Perseiden 2004



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Anfang August 2004 gab es eine mehrtägige Schönwetterphase. Dies ermöglichte ausgiebige Tests des Video-Equipments als Vorbereitung für das Maximum am 11.8.2004
Als ´Nebeneffekt´ konnte die Bewegung des Radianten gut verfolgt werden. Auf den Bildern ist das Sternbild Cassiopeia markiert. Zur Orientierung verbindet man am besten den linken Stern der Andromeda-Lichterkette mit dem linken unteren Stern des Himmels-W.

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Die Aufnahmen sind im Abstand von 4 Tagen entstanden. Zu Testzwecken wurden unterschiedliche Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten verwendet.

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Hier nochmal alle 3 Aufnahmen im direkten Vergleich
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Die erste und die letzte Aufnahme als masstabsgerechtes Animated-Gif

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Die Maximumsnacht 11.8./12.8.2004


In der Nacht vom 11.8. auf den 12.8. konnte das Perseidenmaximum im Schwarzwald bei besten Bedingungen optimal beobachtet werden. Während des Aufbaus der Geräte zogen grade die letzten Wolken ab, und bis etwa 4:00 Uhr morgens war der Himmel sehr transparent und klar. Der Standort lag auf 900 m Höhe bei Bad Wildbad unweit des einzigen ´grünen Bereichs´ auf der Lichtverschmutzungskarte unter http://www.astrode.de/lightpol.jpg
Schon in der Dämmerung waren einige helle Schnuppen zu erkennen. Im weiteren Verlauf der Nacht war die Aktivität gleichbleibend hoch. Die individuelle Fallrate lag bei etwa 60 Stück pro Stunde. Unter Berücksichtigung des steigenden Radianten, dürfte es tatsächlich zu Beginn der Nacht ein erstes Maximum gegeben haben, das jedoch weit von einem Sturm entfernt gewesen ist. Die Schnuppen schienen auffällig geclustert. Es gab oft mehrminütige Pausen und dann in wenigen Sekunden gleich mehrere Meteore zu sehen. Feuerkugeln waren rar. Das hellste Exemplar fiel in der späten Dämmerung um 5:12 MESZ. Der Startpunkt lag im Zenit, direkt im Radiant und die Fallrichtung im Westen. Der Bolide dürfte etwa -6 mag gehabt haben.
Nachfolgend eine kleine Statistik der visuell gezählten Meteore auf Basis einiger Stichprobenintervalle.

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Der seltsame Ausbruch um 1:40 MESZ ist vermutlich auf eine Zufallsschwankung zurückzuführen. Allerdings zeigt auch die Mintron zu dieser Zeit eine erhöhte Aktivität, während es um 2:15 MESZ einen offensichtlichen Rückgang gegeben hat. Durch anklicken des oberen Bildes kann die parallel entstandene Zählstatistik meines Co-Beobachters Ralph Muth aufgerufen werden. Da er mit der Zählung etwas früher begonnen hat, konnte er den Peak um 23:00 MESZ besser erkennen.

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Bei den am 11./12.8.2004 im Schwarzwald entstanden Mintronaufnahmen hebt sich das von Esko Lyytinen berechnete Maximum überraschend klar heraus! Da die Schnuppenanzahl in den einzelnen 10min-Intervallen relativ klein ist, wurden für die obere Grafik gleitende Mittelwerte verwendet um Zufallsschwankungen zu vermeiden. Die gezählten Schnuppen wurden auf eine Stundenrate hochgerechnet. Ansonsten handelt es sich Rohdaten, die unterschiedliche Radiantenhöhe wurde z.B. nicht berücksichtigt! Es wurde zwischen hellen und schwachen Meteoren unterschieden. Als schwach wurde jede Schnuppe gewertet die auf dem Mintronbild nicht komplett durchbelichtet ist, - also grau statt weiß erscheint. Wie von Lyytinen vorhergesagt, war der Anteil der schwachen Schnuppen beim 23-Uhr-Maximum tatsächlich etwas größer als in den Morgenstunden. Auch bei den hellen Meteoren ist ein Anstieg zu sehen, der jedoch etwas schwächer ausgefallen ist.
Auch ohne Sturm ist das Perseidenmaximum 2004 ein Meilenstein in der Meteorforschung! - Noch nie gab es für diesen Strom eine derartige Prognose und der Maximumszeitpunkt stimmt fast minutengenau!
Im Jahre 2028 wird es vermutlich richtig krachen. Dann durchläuft die Erde genau das Zentrum eines Staubfilaments. Allerdings wird dann ein Dusttrail getroffen der 4 mal älter ist als der Schweif von 2004. Die nichtgravitativen Effekte dürften sich in so langer Zeit viel stärker kumuliert haben, was exakte Aussagen erschweren wird. Dennoch bleibt zu hoffen, dass auch die nächste Generation von Himmelsbeobachtern nicht ganz ´sturmlos´ bleiben wird.

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Die obere Animation zeigt alle Meteore die in der Nacht vom 11.8. auf den 12.8. aufgezeichnet wurden. Die Lage des Radianten ist gut zu erkennen.
Schon eine Woche zuvor konnten mit der gleichen Optik einige Perseiden aufgenommen werden. Der Radiant ist mit einem grünen Punkt markiert. Seine Positionsänderung ist bei der nachfolgenden Animation zu sehen.

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In der oberen Aufnahme ist auch die hellste Schnuppe abgebildet, die in der Maximumnacht vom 11./12.8.2004 mit meiner Mintron aufgezeichnet wurde. Als Feuerkugel kann man sie wohl noch nicht bezeichnen, trotzdem wäre es interessant, wenn sich eine Vergleichsaufnahme finden würde. Der Fall ereignete sich um 0:10 MESZ. Da der Beobachtungsort im Schwarzwald lag, müsste sie im nordöstlichen Baden-Württemberg durch den Zenith geflogen sein, war aber sicher überall in Deutschland gut zu sehen. Nachfolgend eine Animation die den Fall in ´Real-Time´ zeigt.

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Die Schnuppe war ausreichend hell um auch chemisch fotografiert werden zu können. Auf den 33 Bildern die zwischen 22:45 und 1:30 MESZ mit einem 28mm Objektiv bei 1600 ASA und f/2,8 entstanden sind, waren nur 4 Schnuppen zu sehen. Ein weiterer Beleg dafür, dass 2004 helle Meteore in der Minderzahl gewesen sind.

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Zur Auswertung der Meteorvideos gibt es mehrere Techniken. Eine einfache Möglichkeit ist die Addition mit Giotto. Dabei wird im Ergebnissetup statt ´Mitteln´ der Punkt ´Kumulieren´ angekreuzt. Bei dieser Verarbeitung wird jeweils das hellste Pixel aus allen Einzelbildern in das Endergebnis übernommen. Die Methode ist schnell aber ungenau. Flugzeuge und Satellitenspuren können das Bild verfälschen, zudem gehen schwache Schnuppen im Rauschen unter. - Bei meiner Auswertung wurden deshalb sämtliche AVIs mit AVIedit (http://www.am-soft.ru/aviedit.html) nochmal angeschaut. - Durch drücken der ´Bildvorwärts-Taste´ geht das relativ schnell. Ein paar Stunden werden allerdings trotzdem benötigt. Immer wenn beim Bildvorlauf irgendwo ein Meteor aufblitzt werden die Aufnahmen mit der Maus markiert und über ´Menue-editieren-Bild exportieren´ aus dem AVI herauskopiert. Das dabei angesteuerte Verzeichnis wird unter ´Menue-Voreinstellungen-Dateiname-Pulldown(Export)´ eingestellt.
Die Zahl der Meteore ist abhängig vom Objektivgesichtsfeld, dem Öffnungsverhältnis, der Mintroneinstellung und der Softwareeinstellung der Grabberkarte. - Es wurde ein 8,5mm 1:1,2 Objektiv verwendet. Bei der Mintron stand die Integration auf 8-fach, ´ALC/ELC´ auf ALC und innerhalb von ´ALC´ der ´Shutter´ auf off sowie der ´Level´ auf Maximum. ´AGC´ stand auf ´Manu´ und innerhalb von ´Manu´ der Schieberegler am rechten Anschlag. Bei der Softwareeinstellung der Grabberkarte standen Helligkeit und Kontrast auf Maximum. Es wurde stets versucht etwa 10min lange Intervalle aufzunehmen. Es gab allerdings Schwankungen zwischen 9 und 14 min. Deshalb musste später die gemessene Anzahl auf eine Stundenrate umgelegt werden. Das Gesichtsfeld lag nahe dem Radianten. Dort werden die Spuren gestaucht und so die Anzahl erhöht. Die Zahl der registrierten Meteore schwankt in den einzelnen Intervallen zwischen 2 und 16. Ein Excel-Sheet mit den genauen Zahlen kann hier geladen werden.
Die Änderung der Meteorzahlen kann auch auf der nachfolgenden Animation gut verfolgt werden, bei der einfach alle Summenaufnahmen der einzelnen Intervalle hintereinander geschaltet wurden.

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Bei den Leoniden 2001 soll der alte Kometenstaubschweif auch visuell sichtbar gewesen sein. Bei den Perseiden 2004 hätte dieser ´Dust Tube´ im Cepheus gelegen. Deshalb wurde zwischendurch die Kamera auf dieses Sternbild gerichtet. Es ist allerdings nichts ungewöhnliches zu entdecken. Die schwache Aufhellung die bei einem Vergleich mit einer späteren Aufnahme die im südlichen Cepheus identifiziert werden konnte, ist vermutlich ein Mintronartefakt.

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Infos zur Parallaxenmessung des hellen Meteors von 00:10:03 MESZ
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Bilder der Leoniden 1999
Bilder der Leoniden 2001
Bilder der Leoniden 2002


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Weitere Mintron-Aufnahmen