzentrieren.
Leider sind sie dort oft schwer zu beobachten. Eine Ausnahme ist das breite Rillensystem der Rima Sirsalis.
In den Kratern Arzachel und Alphonsus gibt es ein paar kleine Rillen die
sehr schwer zu fotografieren sind.
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