Der Mond mit einer Webcam

Mit den mittlerweile preiswert gewordenen WebCams lassen sich von hellen Astroobjekten recht brauchbare Fotos anfertigen. Deep-Sky Aufnahmen sind damit jedoch schwierig, denn die eingebauten CCDs sind ungekühlt und rauschen deshalb bei längeren Belichtungszeiten. Bei Sonne, Mond und Planeten besteht das Problem jedoch nicht da, man hier meistens mit Verschlusszeiten von weniger als 1 sec auskommt und zudem das Rauschen mit intellegenter Software teilweise kompensieren kann. Die beste Standartsoftware für WebCam-Astro-Anwendungen ist wohl GIOTTO von Georg Ditie. Unter http://members.tripod.de/quickastro gibt es ein Workshop mit einer kurzen Anleitung zu diesem Programm.
Mit GIOTTO werden hunderte von Aufnahmen aus dem Videostrom digitalisiert und übereinandergelegt. Dadurch wird das Rauschen weitgehend herausgemittelt. Die Korrelation erfolgt automatisch, zudem können die Einstellungen so verändert werden, das nur ein bestimmter Prozentsatz der besten Bilder verwendet wird. Giotto bietet ausserdem umfangreichen Schärfungsalgorithmen die speziell auf die astronomische Anwendung abgestimmt sind.
Nachfolgend einige Beispiele um den Leistungsumfang zu verdeutlichen. Alle Bilder entstanden mit einem 5-Zoll f/8 Synta-Refraktor und einer Phillips ToUCam-Pro 740. Bei der Webcam wurde vorn das Objektiv herausgeschraubt und eine Plastikfilmdose als 1,25-Zoll Okularadapter aufgeklebt. Technische Tips zum Umbau gibt es unter: http://www.astropix.de/

Die ersten Fotos entstanden am 1.4.2001. Zum Aufnahmezeitpunkt stand der Mond noch am Taghimmel. Zur Kontrastverbesserung wurde deshalb ein Rotfilter eingesetzt.
Links eines von 183 Rohbildern, rechts eine Aufnahme in der die besten 25% gemittelt wurden. Die untere Version wurde mit dem Bandpass-Filter/Gaus&Rect/Butterworth nachgeschärft. Die Filtergröße lag bei 13, Tiefpass bei 3, der Rechteckanteil bei 5 und die Filterwirkung bei 100%. Es empfiehlt sich alle 3 Bilder anzuklicken, da nur bei voller Größe die Rauschminderung richtig zu sehen ist.

mose2a.jpg mose2b.jpg

mose2c.jpg

Der Bildausschnitt entspricht dem Anblick im Fokus des Teleskops. Der Chip ist so klein, dass so nicht der komplette Mond abgebildet werden kann. Dies kann nur erreicht werden, indem man die Webcam mit Objektiv direkt hinter dem Okular plaziert oder indem man ein Mosaik anfertigt. Ein Mosaik erfordert mehr Arbeit, hat dafür aber eine bessere Auflösung. Das nachfolgende Mosaik entstand aus 4 Fokalaufnahmen vom 1.4.2001.

mogr2c.jpg

Um noch kleinere Details aufnehmen zu können, empfiehlt sich der Einsatz einer guten Barlow-Linse. Die nachfolgende Serie zeigt die ca. 140 km große Wallebene 'Walter'. Sie entstand vor ca. 4 Mrd. Jahren als die Mondkruste noch so dünn war, das nach einem Impakt flüssige Lava von unten nachdringen konnte, um die Einschlagsspuren teilweise wieder zu verwischen. Im Inneren sind mehrere später entstandene Subkrater zu erkennen.
Links wieder eine Rohaufnahme, in der Mitte sind die besten 20% von 322 Rohbildern gemittelt und rechts ist die in Kontrast und Helligkeit optimierte Endversion zu sehen.

gros5a.jpg gros5b.jpg gros5c.jpg

Zu den interessantesten Mondobjekten gehören die Dome und Rillen. Sie sind Relikte der vulkanischen Vergangenheit unseres Trabanten. Einer der größten Vulkane ist der Luna-Dom 'Gruithuisen-Gamma'. Er mißt an der Basis ca. 19 km. Der etwa 2 km große Gipfelkrater ist auf der nachfolgenden Bearbeitung vom 5.4.2001 grade noch zu erkennen. Im Mare Imbrium ist eine kleine Kuppe sichtbar bei der es sich wahrscheinlich um einen weiteren Vulkan handelt. Links wieder die Rohversion und rechts ein Mittel der besten 20% von 311 Rohbildern. Unten eine optimierte Version die mit dem Bandpass/Butterworth/Gaus&Rect-Filter nachbehandelt wurde. Die Filtergröße lag bei 15, Tiefpass bei 3, der Rechteckanteil bei 5 und die Filterwirkung bei 100%.

doma1.jpg doma2.jpg

doma3.jpg

Bei den Rillen handelt es sich um ehemalige Lava-Kanäle die nach dem Abfließen des Magmas eingebrochen sind. Die größte derartige Talformation ist das ca. 6 km breite und 200 km lange 'Valis Schröteri'. Es befindet sich gleich neben dem Krater Aristarchus. Er ist die hellste aller Mondformationen.
Links oben eine Rohversion, rechts oben ein Mittel der besten 22% von 280 Rohbildern.
Links unten eine mit Bandpass Bandpass/Butterworth/Gaus&Rect-Filter nachgeschärfte Version. Die Filtergröße lag bei 19, Tiefpass bei 3, der Rechteckanteil bei 7 und die Filterwirkung bei 100%.
Rechts unten wurden noch einmal die Helligkeit und der Kontrast optimiert. - Leider war es zum Aufnahmezeitpunkt schon etwas diesig. Die Auflösung der 'Gruithuisen-Aufnahme' wurde nicht mehr erreicht.

schr1.jpg schr2.jpg

schr3.jpg schr4.jpg

Neben den Detailaufnahmen von 'Gruithuisen-Gamma' und 'Valis Schröteri' gab es am 5.4.2001 auch wieder ein Focal-Mosaik.

4mogr5c.jpg


droite.gif


Hauptseite
email.gif
zurück zur Photogallerie
Weitere Infos zum Mond
Die Sonne mit der Webcam