Reise nach Norwegen im November 2012


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Tromsö


Von Mitteleuropa aus ist der Polarkreis in Skandinavien am schnellsten zu erreichen. 

Schwierig war es aber mit der Erreichbarkeit des Flughafens Frankfurt. Mein Zug blieb zwischen Stuttgart und Mannheim liegen. Erst sollte der Zug abgeschleppt werden. Doch das schien nicht zu funktionieren. Erst nach mehreren Stunden wurde ein Ersatzzug parallel abgestellt und über Brücken und Treppen zwischen den Zügen wurden die Fahrgäste evakuiert. Das dauerte alles mehr als 3 Stunden und das Flugzeug ab Frankfurt war weg. Zum Glück ließ sich ein Ersatzflug nach Oslo buchen, von dort ging es weiter nach Tromsö.

Der Zug wurde wegen eines Oberleitungsschadens erst nach mehr als 3 Stunden evakuiert. 

Der Flug verlief ansonsten  reibungslos. Beim Durchbrechen der Wolkendecke war eine schöne Nebensonne zu sehen. Als die Kamera schussbereit war, war die Nebensonne aber schon fast wieder verschwunden.

 


Tromsö ist etwa so groß wie Gütersloh. Trotzdem wird der lokale Flughafen mehrfach pro Tag angesteuert. In Norwegen sind die Distanzen so groß, dass nur wenig mit dem Auto gefahren wird. Während man Deutschland per Autobahn in einem Tag durchqueren kann würde man dafür in Norwegen mehr als eine halbe Woche benötigen. Die Eisenbahn verfügt nur im Süden des Landes über ein ausgebautes Schienennetz. Daher gibt es zum Flugzeug keine Alternative. 

Am verschneiten Flughafen herrschte mehr Trubel als man in so einer kleinen Stadt erwartet hätte.

Tromsö liegt auf einer kleinen Insel. Über Brücken und Tunnel gibt es Verbindungen zum Festland und den umliegenden Inseln.

Die Lage zwischen Gebirge und Meer ist reizvoll. 

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Im Tromsömuseum wurde die Siedlungsgeschichte vorgestellt. 

Die Region ist seit der Steinzeit besiedelt. Im Museum gab es einige Steinäxte die Vorbildern aus Mitteleuropa stark ähneln.

Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei der Kultur der Samen. Es gibt heute noch etwa 80.000 Lappen in einem weiten Siedlungsgebiet von Norwegen über Finnland und Schweden bis Russland.



Die Samen besitzen als eigenständiges Volk mit eigenständiger Sprache sogar eine eigene Flagge:
 
Der Ring in der Mitte dürfte sich auf den Polarkreis und das Polarlichtoval beziehen.

Daneben gibt es eine Sammlung die einem üblichen Naturkundemuseum entspricht. So gibt einige Infos zu Mineralogie. Hier z.B. zur Entstehung von Marmor.
 

Interessant ist das folgende Temperaturprofil. Es ist erstaunlich wie stark sich die  Temperaturen allein in den letzten 2000 Jahren änderten. Zur Zeit steigen die Temperaturen stark an, doch das mittelalterliche Klimahoch ist noch nicht erreicht. Vor 800 Jahren siedelten die Wikinger in Grönland.

An historischer Bausubstanz ist nicht Tromsö viel zu finden. Selbst die Stadtkirche ist nur 150 Jahre alt. 

Es gibt jedoch gelungene Architektur aus den 60er und 70er Jahren. Besonders bekannt ist ist die Brücke über den Tromsö-Fjord, die mit der Eismeerkathedrale eine architektonische Einheit bildet.

Im Innern wirkt die Eismeerkathedrale schlicht. Ein großes Glasfenster mit dem Gekreuzigten und den beiden Räubern  zieht den Blick auf sich. Es soll die größte Glasmalerei der Welt sein.

Es gibt keinen Glockenturm. Daher sind die Glocken im Giebel der Frontseite aufgehängt.


Vom Architekten der Eismeerkathedrale  wurde auch das Polarium gebaut. Es handelt sich um ein Aquarium mit dem Schwerpunkt auf die nordische Meeresfauna.

Dort gab es neben Wolfsbarsch, Heilbutt und Königskrabben noch viel anderes Getier zu sehen.

Bei den Robben waren wir bei der Fütterung dabei.

Im Polarium ist mir erstmals aufgefallen das Robben auch einen Schwanz haben.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Nahrungskette. Ein Eisbär wiegt etwa 500kg. Um ihn zu ernähren braucht es am Anfang der Nahrungskette 500.000 Kilo Plankton.

Beim Stadtbummel durch Tromsö zeigte sich das manche Scherze international sind und nie aus der Mode kommen.

Echte Polarkreisbewohner haben eine andere Definition vom guten Wetter als wir. Sobald die Temperatur über 0 Grad liegt, setzt man sich zum Cafe vor die Tür. Ein leichter Nieselregen stört dabei nicht.

Tromsö ist ein Anlaufpunkt der Hurtigrouten. Die Hurtigschiffe transportierten früher die Post und werden heute überwiegend als als Kreuzfahrtschiffe genutzt. Als eines der Hurtigschiffe am Kai lag, konnten wir es besichtigen. 


Interessant war der Besuch eines Supermarktes. Hier konnte man sehen was die Norweger unter Lesestoff verstehen:

Im Supermarkt gab es auch Trockenfisch. Die lokale Spezialität wird überall als Snack angeboten. Der fischige Geschmack entwickelt sich erst nach längeren kauen, ist dann aber sehr intensiv.

Am interessantesten ist das Polarlichtplanetarium. Das zugehörige Museum ist eher ein großer Kindergarten mit wissenschaftlichen Spielzeug.


Die Ausstellung bietet auch Experimente zu Magnetfeldern und Polarlichtern.

Das Polarlicht-Planetarium sollte man nicht verpassen. Drei mal am Tag wird dort der Polarlichthimmel realitätsnah simuliert. Die Full-Dome-Kameratechnik und der damit entstandene Film wurden speziell entwickelt. Die Sprache ist in Englisch und gut zu verstehen. Es gibt zahlreiche Animationen mit denen die Entstehung des Polarlichts gut erklärt wird. Der Film bietet einige spektakuläre Highlights. So war eine kurze Sequenz einer totalen Sonnenfinsternis mit tanzenden Polarlichtern im Hintergrund zu sehen!



Die Show war sehr vielseitig. Die Spannweite reichte von Polarlichtsichtungen im alten China, bis zu Polarlichtern auf dem Saturn.


Tromsö ist die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt bei Plasmaeffekten in der Ionosphäre. Geometrisch ist die Lage sehr gut, denn über der Stadt ist das Polarlichtoval häufig zu sehen. Zum Studium werden Radarantennen verwendet. Mit Mikrowellenstrahlen wird die Hochatmosphäre aufgeladen um die Naturphänomene auch künstlich zu simulieren. Dazu wurde etwa 20km von der Stadt entfernt das Antennenfeld des ICECAT aufgebaut. Einen großen Einfluss bei der Gründung des ICECAT hatte Asgeir Brekke der auch in Deutschland aus Fernsehsendungen und populärwissenschaftlichen Büchern bekannt. ist. Um mehr über den aktuellen Stand der Forschung zu erfahren hatten wir uns mit ihm verabredet.

Mit Herr Brekke fuhren wir zum ICECAT hinaus um die Antennenanlagen zu besichtigen.

Teile der Anlage werden vom MPI betrieben und so hatten wir zu den Experimenten der Plasmaphysik sogar einen deutschsprachigen Führer.

Mit  Mikrowellenantennen wird die Hochatmosphäre geheizt und ein künstliches kleines Polarlicht produziert. Die Signale sind gepulst und in der Reflektion ist der Puls gut sichtbar. Auf diese Weise kann man Plasmaexperimente durchführen die am Erdboden nicht möglich sind. 





Norwegen produzieren billig einen Überschuss an Strom aus Wasserkraft. Daher wird an der Beleuchtung nicht gespart und die Lichtverschmutzung ist sehr groß. Von Tromsö aus wollten wir mit dem Auto dem guten Wetter hinterherfahren. In der ersten Nacht gab es einzelne Wolkenlücken und wir setzten uns in den Wagen um im Umland ein dunkles Plätzchen zu finden. Aus dem Auto heraus sahen wir im Zenit einen hellen Streifen, doch bevor wir die Kameras aufbauen konnten, war der Himmel schon wieder zugezogen. Lediglich in ein paar Wolkenlücken war noch ein grünlicher Schimmer zu sehen.

Auf den im Internet abrufbaren Magnetometerdaten des SAM-Netzwerkes war unser erstes Polarlicht als kleine Schwingung zu erkennen. Diese Erkenntnis erwies sich für die weitere Beobachtung als nützlich. Sobald am Magnetometer nur etwas Aktivität zu sehen ist, ist am Himmel über Tromsö gleich ein helles Polarlicht zu sehen.



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