Vereinsausflug nach Wien 2018 IV
Während der Stadtrundfahrt führe der Weg auch am
Naturkundemuseum vorbei, das am Folgetag
auf der Zielliste stand. Das Naturkundemuseum bildet
zusammen mit dem spiegelbildlich gebauten Kunsthistorischen Museum den
Maria-Theresia-Platz.
Das Denkmal der Kaiserin steht zwischen den Bauten.
Maria-Theresia sagte einmal, ihre größte Leistung sei es gewesen, stets auf ihre fähigen Berater gehört zu haben. Ungewöhnlich für ein Herrscherdenkmal ist, dass die Berater gleich mit verewigt wurden. So ist im späten Absolutismus schon der Geist der Aufklärung zu spüren. An den 4 Seiten befinden sich die Kanzler ihrer Regierungszeit und auf den Pferden sitzen die wichtigsten Offiziere. Auf den Foto unten ist der Fürst Kaunitz zu sehen, der damals als der führende Politiker Österreichs galt.
Das naturhistorische Museum ist ein historistischer Prunkbau. Der Treppenaufgang übertrifft in seiner Pracht die meisten barocken Schlösser. Die Alte Pinakothek in München oder das Museum in Gotha stammen aus der gleichen Zeit und waren ebenfalls ambitioniert. Dennoch sind sie im Vergleich nur bescheidene Hütten.
Berühmt ist das Naturkundemuseum für seine Meteoritensammlung. Einige der größten Meteoriten der Welt sind hier ausgestellt. Vitrine an Vitrine reihen sich die Steine. Natürlich gibt es viele Schliffe mit Widmanstätten-Figuren.
Ein
Highlight sind die recht großen Stücke von 8
Marsmeteoriten.
Die Steine haben alle eine unterschiedliche Zusammensetzung
was man auch mit dem bloßen Auge sofort sehen kann.
Die Grundlage für die Mineraliensammlung bildeten Edelsteine aus den kaiserlichen Schatzkammern. Ein Edelsteinblumenstrauß den Maria-Theresia ihrem Mann schenkte, blieb als Kunstwerk erhalten.
Die Tierpräparate decken einen weiten Bereich ab. Es gibt Schnecken, Insekten, Skorpione, Schlangen und Reptilien.
Gaviale können eine erstaunliche größe erreichen. Dieses Exemplar übertrifft jedes Krokodil das ich je gesehen habe.
Der Riesensalamander erinnerte irgendwie an Karel Capeks ´Krieg mit den Molchen´. Er ist jedoch nicht ausgestorben sondern ein noch heute lebendes Geschöpf.
Um den Titel ´Größter Süsswasserfisch der Erde´ streiten sich der etwa 5m lange heimische Wels und der südamerikanische Pirarucu. Beide waren ausgestellt.
Aber auch große Säugetiere sind ausgestellt. U.A. gibt es ein Skelett der wenige Jahre nach ihrer Entdeckung ausgerotteten Stellerschen Sehkuh. Sie war verwand mit dem Elefant und ist die einzige Sehkuh die in den kalten Gewässern des Nordmeeres überleben konnte. Neben dem Elefanten sind auch Skelette des ausgestorbenen verwandten Mammuts zu sehen.
Die
Sammlung an Fossilien ist ohne echte Highlights.
Das lag sicher auch am fehlenden Kolonialreich.
In der Donaumonarchie gab es keine Wüsten mit gut erhaltenen
Saurierskeletten. Bei den ausgestellten Dinos handelt es sich
weitgehend um Repliken. Das gilt auch für den Archaeopteryx.
Wien hat kein Original des Urvogels aber ein paar schöne
Flugsaurier
und einen beachtlichen Iguanodon.
Fliegende Fische haben sich in der Erdgeschichte mehrfach unabhängig entwickelt. Die oben versteinerten Exemplare sind wieder ausgestorben.
Am meisten beeindruckt hat die vorgeschichtliche Sammlung. In Wien liegen die Originalfunde der Ausgrabungen in Hallstatt. Die Sammlung aus der späten Eisenzeit ist einmalig. Im salzhaltigen Gestein haben sich auch vergängliche Materialien erhalten. So z.b. die Körbe mit denen das Salz aus dem Stollen transportiert wurde.
Neben den Funden aus Hallstatt gibt es auch bedeutende Stücke aus der Bronzezeit.
Aus dem Paläolithikum stammt die
Venus von Willendorf.
Sie ist das bekanntestes Fundstück im Naturhistorischen
Museum. Die Venus ist eine 1908 entdeckte, rund 11 cm große
und knapp 30.000 Jahre alte Venusfigurine
aus Sedimentgestein.
Das Original ist für die Menschheitsgeschichte einmalig und
unvergleichlich.
Sie zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Venus von Willendorf ist eine der ältesten Abbildungen
eines Menschen und wird als so kostbar angesehen, dass lange Zeit nur
eine Kopie im Museum ausgestellt war. Anlässlich des 100.
Jahrestages des Fundes wurde sie im Niederösterreichischen
Landesmuseum und am Jahrestag selbst an ihrem Fundort gezeigt. Seit dem
wird sie als Original in einer im Naturhistorischen Museum
eingerichteten Tresor-Vitrine ausgestellt. Der Raum ist abgetrennt und
trägt nur die Überschrift ´Venus´
was bei der Berühmtheit des Fundes wohl ausreichend
aussagekräftig ist.
Den Abschluss des Rundgangs bildete eine Sonderausstellung zur
Rosettamission. Beim Lander Philae hatte Österreich einige
Bauteile geliefert.
Erwähnt wurde besonders die Wärmeschutzfolie.
Ein sehr detailliertes Modell von
67P/Tschurjumow-Gerassimenko stand im
Mittelpunkt der Ausstellung. Es wurde von allen Seiten fotografiert.
Daneben gab es zahlreiche Fotos und Schautafeln mit
Erklärungen.