Perseiden 2004


gauche.gif


Während der Beobachtung der Perseiden 2004 gab es kaum helle Meteore. In der unteren Animation ist die hellste Schnuppe abgebildet, die in der Maximumnacht vom 11./12.8.2004 mit meiner Mintron aufgezeichnet wurde. Der Fall ereignete sich um 0:10 MESZ. Da der Beobachtungsort im Schwarzwald lag, müsste sie im nordöstlichen Baden-Württemberg durch den Zenit geflogen sein, war aber sicher überall in Deutschland gut zu sehen.

<IMG SRC="nonflash.gif" width=370 height=510 BORDER=3> pers04hm4.gif pers04hm5.gif

Tatsächlich hat sich zu dieser Schnuppe eine Parallelaufnahme von Mario Scheel aus Göttingen gefunden. Nachfolgend ein Vergleich der beiden Bilder:

pers04swa.gif pers04gto.gif

Die Parallaxe ist beträchtlich, so das eine recht genaue Höhenbestimmung möglich war.

pers04sg.gif

Durch die geringe Radiantendistanz der Schwarzwaldaufnahme wurde die Spur gestaucht und die Helligkeit des Meteors erhöht. Dies führte dazu das der Beginn der Meteorspur beim Schwarzwaldbild etwas früher ist, als bei dem Foto aus Göttingen. wenn man die Göttinger Spur nach hinten verlängert ergibt sich ein Schnittpunkt bei 140 km. Damit liegt der Anfang knapp jenseits der durch Ablationsleuchten erklärbaren Obergrenze von 130 km ( siehe auch: http://www.astrode.de/leo2002f.htm und leonid.arc.nasa.gov/leo00.pdf ).
Die Daten sind mit der üblichen Ablationstheorie nicht zu verstehen. Die Ursache ist noch Gegenstand der aktuellen Forschung. Es wird ein elektromagnetischer Plasmaeffekt vermutet.
Bislang gibt es erst wenige Schnuppen bei denen ein Leuchten jenseits der 130km-Grenze nachgewiesen werden konnte. Die meisten davon sind Leoniden. Es wird vermutet, das der Effekt nur bei sehr schnellen Meteoren zum Tragen kommt. Die Leoniden erreichen 72 km pro Sekunde und sind der schnellste bekannte Meteorstrom. Die Perseiden sind mit 59 km pro Sekunde auch sehr schnell, aber da die Energie mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst, liegt die Bahnenergie eines typischen Perseidenmeteors nur bei 2/3 einer gleichgroßen Leonidenschnuppe. Dies führt auch dazu, dass die Perseiden tiefer in die Atmosphäre eindringen können. Das Ende der Spur lag bei einer Höhe von etwa 80 km. Dieser Wert wird bei den Leoniden nur von den allerhellsten Feuerkugeln erreicht.
Das auch Perseiden jenseits von 130 km leuchten können, war schon bekannt. ( siehe: adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-bib_query?2001mete.conf..119K ) Interessant ist in unserem Fall jedoch die relativ geringe Helligkeit der Schnuppe. Sie wurde von mehreren Beobachtern visuell auf lediglich -2 mag geschätzt. Die 140 km zeigen, das bei etwa -2 mag eine Untergrenze für das rätselhafte Höhenleuchten zu liegen scheint, wobei allerdings offen ist, ob die Grenze tatsächlich bei den Meteoren oder beim Equipment liegt.

Nachfolgend das von J. Michelberger ermittelte Rechenergebnis. Die "Fehlerbalken" sind diesmal aufgrund der guten Koordinaten und der großen Basisstrecke mit 330 km sehr klein.

Beobachtungsort A Bad Wildbad (Schwarzwald)
Beobachtungsort B Göttingen
Zeitzone (Beobachtungsorte) 2 (positiv = östlich)
Datum Meteor (Beobachtungsorte) 12.08.04 Donnerstag
Zeit Meteor (Beobachtungsorte) 0:10:03
Datum / Zeit   Meteor (UT) 11.8.04 22:10 Mittwoch
Sternzeit in A 20:06:37
Sternzeit in B 20:12:44
Geografische Länge A [DEG] 8,429 (positiv = östlich)
Geografische Breite A [DEG] 48,710
Höhe üNN A [m] 900
Geografische Länge B [DEG] 9,960 (positiv = östlich)
Geografische Breite B [DEG] 51,518
Höhe üNN B [m] 230
Erdradius [km] 6365,520
Parallaxen-Basisstrecke (kürzeste Entfernung A <--> B) [km] 330,510
Höhe von B über dem A-Horizont [DEG] -1,604
Höhe von A über dem B-Horizont [DEG] -1,371
Azimut von B von A aus beobachtet [DEG] 18,689
Azimut von A von B aus beobachtet [DEG] 199,864
Meteor Anfang Meteor Ende
Rektaszension Meteor von A aus [DEG] 34,000 29,000
Deklination Meteor von A aus [DEG] 47,217 39,517
Rektaszension Meteor von B aus [DEG] 317,650 304,750
Deklination Meteor von B aus [DEG] -3,000 -22,033
Parallaxenwinkel der Meteorbeobachtungen [DEG] 83,012 99,617
Azimut Meteor von A aus [DEG] 53,335 62,976
Horizonthöhe Meteor von A aus [DEG] 32,215 30,110
Azimut Meteor von B aus [DEG] 162,465 178,487
Horizonthöhe Meteor von B aus [DEG] 34,107 16,436
Direkte (kürzeste) Entfernung A ---> Meteor [km] 254,7 155,4
Direkte (kürzeste) Entfernung B ---> Meteor [km] 243,9 266,9
Entfernung A ---> Fußpunkt des Meteors [km] 210,9 132,7 ("gebogen" entlang der Erdoberfläche)
Entfernung B ---> Fußpunkt des Meteors [km] 197,6 252,9 ("gebogen" entlang der Erdoberfläche)
Meteorhöhe am Fußpunkt üNN [km] 140,2 80,2
Geografische Breite des Meteorfußpunkts 49,819 49,241
Geografische Länge des Meteorfußpunkts 10,789 10,059 (positiv = östlich)
Strecke über der Erdoberfläche, die der Meteor überstreicht [km] 83,0 ("gebogen" entlang der Erdoberfläche)
Bahnlänge des Meteors in der Atmosphäre [km] 103,6
Aufleuchtdauer [s] bei einer angenommenen Geschwindigkeit 1,76 bei 59 [km/s]
Scheinbare Gesamt-Bahnlänge des Meteors am Himmel von A [DEG] 8,51
Scheinbare Gesamt-Bahnlänge des Meteors am Himmel von B [DEG] 22,78
Eintrittswinkel über Bahnanfangspunkt (Fußpunkt C) 54,24
Eintrittswinkel über Bahnendpunkt (Fußpunkt D) 53,49
Anmerkungen:
* blaue Zahlen ---> Vorgaben
* rote Zahlen ---> Rechenergebnisse
* grüne Zahl (Erdradius) ---> Vorgabe bzw. aus Ellipsenformel für die Breitenregion der Beobachtungsorte errechnet
"Sichtlinien" der beiden Beobachtungspunkte schneiden sich nicht exakt in einem Punkt. Meteor Anfang Meteor Ende
Die Abweichung bei den eingegebenen Koordinaten beträgt [DEG] 0,07 -0,22


Die Aufleuchtdauer von 1,76 sec geht von einer Geschwindigkeit von 59 km pro Sekunde aus. In der Atmosphäre gab es jedoch durch Reibung eine Abbremsung, so das die Schnuppe 2 Sekunden lang beobachtet werden konnte. Die mittlere Geschwindigkeit muss demnach bei etwa 52 km pro Sekunde gelegen haben.

pB01b.gif pB02b.gif pB03.gif pB04.gif pB05.gif pB06.gif pB07.gif pB08.gif pB09.gif

Die Schnuppe war ausreichend hell um auch chemisch fotografiert werden zu können. Auf den 33 Bildern die zwischen 22:45 und 1:30 MESZ mit einem 28mm Objektiv bei 1600 ASA und f/2,8 entstanden sind, waren nur 4 Schnuppen zu sehen. Ein weiterer Beleg dafür, dass 2004 helle Meteore in der Minderzahl gewesen sind.
8per12c.jpg

Ein weiteres chemisches Foto gibt es von Jürgen Michelberger. Das Bild ist in der Nähe von Wüstenrot bei 9,478 Grad ö.L und 49,065 Grad n.B. auf 550 m Höhe entstanden. Auch diese Aufnahme wurde zur Bestimmung der Meteorbahn verwendet. Für den Endpunkt wurden wieder 80 km ermittelt. Die Verlängerung der Spur nach hinten ergibt einen Schnittpunkt mit dem Schwarzwaldfoto bei 142,2 km Höhe.
perseid04jm.jpg



Infos & Artikel zum Thema aus dem ADS
Weitere Infos und Bilder zu den Perseiden 2004
Bilder der Leoniden 1999
Bilder der Leoniden 2001
Bilder der Leoniden 2002


Hauptseite
email.gif
zurück zur Photogallerie

Weitere Mintron-Aufnahmen