Besuch der Sternwarte Sonneberg 2017
Eine Vortragseinladung führte zu einem Besuch der
thüringischen Stadt Sonneberg. Der Ort ist recht abgelegen im
Bayrisch-thüringischen Grenzgebiet.
Die eher dünne Besiedlung machte den Bau einer Sternwarte
interessant. Die Sternwarte Sonneberg steht auf dem 638 m hohen
Erbisbühl. Sie wurde Mitte der 1920er Jahre auf Initiative
Cuno Hoffmeisters errichtet.
In den 1950er Jahren wurde die Sternwarte
umfangreich ausgebaut. Sie besteht seither aus mehreren, durch
Grünanlagen getrennten, ein- bis zweigeschossigen
Gebäuden mit großzügigen Labor- und
Arbeitsflächen und angesetzten Kuppelbauten für die
Beobachtungsgeräte. Bis Anfang der 1960er Jahre wurden auch
viele neue Instrumente angeschafft und die Anzahl der
wissenschaftlichen Mitarbeiter beträchtlich erhöht.
1960 und 1961 wurden zwei Astrografen mit je 40 cm Durchmesser in
Betrieb genommen. Die wissenschaftliche Arbeit und die
Langzeit-Forschungsprogramme liefen danach bis zum Ende der DDR 1989
weiter. 1989 zählte die Sternwarte Sonneberg 36 Mitarbeiter.
Seit 1938 wirkte Paul Ahnert jahrzehntelang an der Sternwarte. An
Ahnert erinnert noch das kleine
Ahnert-Observatorium an dem er bis zu seinem Tod beobachtet haben soll.
Der Gründer der Sternwarte
und Pionier der Veränderlichenforschung Cuno Hoffmeister wird mit einer Büste geehrt.
Nach der Wende sollte die Sternwarte Sonneberg geschlossen
werden. Seit
dem 1. Januar 2004 wird die
Sternwarte vom Zweckverband Sternwarte Sonneberg und der Firma 4pi
Systeme - Gesellschaft für Astronomie und
Informationstechnologie mbH
weitergeführt. Die Firma, die im Jahr 2000 von ehemaligen
Mitarbeitern
der Sternwarte Sonneberg gegründet wurde, entwickelt mit
zwölf
Mitarbeitern (1/2004) Software zum Betrieb astronomischer Fernrohre.
Im Jahre 1998 wurde im ältesten Gebäude der
Sternwarte ein Astronomiemuseum eingerichtet. Das Museum
zählte im Jahre 2003 etwa 5000 Besucher.
Das
Astronomiemuseum der Sternwarte steht
interessierten Besuchern, insbesondere Amateurastronomen und
Schülern
offen, um sie in populärwissenschaftlichen Veranstaltungen mit
der
Geschichte und neueren Erkenntnissen auf den Gebieten der Astronomie
und Astrophysik bekannt zu machen.
Vortragssaal.
Aufnahmekameras für die Himmelsüberwachung. Neben den Kameras war direkt die Dunkelkammer in der die frischen Aufnahmen entwickelt wurden.
Das Arbeitszimmer von Cuno Hoffmeister ist im Museum weitgehend original erhalten. Links eine seiner ersten Plattenkameras. Aus Hoffmeisters Zeit sind noch originale Beobachtungsbücher erhalten.
Einer der 16 Zoll Astrografen wurde ausgebaut und steht heute im Museum. Auf der Höhe des Brennpunktes demonstriert eine Milchglasscheibe die Bildebene.
Die Anlage ist sehenswert. Wäre Sonneberg nicht so abgelegen könnte sie eine Besuchermagnet sein. Hauptinstrument der Sternwarte war 1926 zunächst ein 135-mm-Refraktor mit verschiedenen Himmelkameras. Der Refraktor von 1926 sowie das 60-cm-Cassegrain-Spiegelteleskop stehen heute Besuchern im Rahmen öffentlicher Beobachtungsabende zur Himmelsbeobachtung zur Verfügung.
Der Refraktor von 1926 war zunächst ein Privatinstrument von Hoffmeister. Es wird heute für die öffentliche Sonennbeobachtung eingesetzt. Die Mechanik steht auf einer Glockensäule und ist weitgehend original erhalten.
1938
kam ein Astrograph mit 400 mm Objektivdurchmesser und 1600 mm
Objektivbrennweite als neues Hauptinstrument zum Einsatz, das 1945 aber
demontiert wurde. In der Sternwarte stehen heute zwei
Cassegrain-Spiegelteleskope mit 60 cm Durchmesser, ein Schmidt-Teleskop
mit 50 cm Durchmesser und zwei Astrographen mit je 40 cm Durchmesser.
Die Sternwarte Sonneberg verfügt
heute (noch) über das zweitgrößte
Astroplatten-Archiv der Erde, das eine wertvolle Informationsquelle
für die Veränderlichen-Forschung ist. Es umfasst
über 270.000 Fotoplatten, die die Veränderungen am
nördlichen Sternenhimmel über mehr als 70 Jahre
abbilden. Außerdem sind im Archiv ca. 5000 Fotoplatten des
südlichen Himmels, die Cuno Hoffmeister auf mehreren
Expeditionen in Bolivien und Südafrika zwischen 1926 und 1959
aufgenommen hat. Mehr als ein Viertel aller bekannten
veränderlichen Sterne der Milchstraße wurden bisher
mit Hilfe der Sonneberger Astroplatten entdeckt.
Die Digitalisierung ist im Gang, aber noch nicht
abgeschlossen. Langfristig wäre eine Nutzung via Internet
wünschenswert.
Die
Besichtigung der Anlage verteilte sich auf mehrere Stunden. Vielen Dank
an die Mitarbeiter von 4pi und dem Astronomie-Museum
für die interessanten Einblicke!
Nach dem Besuch der Sternwarte gab es noch Zeit für etwas
touristisches Programm. Sonneberg war früher als Zentrum der
Spielwarenindustrie bekannt. Daran erinnert heute das dt.
Spielwarenmuseum.
Viele Kleinfunde aus der Antike waren Spielwaren. Das ist heute nur selten bewußt.
In der DDR wurde die
Spiewarenindustrie weitergeführt. Interessanterweise gab es
westliche Luxusautos als Spiewaren , auch wenn sie für die
Erwachsenen in der DDR nicht erhältlich waren.
Twin-Towers in New York mit Flugzeugen.
Am interessantesten waren die Kunstwerke aus Lampenglas.
Wer dieses
Material beherrscht, hat eine
große gestalterische Freiheit.